Aus der Annotierten Bibliografie
Die Friedliche Revolution. Das Jahr 1989 in der DDR und seine Vorgeschichte im Spiegel der Literatur
14.01.2019
Eine zentrale Rolle bei der praktischen Beendigung der Diktatur in der DDR spielten die Runden Tische. Dieses Foto entstand beim 7. Runden Tisch am 15. Januar 1990 im Konferenzzentrum Niederschönhausen in Berlin. Im Mittelpunkt der Beratung der 16 Parteien, politischen Gruppierungen und Organisationen standen ein Bericht der Regierung zur inneren Lage, das Wahl- sowie das Parteien- und Vereinigungsgesetz. In der Bildmitte: Ingrid Köppe vom Neuen Forum. (Bundesarchiv, Bild 183-1990-0115-018 / Mittelstädt, Rainer / CC-BY-SA 3.0)
Ein Aufstand war aussichtslos – diese trostlose Erfahrung durchlebten die Menschen im Ostblock immer wieder. Der Volksaufstand in der DDR im Juni 1953 wurde ebenso niedergeschlagen wie der Posener Arbeiteraufstand im Juni 1956, der Ungarische Volksaufstand im Oktober/November 1956 und schließlich der Prager Frühling 1968. Aber die politische Friedhofruhe, die die Kommunistischen Parteien und ihre sowjetische Schutzmacht verbreiten wollten, kehrte dennoch nie ein. Oppositionelle stellten über graue Literatur (Samisdat) ihre eigene Öffentlichkeit her und in der Tschechoslowakei forderte ein Kreis von Bürgerrechtlern, zu denen der Dramatiker Václav Havel gehörte, mit der Charta 77 die Einhaltung der Menschenrechte ein – hatten doch die Staaten des Warschauer Paktes 1973 die KSZE-Schlussakte von Helsinki mitunterschrieben, mit der auch die Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten, einschließlich der Gedanken-, Gewissens-, Religions- oder Überzeugungsfreiheit, zugesichert wurden.
Dass der Spielraum oppositioneller Kräfte wesentlich davon abhing, wie rigide die Sowjetunion das sozialistische System auch in ihren Vasallenstaaten geschützt sehen wollte, zeigte sich in den 1980er-Jahren dann wieder zunächst in Polen mit der Gründung der freien Gewerkschaft Solidarność. Entstanden nach einem Streik von Arbeitern, wurde sie – trotz des zwischenzeitlich verhängten Kriegsrechts – zur Gegenspielerin des kommunistischen Regimes und rang diesem einen Runden Tisch ab, an dem schließlich 1989 freie Wahlen beschlossen werden. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, die Breschnew-Doktrin, mit der den kommunistischen Staaten des Ostblocks nur eine eingeschränkte Souveränität und der Sowjetunion ein Interventionsrecht zugestanden worden war, für nichtig erklärt.
Ähnlich wie in den anderen osteuropäischen Staaten hatten sich auch in der DDR immer wieder sozialistische Querdenker wie Oppositionelle zu Wort gemeldet, ein leidlich geschützter Raum für Zusammenkünfte bot sich für sie in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre unter dem Dach der Kirche, die de facto die einzige von der SED unabhängige Institution war. In dieser Auswahl von Kurzrezensionen zeigt sich die Rolle der Oppositionsbewegung als Wegbereiterin der Friedlichen Revolution und damit des Mauerfalls. Deutlich wird außerdem, was – neben den geänderten außenpolitischen Rahmenbedingungen durch den Kurswechsel Gorbatschows – maßgeblich zum Erfolg dieses Aufstands beigetragen: Die von den Oppositionellen ermutigten Menschen gingen im Herbst 1989 nicht nur in Ost-Berlin oder in Leipzig auf die Straße, sondern im ganzen Land, in jedem größeren Ort, als erst das und dann als ein Volk.
Tyma Kraitt (Hrsg.)
Irak. Ein Staat zerfällt. Hintergründe, Analysen, Berichte
Wien: Promedia 2015; 221 S.; brosch., 17,90 €; ISBN 978-3-85371-385-3
„In wohl keinem anderen Land des Nahen und Mittleren Ostens hat der Reichtum an ‚Schwarzem Gold‘ einen derart hohen Blutzoll gefordert wie im Zweistromland.“ (7) Herausgeberin Tyma Kraitt stellt den Irak als konfessionell und ethnisch zutiefst zerrissenes Land vor, zerrüttet durch den Krieg von 2003 und die anschließende achtjährigen Besatzung. Die Autorinnen und Autoren widmen sich nicht nur den historischen und gesellschaftlichen Hintergründen, sondern auch innen‑ und außenpolitischen Entwicklungen. Die Kultur‑ und Sozialanthropologin Myassa Kraitt untersucht ...
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Andreas H. Apelt
Die Opposition in der DDR und die deutsche Frage 1989/90
Berlin: Ch. Links Verlag 2009 (Forschungen zur DDR-Gesellschaft); 344 S.; 34,90 €; ISBN 978-3-86153-538-6
Geschichtswiss. Diss. Chemnitz; Gutachter: E. Jesse, B. Neuss, P. Brandt. – Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Rezeption der deutschen Frage durch die DDR-Opposition vor und im Verlauf der Revolution von 1989/90. Apelt fragt, inwieweit die deutsche Einheit auch ein Ziel der Opposition war beziehungsweise ob diese vielmehr an der Eigenstaatlichkeit der DDR und damit an einem neuen Sozialismusexperiment festhielt. In seinem Überblick zum Forschungsstand zeigt Apelt, dass es in der His...
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Gabriele Beyler / Ingolf Notzke (Hrsg.)
"Sie schufen sich ihre eigene Opposition". Die Friedliche Revolution in Torgau
Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 2015 (Auf Biegen und Brechen. Sonderband); 207 S.; brosch., 19,- €; ISBN 978-3-86583-953-4
Der Geschlossene Jugendwerkhof Torgau war eine Disziplinareinrichtung, die im System der Spezialheime der DDR‑Jugendhilfe eine besonders unrühmliche Rolle einnahm. Torgau habe als „Endstation im Erziehungssystem der DDR“ (11) gegolten, schreiben die Herausgeber. Ihren Sammelband widmen sie der Frage, welche Rolle der Jugendwerkhof und die Kleinstadt Torgau in der Friedlichen Revolution vom Herbst 1989 spielten. Veröffentlicht wird das Buch vom Trägerverein der Gedenkstätte in T...
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Eckart Conze / Katharina Gajdukowa / Sigrid Koch-Baumgarten (Hrsg.)
Die demokratische Revolution 1989 in der DDR
Köln/Weimar/Wien: Böhlau Verlag 2009 ; 251 S. ; brosch., 24,90 €; ISBN 978-3-412-20462-4
Die Herausgeber fassen einleitend die Ursachen der Ereignisse im Herbst 1989 prägnant zusammen: Grundlegend für den Systemzusammenbruch in der DDR sei erstens die Aufgabe der Breschnew-Doktrin durch Gorbatschow gewesen. Zweitens sei die wirtschaftliche Ineffizienz der Planwirtschaft langfristig kumuliert und habe zu einem Konsumgütermangel geführt. Die daraus entstandene wirtschaftliche Unzufriedenheit habe drittens die allgemeine Delegitimation des SED-Regimes verstärkt, „die systemisch a...
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Rainer Eckert
Opposition, Widerstand und Revolution. Widerständiges Verhalten in Leipzig im 19. und 20. Jahrhundert. Herausgegeben vom Archiv Bürgerbewegung Leipzig
Halle (Saale): mdv Mitteldeutscher Verlag 2014; 411 S.; geb., 24,95 €; ISBN 978-3-95462-343-3
Der Begriff „Heldenstadt“ taucht im Titel zwar nicht auf, aber dass der Schriftsteller Christoph Hein mit dieser Zuschreibung, ausgesprochen auf der Berliner Demonstration am 4. November 1989, richtig lag, arbeitet der Historiker und Politikwissenschaftler Rainer Eckert so unprätentiös wie überzeugend in dieser Biografie einer Stadt heraus. Dabei zeigt sich der 9. Oktober 1989, auf den Hein sich bezog, als der Tag, an dem über die Diktatur in der DDR entschieden wurde – und zwar, anders als am 17. Juni 1953, gegen sie. Gefällt wurde die Entscheidung von (wahrscheinlich weit mehr ...
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Bernd Florath (Hrsg.)
Das Revolutionsjahr 1989. Die demokratische Revolution in Osteuropa als transnationale Zäsur
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2011 (Analysen und Dokumente 34); 251 S.; 19,95 €; ISBN 978-3-525-35045-4
Im Jahr 2009 fand eine nahezu unüberschaubare Reihe von Veranstaltungen zum 20-jährigen Jubiläum der Revolutionen von 1989 in Ostmittel- und Osteuropa statt. Im Rahmen des Berliner „Geschichtsforums 1989/2009“ im Mai des Jahres organisierte auch die Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR eine internationale Konferenz. Zwei Drittel der dort präsentierten Beiträge liegen jetzt in einem Band vor. Darin wird das Revolutionsjahr 1989 sowohl a...
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Thomas Großmann
Fernsehen, Revolution und das Ende der DDR
Göttingen: Wallstein Verlag 2015 (Medien und Gesellschaftswandel im 20. Jahrhundert 3); 296 S.; geb., 34,90 €; ISBN 978-3-8353-1596-9
Geschichtswiss. Diss. FU Berlin; Begutachtung: A. Bauerkämpfer, J. Kocka. – Protestgruppen und Demonstranten haben die Berliner Mauer nicht ohne Hilfe zum Einsturz gebracht – eine entscheidende Rolle spielte das ost‑ und westdeutsche Fernsehen. Thomas Großmann untermauert diese These der „Fernsehrevolution“ (10), wonach die friedliche Revolution 1989 stattfand, „weil über sie berichtet wurde“ (7). Ihm ist dabei durchaus bewusst, dass der Einfluss des ...
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Christian Halbrock
"Freiheit heißt, die Angst verlieren". Verweigerung, Widerstand und Opposition in der DDR: Der Ostseebezirk Rostock
Göttingen u. a.: Vandenhoeck & Ruprecht 2014 (Analysen und Dokumente 40); 539 S.; 39,99 €; ISBN 978-3-525-35114-7
Eher selten wird die Gesellschaft der DDR so scharfkantig charakterisiert wie in dieser Studie: Als ihr wesentliches Merkmal zeigt sich die Entsolidarisierung, hervorgerufen durch ein Regime, dass die Trennung zwischen Staat und Gesellschaft aufhob und jede Äußerung per se als politisch betrachtete – und damit potenziell als zu sanktionierend, zu bestrafend. Dem von oben versagten Handlungsspielraum entsprechend dient als Kriterium dafür, was als Verweigerung oder gar Widerstand zu deuten ...
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Tobias Hollitzer / Sven Sachenbacher (Hrsg.)
Die friedliche Revolution in Leipzig. Bilder, Dokumente und Objekte. Hrsg. im Auftrag des Bürgerkomitees Leipzig e.V., Träger der Gedenkstätte Museum "Runde Ecke" mit dem Museum im Stasi-Bunker
Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 2012; XV, 804 S.; hardc., 39,90 €; ISBN 978-3-86583-647-2
Sowohl in der Sonderausstellung „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ als auch in diesen beiden Teilbänden wird die Geschichte des Umbruchs 1989 „bewusst dokumentierend“ erzählt, schreiben die Herausgeber. „Viele Abläufe und Zusammenhänge der Friedlichen Revolution in Leipzig sind noch immer strittig oder aber in den vergangenen über zwei Jahrzehnten schlicht in Vergessenheit geraten.“ (XII) Versammelt sind Materialien aus verschiedenen Archiven, Mu...
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Eckhard Jesse (Hrsg.)
Friedliche Revolution und deutsche Einheit. Sächsische Bürgerrechtler ziehen Bilanz
Berlin: Ch. Links Verlag 2006 (Forschungen zur DDR-Gesellschaft); 302 S.; brosch., 24,90 €; ISBN 978-3-86153-379-5
Warum waren die Bürgerrechtler gegenüber dem SED-Regime oppositionell eingestellt? Welche politische Ordnung schwebte ihnen 1989 vor, wie schätzen sie den Prozess der Wiedervereinigung ein? Wie ist es heute um die „innere Einheit“ bestellt, welche Herausforderungen an die Gesellschaft sind zu benennen? Um diese Fragen kreisen die Vorträge ehemaliger Bürgerrechtler, die 2004/05 zu einer Ringvorlesung an der Technischen Universität Chemnitz eingeladen waren. Auch um ein möglichst hohes...
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Eckhard Jesse / Thomas Schubert (Hrsg.)
Zwischen Konfrontation und Konzession. Friedliche Revolution und deutsche Einheit in Sachsen
Berlin: Ch. Links Verlag 2010; 388 S.; 34,90 €; ISBN 978-3-86153-608-6
„Den Maueröffner Schabowski gibt es nicht. Geöffnet wurde die Grenze auf Entschluss der diensthabenden Offiziere vor Ort, ohne Befehl von oben.“ (189) Hans Modrow nutzt seinen Beitrag zur Klarstellung aus seiner Sicht. Als ähnlicher Fehlgriff der Geschichte kommt Gorbatschow davon, der nicht nur unvorbereitet in wichtige Gespräche gegangen sei, sondern nun auch noch „einen guten Batzen Geld“ (201) für seine Vorträge kassiere. Insgesamt ist Modrows Beitrag, in dem er auch ...
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Frank Joestel (Bearb.)
Die DDR im Blick der Stasi 1988. Die geheimen Berichte an die SED-Führung
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2010; 320 S.; 29,95 €; ISBN 978-3-525-37502-0
Bis zuletzt stützte sich der Machtapparat der DDR auf die Bespitzelung der eigenen Bürger, die durch das Ministerium für Staatssicherheit durchgeführt wurde. Wie zeigt sich in diesen Berichten die Lage des Staates und seiner Bevölkerung im Jahr vor der Revolution? Im Auftrag der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik wurden im Buch ausgewählte Berichte aus dem Jahr 1988 durch die „Zentrale Auswertungs- und Inform...
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Lars-Broder Keil / Sven Felix Kellerhoff
Der Mauerfall. Ein Volk nimmt sich die Freiheit
Köln: Lingen Verlag 2014 (Edition Lingen Stiftung); 271 S.; hardc., 24,95 €; ISBN 978-3-942453-87-5
Eine mittlerweile zu milde Betrachtung der DDR sehen die Journalisten Lars‑Broder Keil und Sven Felix Kellerhoff um sich greifen und legen daher diesen reich bebilderten Band über die friedliche Revolution, ihre Vorgeschichte und die Schritte zur Wiedervereinigung vor. In Aufmachung und textlicher Ausgestaltung eignet er sich für Leserinnen und Leser, die sich fern jeder Ostalgie einen soliden Überblick über die Ereignisse verschaffen wollen. Die einzelnen Phasen, nach denen die Kapitel geordnet ...
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Ilko-Sascha Kowalczuk
Endspiel. Die Revolution von 1989 in der DDR
München: C. H. Beck 2009; 602 S.; geb., 24,90 €; ISBN 978-3-406-58357-5
Das Paradoxon, dass in der DDR bis 1989 eine scheinbare Stabilität und Ruhe herrschte und dann innerhalb weniger Wochen Staat und System zerfielen, erklärt Kowalczuk, Projektleiter in der Forschungsabteilung der Birthler‑Behörde, in einer atmosphärisch dichten Beschreibung der Ereignisse. Das Buch lebt davon, dass dem Historiker Kowalczuk immer wieder auch der Zeitzeuge Kowalczuk die Feder führt. Die daraus resultierende gelegentliche Distanzlosigkeit zum Geschehen und die mitunter sehr pe...
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Eberhard Kuhrt (Hrsg.)
Opposition in der DDR von den 70er Jahren bis zum Zusammenbruch der SED-Herrschaft. Hrsg. im Auftrag des Bundesministeriums des Innern
Opladen: Leske + Budrich 1999 (Am Ende des realen Sozialismus 3); XVI, 846 S.; ISBN 3-8100-1965-8
Der Sammelband vereinigt in der Regel äußerst umfassende und detaillierte Darstellungen zu einzelnen Aspekten der Geschichte der Opposition in der DDR mit zahlreichen Dokumenten und Fotos. Die Autoren waren häufig selbst Akteure in dem von ihnen behandelten Aspekt gesellschaftlicher Opposition. Abseits unterschiedlicher Vorstellungen über die Definition des Begriffs der Opposition in der DDR zeigen sich die Herausgeber in ihrem Vorwort davon überzeugt, daß die Opposition - so zahlenmäßig klein s...
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Christoph Links / Sybille Nitsche / Antje Taffelt
Das wunderbare Jahr der Anarchie. Von der Kraft des zivilen Ungehorsams 1989/90
Berlin: Ch. Links Verlag 2004; 239 S.; pb., 14,90 €; ISBN 3-86153-333-2
Der Zustand der Herrschafts- und Gesetzlosigkeit sei den Deutschen eher suspekt, schreiben die Herausgeber. Nur die Zeit des Umbruchs in der DDR, vom Herbst 1989 bis zum 3. Oktober 1990, in der sich die Bürger im zivilen Ungehorsam übten, Geheimdienstzentralen besetzten und Bürgermeister entmachteten, bilde eine Ausnahme. Diese Zeit werde noch heute von vielen Menschen in den fünf neuen Bundesländern als die aufregendste ihres Lebens beschrieben. In kurzen Beiträgen schildern Beteiligte (selbst ...
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Ehrhart Neubert
Unsere Revolution. Die Geschichte der Jahre 1989/90
München/Zürich: Piper 2008; 520 S.; geb., 24,90 €; ISBN 978-3-492-05155-2
In diesem Buch werden die Wendejahre 1989/90 aus doppelter Perspektive beschrieben. Neubert selbst war in der Oppositionsbewegung der DDR engagiert und ein wesentlicher Akteur der Revolution, nach der Wende begann er damit, sich wissenschaftlich mit der DDR und ihrem Ende zu befassen. Die Verbindung dieser beiden Perspektiven, des Beteiligten und des Beobachters, gelingt Neubert außerordentlich gut und macht den besonderen Reiz dieses Buches aus. Dazu gehört auch, dass sich Neubert nicht mit Wer...
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Matthias Ohms
Schlagstockeinsatz und Sicherheitspartnerschaft. Die Volkspolizei während der friedlichen Revolution im Herbst 1989 in Magdeburg
Halle (Saale): Mitteldeutscher Verlag 2014 (Wissenschaftliche Reihe der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt 1); 200 S.; brosch., 14,95 €; ISBN 978-3-95462-406-5
Wie friedlich war die friedliche Revolution von 1989? Der von Matthias Ohms gewählte Titel lässt erahnen, dass er den gänzlich gewaltfreien Charakter des Konflikts zwischen Demonstranten und Staatsmacht anzweifelt. Allerdings betont er, dass die „Gewaltlosigkeit auf Seiten der Bevölkerung“ (8) zweifellos das herausragende Merkmal der Proteste war, was letztlich zum Sturz einer 40 Jahre lang bestehenden Diktatur geführt habe. Diese Haltung habe es der SED‑Führung schwer ...
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Michael Richter
Die Friedliche Revolution. Aufbruch zur Demokratie in Sachsen 1989/90
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2009 (Schriften des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung 38); 1.611 S.; 59,90 €; ISBN 978-3-525-36914-2
In seiner Darstellung der Geschichte der friedlichen Revolution in Sachsen bedient sich Richter ausdrücklich politikwissenschaftlicher Methoden, insbesondere des akteurstheoretischen Ansatzes – denn ihm geht es vor allem darum, die Rolle der Bevölkerung zu würdigen. Den Schwerpunkt bilden die Ereignisse auf regionaler und kommunaler Ebene in den drei ehemaligen Bezirken Dresden, Karl-Marx-Stadt und Leipzig. Die Forschungsergebnisse ließen sich zwar nicht auf andere Regionen übertragen, sch...
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Hermann-Josef Rupieper (Hrsg.)
Die friedliche Revolution 1989/90 in Sachsen-Anhalt
Halle (Saale): mdv Mitteldeutscher Verlag 2004; 207 S.; 2., verb. Aufl.; brosch., 13,- €; ISBN 3-89812-052-X
Die Beiträge gehen auf eine Tagung zurück, die im Sommer 1999 an der Universität Halle-Wittenberg durchgeführt wurde und sich auf lokaler Ebene mit der Analyse des Zerfalls der DDR und der Revolution im Herbst 1989 beschäftigte. Im Zentrum der Texte stehen die oppositionellen Gruppen in den ehemaligen Bezirken der DDR Magdeburg und Halle. Die regional- beziehungsweise lokalgeschichtlichen Studien wurden überwiegend von Zeitzeugen verfasst. Ihr Ansatz ist insoweit innovativ, als bisher nur einzel...
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Martin Sabrow (Hrsg.)
1989 und die Rolle der Gewalt
Göttingen: Wallstein Verlag 2012; 428 S.; brosch., 34,90 €; ISBN 978-3-8353-1059-9
Der Umbruch von 1989 wird gemeinhin als friedliche Revolution bezeichnet, gleichwohl kam es in zahlreichen Staaten zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Insgesamt aber lief der Umsturz der politischen Verhältnisse erstaunlich friedlich ab. In diesem Band geht es um die Rolle von Gewalt und Nicht-Gewalt im europäischen Vergleich. Er geht zurück auf eine Vorlesungsreihe am Potsdamer Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) im Jubiläumsjahr 2009. Die Mehrzahl der Beiträge ist den Ereignissen in d...
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Wolfgang Schuller
Die deutsche Revolution 1989
Berlin: Rowohlt 2009; 384 S.; hardc., 19,90 €; ISBN 978-3-87134-573-9
Als die Polizisten am 2. Oktober 1989 angesichts der Demonstranten den „Lautsprecher einschalteten und sagten: ‚Hier spricht die Volkspolizei’, antwortete die Menge: ‚Wir sind das Volk’“ (305), zitiert Schuller einen der Demonstrationsteilnehmer – ein wichtiges Symbol der Revolution war in der Welt. Und die Bürger von Plauen forderten schon am 7. Oktober hellsichtig die Wiedervereinigung. Diese detaillierte Darstellung vieler einzelner Ereignisse verleih...
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Uta Stolle
Der Aufstand der Bürger. Wie 1989 die Nachkriegszeit in Deutschland zu Ende ging. Mit einem Vorwort von Joachim Gauck
Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2001 (Extremismus und Demokratie 1); 318 S.; brosch., 35,28 €; ISBN 3-7890-7063-7
Die Interpretation, derzufolge der Zusammenbruch der DDR als Ergebnis eines kollektiven, aktiven Freiheitswillens ‑ der ersten friedlichen Revolution auf deutschem Boden ‑ anzusehen sei, hat die Zeit der Wende nicht lange überlebt. Mittlerweile scheint die Deutung zu überwiegen, dass primär strukturelle ‑ ökonomische und politische ‑ Zwänge den Ausschlag gegeben haben und in diesem Kontext wird allenfalls der Intellektuellengruppe der Bürgerrechtler die Rolle eines Impuls...
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Sebastian Stude
Die friedliche Revolution 1989/90 in Halle/Saale. Ereignisse, Akteure und Hintergründe
Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2009; 209 S.; geb., 29,80 €; ISBN 978-3-631-58706-5
Wie verlief die friedliche Revolution 1989/90 in Halle? Stude zeichnet die Entwicklungen in der damaligen Bezirksstadt der DDR im Zeitraum zwischen den Kommunalwahlen im Frühjahr 1989 bis zur Volkskammerwahl in der DDR am 18. März 1990 chronologisch nach. Dabei arbeitet er detailliert die verschiedenen Akteure heraus und legt die handlungsleitenden Motive der Mitglieder der Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen, aber auch der SED-Führung offen. Bereits im Frühsommer des Jahres 1989 sei di...
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Karin Urich
Die Bürgerbewegung in Dresden 1989/90
Köln/Weimar/Wien: Böhlau Verlag 2001 (Schriften des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung 18); 455 S.; geb., 35,69 €; ISBN 3-412-07001-7
Diss. Dresden; Gutachter: K.-D. Henke. - Die Opposition in Dresden nahm in den Umbruchmonaten im Herbst 1989 und im Frühjahr 1990 eine Schlüsselposition ein. Die fundierte und sehr ausführliche Arbeit rekonstruiert die damaligen Ereignisse und analysiert deren Besonderheiten sowie den Stellenwert, den Dresden für den gesamten Umbruch hatte. Zudem soll herausgearbeitet werden, ob und inwieweit hierbei ein Beitrag für den friedlichen Ablauf der Ereignisse geleistet worden war. Die Arbeit basiert a...
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Alfred Weinzierl / Klaus Wiegrefe (Hrsg.)
Acht Tage, die die Welt veränderten. Die Revolution in Deutschland 1989/90
München: Deutsche Verlags-Anstalt 2015; 368 S.; geb., 19,99 €; ISBN 978-3-421-04682-6
Festgemacht an Tagen, an denen Geschichte geschrieben wurde, wird in diesem Sachbuch die friedliche Revolution in der DDR rekapituliert. Die Beiträge sind Wiederabdrucke von Artikeln, die zwischen 1989 und 2014 im SPIEGEL erschienen sind, eingefügt ist außerdem ein Auszug aus dem Protokoll der Vernehmung Erich Honeckers vor der DDR‑Generalstaatsanwaltschaft im Januar 1990 – liest man die Aussagen heute noch einmal, stellt sich der Eindruck ein, dass Honecker es bis zum Schluss sehr geschickt verstanden hat, sein effizientes diktatorisches Regieren zu ...
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