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Amerika schaut in einen Spiegel. Der Sturm auf das Kapitol, seine Ursachen und Wir

11.02.2021
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Dr. Bruno Heidlberger

Foto von Geralt Pixabay Trumpfrisur Vogel"Trump, wie auch der Sturm auf das Kapitol, sind ein Produkt der sozialen Medien", schreibt der Autor. Foto: Gerd Altmann (geralt) / Pixabay.

 

Der Aufstieg Donald Trumps und der Sturm auf das Kapitol 2021 sind nur als Endpunkt einer politischen Entwicklung zu verstehen, die 1968 begann und die zurückliegenden 30 Jahre medial und kulturell dominierte, so die These Bruno Heidlbergers. Sie seien Symptome einer antiliberalen Konterrevolution von rechts, die sich gegen die offene Gesellschaft richte, ein Reflex auf Globalisierung und Modernisierung sowie Ausdruck eines globalen Kampfes zwischen emanzipativem Liberalismus und nationalem Autoritarismus. Der Sturm markiere eine Zäsur – für Amerika und die Glaubwürdigkeit der liberalen Demokratie in der Welt.

Ein Essay von Bruno Heidlberger

Der Aufstieg Donald Trumps und der Sturm auf das Kapitol 2021 sind nur als Endpunkt einer politischen Entwicklung zu verstehen, die 1968 begann und die zurückliegenden 30 Jahre medial und kulturell dominierte, so die These Bruno Heidlbergers. Sie seien Symptom einer antiliberalen Konterrevolution von rechts, die sich gegen die offene Gesellschaft richte, ein Reflex auf Globalisierung und Modernisierung sowie Ausdruck eines globalen Kampfes zwischen emanzipativem Liberalismus und nationalem Autoritarismus. 

„Nichts wird uns stoppen[, …] sie können es versuchen und versuchen und versuchen, aber der Sturm ist hier und steigt auf D.C. herab in weniger als 24 Stunden […] Dunkelheit zu Licht!“1 Das schrieb die Veteranin der US-Luftwaffe Ashley Babitt auf Twitter, einen Tag später war sie tot, erschossen bei dem von ihr angekündigten Sturm. „Weltweites Entsetzen nach dem Sturm auf das Kapitol“ titelt der Tagesspiegel zwei Tage nach dem Aufstand gegen die amerikanische Republik, der, anders als die Black-Lives-Matter-Demonstrationen, kaum auf Gegenwehr stieß. Offenbar kollaborierten etliche Polizisten mit den Eindringlingen. Joe Biden sprach von einem der dunkelsten Tage in der Geschichte der Vereinigten Staaten – der Führungsmacht der westlichen Welt. Eine solche Lage gab es zuletzt 1814 bei der britischen Invasion in Washington als das Kapitol brannte. Für Daniel Ziblatt, Professor für Regierungslehre in Harvard, war der Angriff der „dramatischste innenpolitische Moment in den vergangenen 150 Jahren.“2 Als der Sturm losbrach sah die Welt völlig irritiert und gebannt zu. Kaum jemand hielt es für möglich, was er da sah: dass Trump wirklich ernst macht, obwohl der Ausbruch der Gewalt angekündigt und absehbar war.

Es war kein Putsch

Nicht allein Trump und seine Berater mobilisierten bereits vor dem Wahltermin zum „Widerstand“3 mit aufrührerischer Rhetorik gegen den prognostizierten „Wahlbetrug“, sondern auch Rechtsextremisten. Das FBI war vorgewarnt, aber ignorierte die Warnung. Verschwörungstheorien aus den sozialen Netzwerken spielten eine entscheidende Rolle. Fox News, One America News Network, Newsmax und vor allem Twitter halfen mit, die „tödlichen Ereignisse vom 6. Januar anzufachen,“4 wie 350 Mitarbeiter von Twitter erklärten. Trump twitterte am 19. Dezember über „den großen Protest am 6. Januar“, „wild werde es da zugehen“.

Trumps ehemaliger Sicherheitsberater Michael Flynn gehört zu jenen Republikanern, die Gewalt gegen das Wahlergebnis legitimierten. 70 bis 80 Prozent der Republikaner waren vom Wahlbetrug überzeugt. Trump forderte in seiner Rede dazu auf, Amerika zu „retten“. Etwas, was man nicht mit „Schwäche“ tue: „Ihr müsst stark sein“ und „wie der Teufel kämpfen“5. „Stürmt das Kapitol“ kam in den 30 Tagen vor dem 6. Januar laut New York Times in 100.000 Postings im Netz vor6.

Zur Sicherung seiner, und der Macht einer schwindenden weißen Mehrheit, scheint Trump und seinen Anhängern jedes Mittel recht, auch ein Blutbad: „We respect the law; we are good people. [….] We want our country back. We are protesting for freedom right now“7, brüllte ein selbsternannter Patriot ins Mikrofon. Trump verfolgte live die Ereignisse von seinem „Situation Room“, während Kimberly Guilfoyle, die Freundin von Donald Trump JR, einen Tanz aufs Parkett legte. Kurz darauf richtete Guilfoyle sich an die Trump-Fans vor dem Kapitol: „Ihr seid gekommen, um das Richtige zu tun: kämpfen!“

Anwesend waren auch Ivanka und Eric Trump, Trumps Pressesprecherin, sein Stabschef Mark Meadows und Agenten des Secret Service8. Kurz nach 14 Uhr stürmten Wutbürger das Kapitol, viele Abgeordnete mussten um ihr Leben fürchten. Gegen 17 Uhr rief Trump seine Anhänger auf nach Hause zu gehen und bedankte sich für ihre Unterstützung. Vier Stunden benötigten die Sicherheitskräfte, um den Sitz des Kongresses unter Kontrolle zu bringen. Um 20 Uhr wurde Joe Biden vom Kongress als neuer Präsident bestätigt. Die Polizei hat versagt, die Demokratie gesiegt. Die Demokraten bewerten die Ereignisse als „Anstiftung zum Aufstand“. Nur 10 von 211 republikanischen Abgeordneten sahen das auch so.

Die Feinde der offenen Gesellschaft ernst nehmen

Dass es so weit kommen konnte, damit hatten die wenigsten gerechnet, obwohl Trump immer wieder eindeutig erklärte, dass er sich ‚seinen Wahlsieg‘ nicht nehmen lasse und mit seiner Rede – mit der Aufforderung in Richtung Kapitol zu ziehen – am Mittwoch die Ausschreitungen auslöste. Seine Reden und Signale waren eindeutig an die rechtsextremen Verfechter von angeblich ‚weißer Überlegenheit‘ gerichtet: ‚Proud boys stand back and stand by‘. Wollte Trump das Chaos – um den Notstand auszurufen, um an der Macht bleiben zu können? Wollte Trump das Parlament „völlig handlungsunfähig“ machen und „zugleich ein unkontrolliertes Blutbad“ anrichten, wie der Historiker Wolfram Siemann vermutet9.

Hierzu passt Trumps mehrfache Ankündigung, man werde sich am 6. Januar noch wundern. In den vergangenen Wochen hatte Trump Schlüsselpositionen bei Militär und CIA neu besetzt. Die zehn letzten Verteidigungsminister warnten indes vor dem Einsatz des Militärs während des Wahlkampfes. Zeugenaussagen und Videos machen deutlich: Die Eindringlinge wollten nicht nur die Parlamentarier unter Druck setzen. Sie suchten Nancy Pelosi, die oberste Demokratin im Kongress, und nach republikanischen ‚Verrätern‘, wie Mike Pence. Trump hatte seinen Vize zuvor aufgefordert, die formelle Bestätigung des Wahlsiegs von Joe Biden durch den Kongress zu verhindern. Pence hatte sich geweigert. Daraufhin grölten Trump-Anhänger: ‚Hängt Mike Pence‘10. Dieser sollte an einem Baum vor dem Kapitol hängen. Ein Galgen war bereits errichtet. Nur wenige Sekunden später wären die Milizionäre in Sichtweite von Pence gekommen, den der Secret Service mit seiner Frau in ein Versteck führte.

Auffällig war, wie gut sich viele Randalierer auskannten. Es gibt Hinweise, dass einige Republikaner am Tag vor dem Sturm größere Gruppen durch das Kapitol geführt hätten. Einige der Randalierer waren zu allem bereit – zu töten und auch zu sterben. Sie bedienten sich starker Symbole: der Flagge der USA, der Kriegsflagge der Föderalisten, dem Symbol für Sklaverei und Rassismus, Flaggen mit Aufdrucken ‚Blue Lives Matter‘, der Gladsden flag mit dem Wahlspruch ‚Dont tread on me‘, dem umgedrehten Sternenbanner – einem Symbol für Umsturz. Diese Gewalttäter waren keine entfesselten „Rabauken“11. Sie spielten, wie der Amerika-Experte Andrian Keye betont, mit dem „kollektiven Unterbewusstsein“ und wussten um die Macht der Bilder und ihrer dauerhaften Wirkung. Und dem damit verbundenen Schockwert. Ihren Ursprung hätten diese Bilder in der „amerikanischen Ölmalerei, die schon Jahrhunderte vor Trump ein idealisiertes Zerrbild des Landes feierte“12.

Die Aufständischen exekutieren den Willen Trumps. Sie wollten den demokratischen Prozess mit aller Gewalt umkehren. Der Sturm auf das Kapitol hatte einen Vorlauf und war absehbar. Anhänger von Trump hatten bereits Ende April geübt. Sie stürmten das Parlament von Michigan, bedrohten, bewaffnet mit Sturmgewehren, Abgeordnete und forderten sie auf, die stay-at-home-Verordnung zurückzunehmen. Zuvor hetzte Trump seine Leute auf, sich ihre Freiheit zurückzuholen: „Liberate Michigan, Liberate Minnesota, Liberate Virginia.“13

Der gewaltsame Sturm auf das Kapitol markiert eine Zäsur. Nicht nur für Amerika, auch für die Glaubwürdigkeit der liberalen Demokratie in der Welt. Ein Putsch fand indes nicht statt, aber ein Aufstand gegen die Wahrheit, die offene Gesellschaft, gegen kulturelle und ethnische Vielfalt, demokratische und rechtliche Gleichheit und Kosmopolitismus. Die amerikanischen Institutionen mit ihrer demokratischen Tradition haben aber Schaden genommen. Was bleibt sind die demütigenden Bilder von Gewalt, die Verunsicherung und die Angst. Einen Tag danach machte Trump klar, das war noch nicht das Ende: „All meine wundervollen Anhänger, ich weiß, dass ihr enttäuscht seid, aber ich will, dass ihr wisst, dass unsere unglaubliche Reise erst begonnen hat.“14

Trump weiß, dass seine Anhänger weiter an ihn glauben. Sie sind Teil einer globalen konservativen Revolution, die nicht so schnell verschwinden wird. Und die Republikaner wissen, dass Trumps Wählerbasis zu ihm stehen wird. 45 Prozent der republikanischen Wähler haben den Angriff unterstützt und 138 Kongressabgeordnete haben die Wahl Bidens nicht anerkannt. Der Sturm auf das Kapitol ist kein zufälliges Ereignis, sondern Ausdruck eines globalen Kampfes zwischen emanzipativem Liberalismus und nationalem Autoritarismus.

Im Internet feiern die Aufständischen und ihre Unterstützer in Deutschland, trotz aller Kritik, die Tat als „legitimen demokratischen Akt, der moralisch zum Widerstand berechtigt“15, wie der Sprecher der Identitären Bewegung Österreich, Marin Sellner. Sie fühlen sich als Patrioten, die die Freiheit vor einer angeblich korrupten Elite schützen müssen. Dabei glauben sie an ihre rechte Revolution – auch ohne Trump.

Trump, ein Kunst- und Medienprodukt

Trump, wie auch der Sturm auf das Kapitol, sind ein Produkt der sozialen Medien und der Zerstörung des öffentlichen Raums. Trump selbst ist ein Kunst- und Medienprodukt einer digitalen Revolution, die ihn in einer Fernseh-Reality-Show zu einer einflussreichen TV-Persönlichkeit und als Twitter-Autokraten mächtig gemacht hat. Verschwörungstheorien wurden vor allem von QAnon-Trump-Unterstützern während Trumps Wahlkampfes verbreitet, wie etwa, Joe Biden sei pädophil. Auch der Sohn von Trump teilte auf Instagram diesen Vorwurf. Republikanische Anhänger von QAnon kandidierten, um Amerika angeblich vor dem Sozialismus zu retten. Nach einer aktuellen Umfrage glaubt jeder dritte Republikaner-Wähler, die QAnon-Erzählung sei wahr16.

Vor den Wahlen meldete sich ‚Q‘ mit der Botschaft No. 4627, wonach die Demokraten den Satan verehrten: ‚Eine Partei löscht Gott aus‘. Auch Trump teilte einen Tweet, in dem George Soros beschuldigt wird, hinter der Black-Lives-Matter-Bewegung zu stehen. In einem Interview verkündete Trump, Joe Biden werde von ‚dunklen Mächten gesteuert‘17.

In der aus dem englischsprachigen Internetforum 4chan im Oktober 2017 entstandenen QAnon-Bewegung gibt es keine Begrenzung durch Fakten und wissenschaftliche Falsifikation. Der Fantasie ist, wie in der Welt der Märchen, keine Grenze gesetzt, der Besitzanspruch auf eine eigene Realität erhoben. Jake Angeli, der Büffelmann, in seiner Heimatstadt Phoenix, Arizona, als „QAnon-Schamane“ bekannt, hat, wie Andrian Keye notiert, nicht nur ein Buch über den „Deep State“ geschrieben, sondern bietet auch Kurse wie „spirituelle Reinigung“ oder „Eintritt in die göttliche Matrix“ an. Angeli beschreibe, „wie es irgendwann Klick gemacht und er plötzlich den Lauf der Welt verstanden habe“18.

Der Sozialdarwinist Trump macht infantile Machtträume wahr

„Der amerikanische Spieleentwickler Adrian Hon verglich QAnon mit sogenannten Alternate-Reality-Games“, notiert die Zeit-Journalistin Sophie Garbe, „bei denen reale Ereignisse mit einem Strategiespiel verschmolzen werden.“ Theorien lassen sich weiterspinnen und reale Ereignisse darin verweben. Die Gemeinde ist der Resonanzboden, nicht die Wissenschaft. So erzeuge QAnon einen „spieleähnlichen Sog“, eine „Sucht“: Das Gefühl, dass man mehr wisse als andere mache abhängig19.

In dieser geschlossenen Gedankenwelt haben diese Menschen Erweckungserlebnisse, die an Sekten erinnern. Man könnte QAnon als Teil eines kollektiven Willens zur eigenen gefühlten Wahrheit, zum eigenen Wahn und zur Leugnung des Realitätsprinzips, ansehen und Donald Trump als ihren Star. In einem Land, das durch radikalen Individualismus, extreme Religiosität und durch Hollywood mit ihren Superhelden geprägt ist, sei Trump der ideale Entertainer, der nicht mehr auf Fakten, sondern auf Fantasy setzt. Jemand, der gottähnlich, jenseits moralischer Skrupel erlaubt, Affekte und Ressentiments auszuleben und gleichsam gottähnlich agiert. Jemand, der infantile Machtträume scheinbar wahr macht. Dieses irrationale Gemisch macht die politische Schlagkraft und die Gefährlichkeit dieser Bewegung aus.

Die magisch denkenden Wähler wählen einen magisch denkenden postmodernen Entertainer, der Wohlstand für alle verspricht, aber Sündenböcke, Sozialdarwinismus und noch mehr soziale Ungleichheit liefert. Er „predigt Nationalismus statt Kosmopolitismus, er ist das Volk und nicht sein gesichtsloser Repräsentant, er ist nicht gewählt, sondern erwählt,“ bemerkt Torsten Körner in seinem Essay Das Zeitalter der Clowns. „Schon Adolf Hitler und Mussolini“ seien „von Zeitgenossen als Clowns beschrieben worden“20, die zu Beginn von niemandem ernst genommen wurden.

Im Jahr 2007, als Trump für viele noch als Witzfigur galt, hielt er seinen jüngsten Sohn Barron in die Kamera: „Mein Sohn Barron ist stark, clever, zäh, bösartig, gewalttätig und smart – das sind ideale Voraussetzungen, um ein Unternehmer zu werden.“21 Trump versteht die atomisierte Gesellschaft als Ort der natürlichen Auslese, als Ort des survival of the fittest. Er schimpft unentwegt auf die haters and losers; big shots, wie ihm, könne das Virus nichts anhaben. In Tennessee forderte eine Demonstrantin: ‚Sacrifice the weak!‘ Die USA sind das Land mit den weltweit am meisten bestätigten Corona-Fällen und fast 400.000 Toten – mit über 3.000 Toten täglich (Stand Jan. 2021). In Washington D.C. haben die Restaurants immer noch geöffnet. Die Hälfte Amerikas ist vom sozialdarwinistischen Ich-zuerst-Virus schon lange infiziert, der nur eigene Interessen kennt – vor allem die Reichen, die sich schamlos bereichern22.

Damit folgen Trump und viele seiner Anhänger Ayn Rand, der Ikone des Marktfundamentalismus. Die 1926 von Russland nach Amerika geflohene Rand, vertritt einen Marktfundamentalismus, der im Sozialstaat und einer Krankenversicherung bereits den Sozialismus erblickt. „US-CEOs haben lange von Trump profitiert, doch schwenken nun kurz vor dem Ende der Präsidentschaft radikal um. Deutlich zu spät, finden Kritiker“, notiert das Handelsblatt. Am Anfang von Trumps Amtszeit seien „CEOs gern bereit“, gewesen „sich in diversen Gremien mit Trump zu treffen“. Zu gut war „die Chance, nach Jahren von Regulierungsoffensiven und höheren Steuern die Wirtschaftspolitik in ihrem Sinne zu beeinflussen“, heißt es weiter. Trumps rassistische Äußerungen im Wahlkampf, seine sexuellen Übergriffe und Lügen – alles schien vergessen. „Das passiert, wenn wir unsere moralischen Prinzipien unseren vermeintlichen Geschäftsinteressen unterordnen“, sagte etwa der Chef der Ford Foundation, Darren Walker, der New York Times23..

Seit 1989 hat eine gewaltige Umverteilung von unten nach oben stattgefunden, bei der eine kleine Elite Superreicher überproportional profitiere. Unter Trump wurde die Schere noch größer. Während die obere weiße Mittelschicht zu den Gewinnern zählt, hat die untere Mittelschicht längst den Anschluss verloren. „Vier von zehn Amerikanern“, bemerkt Bernd Ulrich, „geben an, sie wüssten nicht, wie sie eine unerwartete Ausgabe von mehr als 400 Dollar bezahlen sollten.“24 Trump und QAnon sind Symptome einer geistig und moralisch verwirrten Gesellschaft. Und sie sind zugleich Instrumente der reaktionären Rechten im Gewande von Gerechtigkeit und Freiheit, um liberale Errungenschaften zurückzudrehen und die soziale und ethnische Spaltung der Gesellschaft weiter zu vertiefen.

„Ich mag den Typen, der spricht meine Sprache“

Der Egomane Donald Trump, der sich nach Berichten seiner Nichte Mary, „wie ein dreijähriges Kind unter Liebesentzug verhält“, ist ein Repräsentant des autoritären narzisstischen Charakters, der es den von ihm verachteten liberalen und intellektuellen Eliten endlich mal zeigen wolle. Selbst tief gekränkt und sich immer wieder zum Opfer stilisierend, mache er sich zum Stellvertreter von Millionen Abgehängter. Er bestätige und schüre ihre Ressentiments. Die Kindheit von Trump sei „ein Alptraum gewesen mit Traumata, zerstörerischen Beziehungen und einer tragischen Kombination von Vernachlässigung und Missbrauch.“ Als sein Vater im Sterben lag, sei er ins Kino gegangen. Trumps Ego sei „eine äußerst fragile Barriere zwischen ihm und der realen Welt“ – das sei „schon immer so gewesen,“ schreibt Mary Trump in Too Much and Never Enough: How My Family Created the World’s Most Dangerous Man.

Da er schon immer viel Geld und Macht hatte, habe er sich mit diesem Problem nie auseinandersetzen müssen. „Angesichts eines extrem fordernden Vaters sei Lügen für Donald Trump eine Verteidigungsstrategie gewesen, ‚um zu überleben‘“. Ethische Prinzipien und moralische Werte seien ihm fremd25. Für Trump sei Würde des Menschen nur die eigene Hochachtung des eigenen Selbst. Nicht die ‚Lügenpresse‘, sondern seine Nichte, die promovierte Psychologin Mary Trump warnte, Trump sei der „gefährlichste Mann der Welt.“26 Auch seine Schwester, Maryanne Trump Barry, habe über die ‚gottverdammten Tweets und Lügen‘ ihres Bruders geklagt. ‚Donald ist grausam‘, sagt die 83-Jährige.

Trumps Persönlichkeit entspricht den von dem amerikanischen Psychoanalytiker Heinz Kohut beschriebenen Merkmalen eines pathologischen Narzissten mit einem schwachen Selbst, welches nur über die Vortäuschung der eigenen Grandiosität stabilisiert wird27 und immer Bestätigung benötigt. In seiner Analyse der Rundfunkreden von Martin Luther Thomas, einem faschistischen Prediger der 1930er-Jahre, schreibt Adorno, der faschistische Führer gebe ein „Modell“ für das Verhalten, das seine Anhänger nachahmen sollen: „Sie sollen sich nicht zivilisiert benehmen, sie sollen schreien, gestikulieren, ihren Gefühlen freien Lauf lassen.“ Das löst Spannungen zwischen dem, was man sagen dürfe und dem was man sagen wolle. Der Faschismus verspreche emotionale Erleichterung und lebe „von dem Mangel an emotionaler Befriedigung in der Industriegesellschaft“ sowie davon, dass er „den Menschen jene irrationale Genugtuung verschafft, die ihnen durch die heutigen sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse vorenthalten“28 werde.

Er spricht die Sprache der sozial und kulturell Ausgeschlossenen und Frustrierten. So wie es ein junger Mann im Swing State Pennsylvania kondensiert: „Ich mag den Typen, der spricht meine Sprache.“29 Finales Ziel des „Gefühls-Befreiungs“-Tricks ist „die Begünstigung und Unterstützung von Ausschreitung und Gewalttätigkeit“30.

Für Rechtsextremisten, QAnon, Querdenker und Evangelikale gilt Trump als Anführer einer Kulturrevolution gegen die liberalen Errungenschaften von 1968, als ihr Erlöser, der die Welt von dem ‚tiefen Staat‘ befreit – von der ‚Bande‘ aus Liberalen, Linken und Kosmopoliten – den Erben von französischer Revolution und Aufklärung. Am angeblichen ‚Deep State‘, der eine Diktatur errichten wolle, sei die ‚globale Bankenelite‘, die Juden, beteiligt. Diese Theorie ist zutiefst antisemitisch und zielt als Kampfbegriff auf die linksliberalen und kosmopolitischen Eliten, im Kern auf den emanzipativen Liberalismus. Es ist aber nicht so, „als besäße die Rechte ein Monopol auf das Gefühl, von Mächten beherrscht zu werden, auf die Bürger keinen Einfluss“ hätten, bemerkt Thomas Assheuer in Die Zeit. „In der linken Version“ trage „der Dämon den Namen Finanzkapitalismus, und auch sie komme nicht ohne eine – wenngleich realistisch klingende – Verschwörungsfantasie aus“31.

Wie Deutschland ist auch US-Amerika in den vergangenen Jahrzehnten bunter, diverser und kulturell liberaler geworden. Während der eine Teil moderne und weltoffene Ansichten vertritt, verteidigt der andere religiösen Fundamentalismus und Nationalismus aus Überzeugung. Die Republikaner verlieren zunehmend ihre Wählerschaft. Im Jahre 2050 könnten die Weißen erstmals eine Minderheit sein und ihre kulturelle Hegemonie verlieren. Trumps Anhänger erlebten den Wahlkampf umso mehr als eine Art ‚ Showdown‘ um die weiße Vorherrschaft.

Der „weiße Mann“ befürchtet seinen Niedergang

Trump hat die Spaltung des Landes nicht geschaffen, sondern die bereits bestehende rücksichtslos ausgenutzt und vertieft wie nie zuvor. Er hat die Sorgen und Ängste seiner Mitbürger in eine Waffe gegen die demokratischen Institutionen verwandelt. Die weiße Revolte ist das Ergebnis einer systematischen Politik der Hetze und Spaltung, des Schürens von Neid und Ressentiments. Trump ist kein Ausrutscher, sondern der vorläufige Höhepunkt einer Geschichte der autoritären Verführung, die ihren Anfang in den 1960er-Jahren nahm32. „Das Trump-Lager ist das Ergebnis einer lange laufenden Mobilisierungsstrategie der Republikaner“, konstatiert der Demokratieforscher Daniel Ziblatt. Die Partei habe „mit nationalistischen Themen und den Ressentiments des weißen, christlichen Amerikas seit vielen Jahren gespielt, und zwar sehr erfolgreich“33. So konnte der weiße Nationalismus mächtig werden.

Damit folgt die Partei Carl Schmitt, dem Vorbild der Neuen Rechten und seinem Verständnis von Politik – der Unterscheidung von Freund und Feind. Eine Unterscheidung, die keineswegs metaphorisch gemeint ist. Der Liberalismus erscheint damit als das zu bekämpfende feindliche System. Lüge, Hetze und Macht, statt Wahrheit, Solidarität und Wohlstand für alle – die autoritäre Versuchung ist nach wie vor groß, überall und zu jeder Zeit. In einem Interview verweist der US-amerikanische Politikwissenschaftler Mark Lilla auf ein allgemeines Muster reaktionärer Politik. „Für die amerikanische als auch die europäische extreme Rechte“, erläutert Lilla, „sei die Gegenwart das Produkt eines Bruchs.“ Sie teilten „eine reaktionäre Abneigung gegen sämtliche gesellschaftlichen Errungenschaften der Liberalisierung in den Sechziger- und Siebziger Jahren“. Dieser Diskurs habe bereits mit Ronald Reagan begonnen. Schon damals sei es um ein Zurück „zu einem wahren Amerika und einem großen Westen“ gegangen34.

Die Polarisierung führt zurück in die Zeit der „Bürgerrechts- und Studentenbewegung als deren Ausläufer sich sowohl die Tea-Party-Bewegung, die sich während der Präsidentschaft Barack Obamas in den Südstaaten breitmachte, als auch die Präsidentschaft Trumps verstehen lassen“35, zeigt der Professor für Amerikanistik Johannes Völz. Trumps Methode sei die des dauerhaften Aufpeitschens des Publikums zwecks Aufmerksamkeit. Er setze auf starke Emotionen, Normverletzung und versetze seine Anhänger gezielt in einen Zustand der aggressiven Gruppenekstase. Die Feinde seien austauschbar, Hauptsache sie kämpften gegeneinander – sei es der Kampf gegen CNN, Hillary Clinton, die liberalen Eliten, die Linken, BLM oder die illegalen Migranten. Auch die vielen Regelbrüche in der Vergangenheit, die Missachtung des Rechts und der Wahrheit, vor allem während des Irakkriegs und die mangelnde Kompromissbereitschaft der politischen Akteure in den zurückliegenden Jahren hätten das Vertrauen in die Institutionen bei fast 50 Prozent aller Amerikaner erschüttert und einer Führungsfigur wie Trump den Weg geebnet.

Teile und herrsche: Südstaatenstrategie

„Die politische Polarisierung, die wir heute beobachten“, kommentiert der Historiker Volker Depkat, fuße „auf einer tiefgehenden gesellschaftlichen Polarisierung seit den Sechzigerjahren36. Der 5. November 1969 markiere diese Zeitenwende, als Richard Nixon zum Präsidenten gewählt wurde. Obwohl in Amerika die globale Kulturrevolution ihren Ausgang nahm, sei eine Person Präsident, die für „Law und Order statt für Freiheit und Befreiung eintrat und das Land auf einen politischen Kurs brachte, der die Vereinigten Staaten bis heute prägt“, macht Manfred Berg, Professor für Amerikanische Geschichte an der Universität Heidelberg deutlich37. Der junge republikanische Stratege Kevin Phillips, so Berg, habe bereits 1969 „eine populistische Revolte der amerikanischen Massen […] gegen die Kaste der Mandarine des liberalen Establishments“ diagnostiziert. Seiner Partei empfahl Phillips, konsequent auf die „negrophoben Weißen“ des Südens zu setzen.

Die „Südstaatenstrategie“38 sei in den folgenden Jahrzehnten aufgegangen. Berg notiert: „Die Republikaner wurden zum Sprachrohr der religiösen Rechten und all derjenigen, die Gleichheit und Bürgerrechte für Schwarze als Bedrohung betrachteten“39. Phillip Adorf kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. Die Wähler*innen, die Trump ins Weiße Haus getragen haben, bilden keineswegs den „Narrensaum“ (Assheuer) oder „den radikalen Rand der Republikanischen Partei, sondern vielmehr ihr ideologisches Herz“. Die Republikanische Partei müsse dabei als „ein Konstrukt von beeindruckender ideologischer (sowie auch demografischer) Homogenität“40 verstanden werden.

Ein Angriff auf Freiheit und Gerechtigkeit

Der weiße Rassismus richtete sich vor allem gegen die liberalen Eliten. Eliten-Bashing ist in den USA nichts Neues. Ronald Reagan war einer der Ersten, der ‚Intellektuelle‘ als angebliche Machtkaste in den Fokus der öffentlichen Debatte rückte und der Verachtung preisgab. Gleichzeitig nahm er die wirklichen Eliten aus Politik, Wirtschaft und Militär aus dem Blickfeld. Noch bevor es zum ‚Klassenkampf‘ kam, mutierte der ‚Klassenkampf‘ unter Reagan zu einem Kulturkampf. In seiner 1964 für den erzkonservativen republikanischen Präsidentschaftskandidaten Barry Goldwater gehaltenen Rede A Time for Choosing konstruierte Reagan ein konservatives Weltbild, dem seither republikanische Wähler folgen41.

Reagans Kalkül, linksliberale Intelligenz und Arbeiterschaft zu spalten, war aufgegangen. Ein Moment der kulturellen Kluft zwischen den Klassen besteht darin, dass die ‚white working class‘ auf höhere Angestellte und auf Manager, die Collegekids seien, schlecht zu sprechen ist, nicht aber auf Reiche. Der wenig kultivierte Trump aber gilt den weißen Arbeitern als einer von ihnen. Er spricht ihre Sprache. Hillary Clinton dagegen verkörpere nach Ausführungen der US-amerikanischen Juristin und Geschlechterforscherin Joan C. Williams, „geradezu die dorky arrogance, die idiotische Anmaßung und Selbstgefälligkeit der ‚Leistungsträger‘-Elite“42. An Reagans Kampfbegriff von der linksliberalen, intellektuellen Elite hat Trump nahtlos anknüpfen können, auch weil die Demokraten „über dem Engagement für Minderheitenrechte die ökonomischen Sorgen ihrer wichtigsten Klientel vergaß, der Mittelklasse“43.

„Die Bürgerrechtsbewegung“ habe den „Demokraten in den USA jahrzehntelang, und völlig berechtigt, ihre Agenda“ vorgegeben, betont Jörg Häntzschel. Das Resultat waren eher kulturelle als soziale Projekte: Schutz von Minderheiten, Geschlechtergleichstellung, Political Correctness bis hin zu den Transgender-Toiletten. Das Ressentiment der Mittelklasse („working class“)44 richtete sich vor allem gegen die Aufsteiger und gegen die Unterschicht. Das sind 30 Prozent der amerikanischen Haushalte. „Über hundert Jahre“ hätten „Progressive sich vor allem um die Armen“ gekümmert, die „Mittelschicht aber außen vorgelassen“, die sich durch rigorose Sparsamkeit und Selbstdisziplin ein Mittelschichtleben ermöglichten45. Joan C. Williams veröffentlichte nach dem Wahlsieg Trumps im Harvard Business Review einen Essay über die Gründe von Angehörigen der weißen „working class“, Trump zu wählen. Ihr Beitrag ist 3,2 Millionen Mal abgerufen worden. Sie meinte, die Politiker der Demokraten hätten es versäumt, die Würde („dignity“) dieser Menschen zu respektieren.

Sind die Liberalen schuld an den Folgen des Neoliberalismus?

Obama und Trump wirken wie die Verkörperungen der gespaltenen Nation. Ein Grund für Trumps Sieg ist auch die Politik der Präsidenten, die seit dem Ende der Koalition des New Deal regierten: Reagan, Bush, Clinton, Bush und Obama. Aber nur zwei davon waren Demokraten. Alle teilten die Euphorie für den Freihandel, auch die Demokraten, ohne sich ernsthaft um die Folgen für die Arbeiterschicht zu kümmern, deren Jobs nach Mexiko, China oder Vietnam verschwanden. Nachdem die New-Deal-Koalition zerfallen war, begannen die Republikaner mit der Revision des sozialstaatlichen Konsenses. Das Credo der US-Konservativen, „dass Steuersenkungen für Reiche, Deregulierung für Unternehmen und Kürzungen der Sozialausgaben im Interesse aller hart arbeitenden Amerikaner lägen, fand in den Mittelschichten immer mehr Resonanz“46, so Berg.

Der Neoliberalismus ist keine Erfindung der Demokraten, sondern der Republikaner. Mit dem Sieg von Richard Nixon bei der Präsidentschaftswahl 1968 stiegen neoliberale Ökonomen auch in die höchsten Ämter in Washington auf. Aber erst Roland Reagan begann unter dem Einfluss von Milton Friedman und Friedrich von Hayek mit der Umverteilung von unten nach oben und der Zerschlagung des Wohlfahrtsstaates. Ideologische Unterstützung fand er bei den Alt-Right. Auch heute profitieren die Reichen und die Superreichen wieder von Trumps Steuerreform, während die Mittelschichten leer ausgehen und in den Migrant*innen und anderen Minderheiten Sündenböcke finden, die für den Sozialabbau verantwortlich gemacht werden. Ohne die Steuern der wohlhabenden Mittel- und Oberschichten gibt es kein Geld für dringend notwendige Infrastrukturprojekte wie Straßen, Brücken, Wasserleitungen. Gesundheitsversorgung ist für Niedrigverdiener kaum zu finanzieren. Die Ärmsten trifft das am stärksten, ganz besonders Latinos, Afroamerikaner*innen und Immigrant*innen.

Schon damals praktizierten die Konservativen eine zynische Manipulationsstrategie, mit der nicht nur Trump, sondern auch die AfD erfolgreich „den liberalen Eliten“ allein die Schuld an den Folgen des Neoliberalismus in die Schuhe schieben konnte, während sie angeblich die Staatskasse plünderten. Der republikanische Sprecher des US-Repräsentantenhauses Newt Gingrich befeuerte Ende der 1990er-Jahre „die ideologische Polarisierung und die berüchtigten Kulturkriege über Schulgebet, Abtreibung, Homosexualität, Waffenbesitz und Minderheitenförderung“ und habe so erreicht, meint Berg, dass das weiße Middle America gegen seine wirtschaftlichen Interessen gestimmt habe.

Der Publizist Thomas Frank habe resigniert festgestellt, so Berg: „Der Trick funktioniert immer wieder. Du willst gegen Abtreibung stimmen, was du kriegst, sind niedrigere Kapitalertragssteuern.“ „Und dann kam noch“, so Allen Frances, Professor für Psychiatrie und Verhaltensforschung, „die unermüdliche Propaganda der Reichen hinzu, das amerikanische Radio zu kontrollieren“ und „ihre rechten Fake News zu verbreiten, was sie jetzt seit 40 Jahren“ täten. „Als Rupert Murdoch Fox Network übernahm“, habe er es zu „einem Medium für Propaganda, psychologische Manipulation und Lügen“ umgewandelt 47. Er habe die Republikaner unterstützt, „egal wie radikal oder extrem deren Position war“. Man habe den Leuten gesagt: „Sei nicht wütend auf die Milliardäre, sondern auf die Migranten. Vertraue keinem Schwarzen, unterstütze sie nicht, das geht auf deine Kosten. Frauen sind gefährlich, sperre sie ein. Vertraue nicht einer Hillary Clinton, vertrau mir!“48

Die eigene Identität („identity“) ist nach Philipp Adorf zu einer der zentralen politischen und gesellschaftlichen Konfliktlinien geworden: „Politik wird hierbei innerhalb eines beträchtlichen Teils der republikanischen Stammwählerschaft immer stärker als Kampf der verschiedenen ethnischen Gruppen wahrgenommen, in dem der Anstieg an politischem Einfluss der Minderheiten (nicht zuletzt symbolisiert durch den Sieg Barack Obamas) unweigerlich auf Kosten der eigenen politischen Relevanz zustande komme. Es ist ein Narrativ, das von republikanischer Seite seit Jahrzehnten genährt wird – Donald Trumps Triumph stellt hierbei in gewisser Weise nur das jüngste Beispiel dieser bewährten Strategie dar.“49

Wohlstandsfaschismus und demokratische Zivilgesellschaft

Ein Ergebnis der über Jahre geschürten Wut ist die Tea-Party-Bewegung, die die republikanische Partei de facto kaperte. ‚Patrioten‘ wurden auf dem Höhepunkt der Finanzkrise dazu aufgerufen, sich Obama zu verweigern. Hausbesitzer*innen mit niedrigem Einkommen, die ihre Hypotheken nicht mehr bezahlen konnten, wollte Obama die Schulden erlassen – vielen Latinos und Schwarzen. Die weiße Mittelschicht fürchtete eine große Umverteilung und gab der Regierung die Schuld an der geplatzten Kreditblase. In Obamas Gesundheitsreform sahen sie eine Wiederholung des Schuldenerlasses.

„Was Teile der Arbeiterschicht auch störte“, bemerkt Heike Buchter, US-Korrespondentin Büro New York der Wochenzeitung Die Zeit, „ist ihre Annahme, dass ihre Beiträge dazu dienten, die Absicherung für Menschen zu bezahlen, die – aus ihrer Sicht – selbst nichts oder zu wenig dazu beitragen“50 – Migrant*innen, Minderheiten und weiße Arme.

Trump als Präsident machte es möglich, sich offen zum Rassismus zu bekennen, ohne gesellschaftliche Ächtung zu riskieren. Der Sturm auf das Kapitol ist die Folge. Gleichzeitig erleben wir aber auch: Immer mehr Weiße beteiligen sich nicht nur an den Black-Lives-Matter-Protesten, viele hinterfragen auch ihren persönlichen Beitrag zum Rassismus. Auf diese Weise ist Amerika heute weltoffener und demokratischer.

Der ‚Erfolg‘ von Trump – ein Produkt von Spaltung und Manipulation

Trumps ‚Leistung‘ bestand darin, nationalistische Homogenitäts- und Größenfantasien zu reaktivieren und die Ressentiments und Aggressionen gegen Minderheiten und gegen diejenigen, die für Pluralität und kulturelle Vielfalt eintraten, zu richten. Trumps Erfolg ist zwar auch auf eine späte Rache der vernachlässigten weißen Arbeiter gegen Fremde und Minderheiten zurückzuführen, aber auch auf die von rechten Medien, wie Breitbart News, unterstützte Freund-Feind-Politik Trumps. Hinzu kommt die finanzielle Unterstützung des an Verschwörungstheorien glaubenden milliardenschweren Hedgefondsmanagers Robert Mercer, der die „westliche Welt“ nach rechts verschieben will51. Die App Parler ist inzwischen ein Hort für Rechte, Trump-Anhänger und QAnon – finanziert von der Tochter von Robert Mercer, Rebekah Mercer.

Was können wir lernen?

Trump hat geerntet, was nicht nur in den USA seit 1968, aber vor allem seit 1989, in der westlichen Welt gärt. Es ist der rechtskonservative Backlash gegen „den Vorwärtsmarsch der Freiheit und des Liberalismus“. Diese Phänomene sind, wie der britische Historiker Timothy Garton Ash formuliert, Teil einer „antiliberalen Konterrevolution“, die „nicht von allein wieder abebben“52 werde. Ihre radikalen Ausläufer, sei es in Russland, Osteuropa, China, der Türkei oder den USA, stellen sich offen gegen die freiheitliche Gesellschaftsordnung.

Die antiliberalen Gegenbewegungen sind ein Reflex auf Globalisierung und Modernisierung. Alte Sicherheiten und Strukturen geraten ins Wanken. Verängstigte und Antimoderne suchen die Schuldigen in Geflüchteten, in Merkel, im Islam, im Finanzkapital, im System, bei der linksliberalen, kosmopolitischen neuen Mittelklasse und ihren politischen Repräsentanten, die auch noch am Aufstieg der Autoritären schuld sein sollen, in Amerika bei Hillary Clinton und Obama, in Deutschland bei der Bundesregierung – all dies stellt inzwischen eine Art verschwörungstheoretisches Großnarrativ dar. Es gibt verschiedene Erklärungen für den Aufstieg Trumps.

Obamas oder Clintons Identitätspolitik ist es nicht, wie Mark Lilla53, Professor für Ideengeschichte an der Columbia University New York, oder die Philosophin Thea Dorn54 behaupten. Der Grund für den politischen und kulturellen Rückschlag sind weniger die Fehler als die Erfolge der liberal-demokratischen Bewegungen. Der an der Princeton University lehrende Politikwissenschaftler Jan-Werner Müller warnt ausdrücklich davor, populistischen Führern, „die Konflikte stets auf Kulturkämpfe und letztlich auf die Frage der Zugehörigkeit reduzieren wollen, auf den Leim zu gehen55. Dies gilt für Minderheiten- wie auch für Sozial- oder Klimapolitik. Es geht nicht um die Frage ‚Wer ist der wahre Amerikaner‘ oder der ‚wahre Deutsche‘, sondern um Prinzipien der Gleichbehandlung.

Jan-Werner Müller macht in seinem Essay Furcht und Freiheit deutlich: Die liberale Demokratie wird nur dann ihrem Namen gerecht, wenn sie vitale Minderheitsinteressen gegenüber einem Mehrheitswillen schützt und nicht zur Disposition stellt. Neoliberale, Neokonservative oder auch Linksnationale, die meinen, die Rücksicht auf ‚Diversität‘ gefährde unsere gemeinschaftlichen Werte, unser ‚Wir‘ oder den Zusammenhalt der Nation, betont Müller, geben den Liberalismus auf56. Einfache Antworten und Schuldzuweisungen führen nicht weiter.

„Wir müssten lernen“, erklärt der Soziologe Andreas Reckwitz, „die Spätmoderne als eine widersprüchliche, konflikthafte Gesellschaftsformation zu begreifen, die durch eine Gleichzeitigkeit von sozialem Aufstieg und Abstieg, einer Gleichzeitigkeit von kultureller Aufwertung und Entwertung charakterisiert ist – am Ende durch Prozesse der Polarisierung“57. Genau dies mache sie explosiv. Auch Barack Obama hatte sich in Anbetracht des Wahlsiegs Donald Trumps am Ende seiner Amtszeit mit diesem Paradox konfrontiert als er fragte: ‚What if we where wrong?‘

Die größte Gefahr für „lernende Demokratien“ und den „politischen Fortschritt“, notiert Robert Habeck in seinem neuen Buch Von hier an anders, seien nicht „persönlicher, sondern struktureller“ Art: „nämlich der Widerspruch der Moderne, dass der Fortschritt der einen fast immer einen Rückschritt für andere“58 bedeute. Diesen der Moderne und vor allem dem globalisierten Kapitalismus immanenten Widerspruch könne niemand einfach so auflösen. „Was man aber tun kann und sollte“, so Habeck, sei, „ihn anzunehmen, indem man sich immer wieder befragt, wo die blinden Flecken, also die Kehrseiten möglicher Erfolge, sind. Und wie eine Politik aussehen könnte, die über diese hinausweist.“59 Wir müssen auch ehrlich mit uns selbst sein. Demokratie ist keine Frage von politischen Institutionen allein, sondern beruht auf unserem ständigen Bemühen, den Werten unserer Verfassung gerecht zu werden.


Anmerkungen

1 Vgl. Tomas Rudl: Stürmung des US-Kapitols. Internet-Hetze mit Konsequenzen, Netzpolitik.org, 07.01.2021, https://netzpolitik.org/2021/stuermung-des-us-kapitols-internet-hetze-mit-konsequenzen/.

2 Interview mit Daniel Ziblatt: „Das hier ist keinesfalls schon das Ende“,  Zeit.de 08.01.2021 ,https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-01/daniel-ziblatt-us-demokratie-ausschreitungen-washington

3 Frank Steffens: Der Aufruf zur Gewalt war vielstimmig, FAZ 11.01.2021, https://www.faz.net/aktuell/politik/von-trump-zu-biden/sturm-auf-us-kapitol-der-aufruf-zur-gewalt-war-vielstimmig-17139901.html.

4 Jörg Lau, Paul Middelhoff, Ann-Kathrin Nezik, Heinrich Wefing: Demokratie? Gesperrt!, Die Zeit Nr. 3, 14.01.2021, S. 3.

5 Alan Cassidy: „Niemals hat ein Präsident einen größeren Verrat begangen“, SZ 14.01.2021, https://www.sueddeutsche.de/politik/usa-trump-impeachment-kongress-republikaner-demokraten-1.5173888.

6 Frank Steffens, a. a. O.

7 ITV-News @itvnews 11:50, 6. Januar 2021, Korrespondent Robert Moore Min. 2:16, https://mobile.twitter.com/itvnews/status/1346952339886923786

8 Ted@trom771>, 8:40 PM, 4. Januar. 2021, https://twitter.com/trom771/status/1347266916012990476

9 Tanja Banner / Mirko Schmid / Tobias Utz: Kalkulierte Eskalation: Plante US-Präsident Donald Trump die Ausschreitungen in Washington? FR 11.01.2021, https://www.fr.de/panorama/donald-trump-washington-ausschreitungen-usa-sturm-schamane-qanon-begnadigung-90161414.html.

10 Tagesschau.de: Pence hält zu Trump, 19.01.2021, https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/trump-pence-135.html

11 Gerald Braunberger: Entfesseltes Rabaukentum, FAZ 07.01.2021, https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/kommentar-zum-sturm-aufs-kapitol-entfesseltes-rabaukentum-17134851.html

12 Andrian Kreye: Der mit dem Büffel tanzt, SZ, 08.01.2021, S. 11.

13 Thomas Assheuer: Erweiterte Kampfzone, Zeit Online, 23.07.2020, https://www.zeit.de/2020/31/donald-trump-coronavirus-darwinistisches-weltbild

14 Arthur Landwehr: Abkehr von Trump. „Schäme mich für seinen Narzissmus“, 08.01.2021, https://www.tagesschau.de/ausland/trump-ende-amtszeit-101.html

15 Martin Sellner: „Sacco di Washington“ – kein Sturm: Belagerungen! Sezession, 07.01.2021, https://sezession.de/63814/sacco-di-washington-kein-sturm-belagerungen

16 Sebastian Leber: Wer´s glaubt, TS 06.08.2020, S. 6.

17 Ebenda.

18 Andrian Kreye: Sturm auf das Kapitol. Die Spur der Hörner, SZ, 08.01.2021, S. 8.

19 Sophi Garbe: Satan, Weltherrschaft und Attila Hildmann, Die Zeit Nr. 37, 03.09.2020, S. 2.

20 Tosten Körner: Das Zeitalter der Clowns, Deutschlandfunk, 01.12.2019, https://www.deutschlandfunk.de/politik-als-manege-das-zeitalter-der-clowns.1184.de.html?dram:article_id=463935

21 Thomas Assheuer: Erweiterte Kampfzone, Die Zeit Nr. 31, 23.07.2020, S. 47.

22 Ebenda.

23 Astrid Dörner / Katharina Kort: „Es tut mir leid, dass ich Trump gewählt habe“ – Corporate America wendet sich vom scheidenden Präsidenten ab, Handelsblatt 09.01.2021, https://app.handelsblatt.com/katharina-kort/1986220.html

24 Bernd Ulrich: Amerikas Horror, Die Zeit Nr. 41, 01.10.2020, S. 3.

25 Julia Schäuble / Christoph von Marshall: Charakterstudie, TS 09.07.1951, S. 2.

26 Ebenda.

27 Heinz Kohut: Narzißmus, Frankfurt am Main 1976.

28 Manfred Berg: Wut, Recht und Ordnung, Die Zeit Nr.44, 25.10.2018, S. 20.

29 Peter Felixberger: Kursbuch, Montagsblock / 118, 05.10.2020, https://kursbuch.online/montagsblock-118/

30 Theodor W. Adorno: Studien zum autoritären Charakter, a. a. O., S. 366.

31 Thomas Assheuer: Der Sturm auf das Kapitol beschwört eine neues Mittelalter herauf, Die Zeit Nr. 3, 14.01.2021, S. 42.

32 Vgl. Philipp Adorf: Die Republikanische Partei in den USA, München 2012, S. 8.
Adorf identifiziert Trump und seine Politik als Konsequenz der Entwicklung der Republikanischen Partei seit den 1960er-Jahren, denn: „[O]hne die jahrzehntelange Vorarbeit anderer republikanischer Politiker und Strategen“ wäre „Trumps Kandidatur und sein innerparteilicher Erfolg auf der Basis seines nativistischen Populismus“ nicht möglich gewesen.

33 Interview mit Daniel Ziblatt, a. a. O.

34 Meredith Haaf im Interview mit Mark Lilla: Vorwärts in die Vergangenheit, SZ 29.11.2016, S. 13.

35 Johannes Völz: Rausch der Polarisierung, FAZ Nr. 257, 05.11.20181, S. 15.

36 Marc von Lübke im Interview mit Volker Depkat: „Auf eine gewisse Weise ist Trump dämonisch genial“, T-Online 08.01.2021, https://www.t-online.de/nachrichten/wissen/geschichte/id_89238236/eskalation-im-us-kapitol-historiker-trump-nur-das-symptom-einer-krise-.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

37 Manfred Berg: Wut, Recht und Ordnung, Die Zeit Nr. 44, 25.10.2018, S. 20.

38 Philipp Adorf wirft hier die Frage auf, ob man in Bezug auf Donald Trump von einer „Krönung der Southern Strategy“ sprechen könne (vgl. 128).

39 Manfred Berg, a. a. O.

40 S. Philipp Adorf, a. a. O., 222 f.

41 Jörg Häntzschel: Klasse machen, SZ 16.01.2017, S. 9.

42 Joan W. Williams: Die Vernachlässigung der Arbeiterklasse, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, Berlin 1/17, S. 44 f.

43 Jörg Häntzschel: a. a. O.

44 Die Mitteklasse seien laut Angaben von Joan C. Williams „50 Prozent der Familien, deren Median-Haushaltseinkomme sich im Jahre 2008 auf 64.000 US-Dollar jährlich belief“, die sich „selbst entweder als Mittelklasse oder Arbeiterklasse“ bezeichnen.

45 Joan W. Williams, a. a. O.

46 Manfred Berg, a. a. O.

47 Stephanie Metzger: „Amerika auf der Couch“. Ein Therapieversuch von Allen Frances, 04.05.2018, https://www.br.de/nachrichten/kultur/amerika-auf-der-couch-ein-therapieversuch-von-allen-frances,Qr5DAfw

48 Ebenda.

49 Philipp Adorf, a. a. O., S. 9.

50 Heike Buchter: Ist das noch mein Amerika? Zeit-Online, 10.01.2021, https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-01/usa-sturm-us-kapitol-amerika-donald-trump-rassismus.

51 Johanna Bruckner: Der Mann, dem ein Stück Trump gehört, SZ 06.04.2017, https://www.sueddeutsche.de/politik/hedgefonds-manager-robert-mercer-der-mann-dem-ein-stueck-trump-gehoert-1.3453491, letzter Zugriff: 17.06.2017.

52 Michael Wiederstein im Interview mit Thimothy Garton Ash: „Wir erleben eine antiliberale Konterrevolution", 04.08.2017, https://www.insm-oekonomenblog.de/16940-timothy-garton-ash-wir-erleben-eine-antiliberale-konterrevolution/.

53 Omri Boehm: Identitätspolitik. Wer ist das Wir?, Die Zeit, 34/2017, 16.08.2017, https://www.zeit.de/2017/34/mark-lilla-usa-linke-donald-trump

54 Thea Dorn: Abrüsten, Avantgarde!, Die Zeit Nr. 14, 28. März 2019, S. 3.

55 Jan-Werner Müller: Furcht und Freiheit. Für einen anderen Liberalismus, Berlin 2019, S. 145.

56 Ebenda, S. 145 ff.

57 Andreas Reckwitz: Das Ende der Illusionen. Politik, Ökonomie und Kultur in der Spätmoderne, Berlin 2019, S. 18 f.

58 Robert Habeck: Von hier an anders. Eine politische Skizze, Köln 2021, S. 31.

59 Ebenda.

 

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