Der emeritierte Professor für Deutsche Geschichte wirft im ersten Teil seines Buches einen Blick auf die Geschehnisse des Jahres 1945. Pätzold schildert detailliert die Entwicklungen und Erfahrungen in Deutschland, in den besetzten Gebieten und an der Kriegsfront. Er betrachtet die Verhandlungen von Jalta über die Zukunft Deutschlands, den Vormarsch der Alliierten über den Rhein und den Tod Hitlers. Immer wieder stellt er die Frage, welche Anstrengungen und Opfer es bedurfte, um den Krieg so lange fortzuführen. Weshalb hat man in der deutschen Gesellschaft und unter den Militärs den Befehlen Hitlers selbst in aussichtsloser Lage weiter Folge geleistet? Der Autor nennt eine Reihe von Gründen: die andauernde Propaganda, Strafandrohungen bei Befehlsverweigerung, den Glauben an eine Wende, die Furcht vor „Bolschewisten“ und das Fehlen eines zivilgesellschaftlichen „Kristallisationskernes“ (17), der Widerstand hätte ermöglichen können. Im weiteren Verlauf des Buches betrachtet Pätzold zeitgenössische Kontroversen und fragt, worauf sich die heutigen Erinnerungen beziehen, auf welche Art und Weise die Vorkommnisse von damals interpretiert und welche Teile der Geschichte ausgeblendet werden. Er hinterfragt die Debatten über die Bombardierungen deutscher Großstädte in den letzten Kriegsmonaten, die „Befreiung“ Deutschlands, den „8. Mai“, die „Deutschen als Opfer“ und schließlich Götz Alys These vom „nationalen Sozialismus“. Die Aufsatz- und Vortragssammlung ist ein Plädoyer dafür, die Darstellung und Interpretation des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges nicht zu ent-historisieren und die realen Interessen der Beteiligten nicht verschwinden zu lassen.