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Selbstverständnis versus Wirklichkeit. Die US-Gesellschaft und ihre politische Kultur in Kurzrezensionen

06.03.2018
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Natalie Wohlleben, Dipl.-Politologin

The historic Lorraine Motel sign at the National Civil Rights Museum Foto Delan2020Lorraine Motel im Memphis, in dem 1968 das tödliche Attentat auf Martin Luther King verübt wurde, beheimatet heute das National Civil Rights Museum. (Foto: Delan2020 / Wikimedia Commons: CC BY-SA 4.0)

 

In seinem Buch „Der Mythos Amerika“ beschreibt Manfred Henningsen einen Amerikanismus, der weder „die Zerstörung der indianischen Lebenswelten“ noch die Institution der Sklaverei und den Rassismus als Erblast anerkenne. Damit verstellten sich die Bürgerinnen und Bürger selbst bis heute den ehrlichen Blick auf das eigene Land und lebten mit einer „Diskrepanz zwischen symbolischem Selbstverständnis und gesellschaftlicher Wirklichkeit.“ Wie ein Blick auf die Literatur zeigt, ist diese gesellschaftliche Wirklichkeit tatsächlich geprägt von großer Ungleichheit – nicht nur, aber vor allem zu Lasten der afroamerikanischen Bevölkerung.

Joseph Stiglitz, der 2001 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhalten hat, gehört zu denjenigen, die seit vielen Jahren und dabei auch während der Amtszeiten von Präsident Obama engagiert gegen die soziale Ungleichheit anschreiben. Diese könnte sehr wohl mit geeigneten politischen Mitteln begegnet werden, so seine Position, was neben Gründen der Gerechtigkeit auch geboten sei, um die Zukunft des Landes zu sichern.

Soziale Rechte werden allgemein aber geringgeschätzt, wie Britta Grell und Christian Lammert in ihrer Einführung in die „Sozialpolitik in den USA“ zeigen. Arbeitslosigkeit und Armut gelten als persönliche Angelegenheit. Die im Vergleich zu anderen OECD-Staaten schwach entwickelten Sozialleistungen seien aber nicht nur in der politischen Kultur der Eigenverantwortung begründet, sondern vor allem auch in dem eher nur losen Zusammenhalt einer sozial heterogenen Gesellschaft, in der der Rassismus deutlich nachwirke. Mit der Ablehnung eines Ausbaus sozialer Leistungen werde, so zitieren Grell und Lammert verschiedene Autoren, den Afroamerikaner*innen zugleich die volle Integration verwehrt.

Alice Goffman geht in ihrer Beobachtung der sozialen Wirklichkeit in „On the Run“ noch einen Schritt weiter: Die Armen und damit vor allem die Afroamerikaner würden kriminalisiert und unter dem Deckmantel der Strafjustiz repressiv unterdrückt. Diese Mechanismen der Diskriminierung stehen in einer langen Tradition, wie Manfred Berg in „Lynchjustiz in den USA“ schildert: Anders als in den europäischen Staaten habe sich das Gewaltmonopol des Staates nur schwach ausgebildet, woraus auch in der Gegenwart ein hohes Maß an privater Gewaltanwendung resultiere.

Vor diesem Hintergrund kann die – symbolische – Bedeutung der Wahl des Afroamerikaners Barack Obama zum Präsidenten nicht hoch genug eingeschätzt werden. Aber sie reichte nicht aus, um die Wunden der geschichtlich tief verwurzelten Rassendiskriminierung zu heilen, so die Feststellung in dem Sammelband „Obama and the Paradigm Shift“. Aber Obamas Anspruch sei ohnehin ein anderer und realistischer gewesen, schreibt Sebastian Emling: Er sei keinesfalls als Messias aufgetreten, sondern eher als Therapeut, der die Nation an ihre Kräfte erinnerte.

Die folgenden Kurzrezensionen berücksichtigen die deutschsprachige Literatur (inklusive einiger Übersetzungen), die überwiegend während der zweiten Amtszeit Obamas erschienen sind und soziale Brüche wie Konflikte spiegeln. Ergänzend sind unter dem Titel „Auch das ist Amerika“ Bücher über die afroamerikanische Seite der Geschichte der USA im 20. Jahrhundert zusammengestellt.

 

Manfred Berg

Lynchjustiz in den USA

Hamburg: Hamburger Edition 2014; 275 S.; 32,- €; ISBN 978-3-86854-273-8
Die Lynchjustiz gehört neben der Sklaverei zu den Schattenseiten der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika. Welch tiefe Spuren diese im Gedächtnis der Nation hinterlassen hat und welche Wirkungen sie bis heute zeitigt, demonstriert in bewundernswerter Art die Studie von Manfred Berg. Er versteht unter Lynchjustiz in Abgrenzung zu hate crimes und race riots die „extralegale Bestrafung angeblicher Verbrecher“ (10) durch Gruppen, die im Namen einer höheren...weiterlesen


Birte Christ / Greta Olson (Hrsg.)

Obama and the Paradigm Shift. Measuring Chance

Heidelberg: Universitätsverlag Winter 2012 (American Studies 225); 301 S.; hardc., 42,- €; ISBN 978-3-8253-6069-6
Der Wahlkampf „Obama vs. Romney” war – international betrachtet – eines der medienpräsentesten Ereignisse im Jahr 2012. Auch nach Obamas Bestätigung als US-Präsident diskutiert die Öffentlichkeit weiter: „Change – isn’t it?“ Hat die Wahl Obamas im Jahr 2009 einen Paradigmenwechsel in der US-amerikanischen Politik herbeigeführt und wenn ja, wie ist dieser messbar? Dieser Frage haben sich auch die Autoren dieses Bandes angenommen; so stellt Greta Ols...weiterlesen


Sebastian Emling

Von "In God We Trust" zu "Yes We Can". Wandel und Neukonzeption des Untersuchungsfeldes Religion und Politik in den USA am Beispiel des Wahlkampfes Barack Obamas

Berlin: Lit 2013 (Interdisziplinäre Studien zu Politik und Religion 2); 512 S.; 499 €; ISBN 978-3-643-11926-1
Religionswiss. Diss. Heidelberg; Begutachtung: I. Prohl, G. Ahn. – Sebastian Emling legt seiner Analyse ein kulturwissenschaftliches Verständnis seines Faches zugrunde, um eine zu enge Sicht auf das Untersuchungsfeld Politik und Religion zu überwinden. Er erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass nur zu oft mit einer religionswissenschaftlichen Herangehensweise selbst auf den Untersuchungsgegenstand normativ eingewirkt werde und – verkürzend zusammengefasst – überhaupt nicht ...weiterlesen


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::fulltext::

Winfried Veit hat ein Buch geschrieben, das voller Einsichten in die weltpolitischen Zusammenhänge unserer Zeit ist und für eine fundamentale politische Weichenstellung im Interesse von Sicherheit und Wohlstand einer halben Milliarde Menschen plädiert. Im Fokus steht Europa, jener westliche, politisch immer noch zersplitterte Appendix der großen euro-asiatischen Landmasse. Längst hat dieser Appendix aufgehört, das politische und kulturelle Zentrum der Welt zu sein, als das sich seine Staaten und Bevölkerungen Jahrhunderte lang gebärdeten. Obwohl Veit keinen Zweifel lässt, dass die eurozentrische Ära Vergangenheit ist, erkennt er deren heutigen (und morgigen) Erben großes weltpolitisches Potenzial zu. Er will mit seinem Buch den Weg aufzeigen, wie Europa dieses Potenzial wahrnehmen kann, wie es den vor über 60 Jahren begonnenen, erstaunlich weit fortgeschrittenen, aber dennoch festgefahrenen Prozess der Bündelung der Kräfte des kontinentalen Appendix zum letztendlichen Erfolg führen kann.

Aus Veits mitunter breit in der Geschichte des Europagedankens mäanderndem Text lässt sich die folgende Argumentationsstruktur herausdestillieren:

  1. Europa müsse in wichtigen weltpolitischen Fragen gemeinsam auftreten und seine Kräfte bündeln, wenn das Sicherheits- und Wohlstandsinteresse seiner Bevölkerung langfristig gewahrt und nicht den geopolitischen Interessen der Großmächte von heute und morgen sowie globalen Bedrohungen zum Opfer fallen soll.

  2. Die heutige Verfassung der EU sei nicht geeignet, eine derartige Gemeinsamkeit zustande zu bringen. Es gebe zu viele mitsprache- und vetoberechtigte Mitgliedstaaten. Diese haben noch dazu stark divergierende Interessen.

  3. Aus dem gleichen Grund sei eine auf außenpolitische Entscheidungsfähigkeit abzielende Änderung der EU-Verfassung nicht zu erwarten.

  4. Um diese Selbstblockade zu überwinden, müsste die Zahl der vetoberechtigten Mitgliedstaaten drastisch gesenkt werden.

  5. Dazu müssten sich einige wenige, aber gewichtige europäische Staaten zu einem „Kerneuropa“ zusammenschließen, das seine Außen- und Sicherheitspolitik vergemeinschaftet. Diesem Kerneuropa könnten sich andere Staaten anschließen, wenn sie wollen und wenn Kerneuropa sie dafür als reif erachtet.

  6. Kerneuropa sollte auf jeden Fall die alten kontinentaleuropäischen Rivalen Frankreich und Deutschland sowie das größte Land im östlichen Mitteleuropa, Polen, umfassen, müsste aber nicht auf diese Drei beschränkt sein beziehungsweise bleiben.

  7. Um Kerneuropa herum sollten sich zwei „konzentrische“ und regional gegliederte Kreise abgestufter Mitgliedschaft beziehungsweise Anbindung an den Kern bilden. In diesen Kreisen sollten sich (a) die Länder wiederfinden, die ihre nationale Souveränität (noch) nicht aufgeben WOLLEN, und (b) die, die die Anforderungen einer Vollmitgliedschaft aus wirtschaftlichen und/oder politischen Gründen (noch) nicht erfüllen KÖNNEN.

  8. Kerneuropa sollte sich auf die Politikbereiche konzentrieren, die für das Meistern der von außen kommenden Herausforderungen wichtig sind. Dazu zählten die Außen- und Sicherheitspolitik sowie die Wirtschafts- und Währungspolitik. In allen anderen Politikbereichen sollte auf Harmonisierung möglichst verzichtet und dem Prinzip der Subsidiarität Vorrang gegeben werden. Dieses Vorgehen stünde in deutlichem Gegensatz zur bisherigen Politik der EU.

  9. Um Kerneuropa zustande zu bringen, brauche es eine Initiative betreffender Regierungen, gefolgt von Volksabstimmungen in den betreffenden Ländern. Eine derartige Initiative könne durch einen breiteren Konvent politischer und zivilgesellschaftlicher Kräfte vorbereitet werden.

In seiner Fokussierung auf Europas Stellung in der Welt lässt Veit für das, was das ‚europäische Projekt‘ für seine eigenen Bürger*innen zustande gebracht hat, erstaunlich wenig Wertschätzung erkennen. Dieses Projekt kann mit Fug und Recht als das bislang kühnste und umfassendste Unterfangen der Schaffung eines supranationalen politischen und ‚zivilen‘ Raumes unterhalb der Ebene der Staatlichkeit angesehen werden. Es hat einen in der Geschichte noch nie dagewesenen derartigen Raum hervorgebracht, der für die Menschen als ihr gemeinsames Europa unmittelbar erfahrbar ist und auch als solcher genutzt wird – trotz der fortbestehenden Eigenständigkeit der nationalen politischen Entscheidungsstrukturen. Aus dem Gebäude mit geschlossenen nationalen Zimmern ist, wenn man so will, eine große offene Halle mit nationalen ‚Zonen‘ geworden.

Dennoch ist das Veit‘sche Argument in sich stimmig: Es fehlt eine effektive, dauerhaft institutionalisierte Bündelung der Kräfte in den Bereichen, in denen es für die Zukunft der Menschen in Europa wichtig ist. Für alle anderen Bereiche erscheint es sinnvoll, nationale Unterschiedlichkeiten so weit zu akzeptieren, wie das mit einem offenen gemeinsamen Raum, der ja nicht ohne gemeinsame Regeln auskommt, vereinbar ist.

Veit sagt, wohin Europa gehen sollte, aber er sagt wenig zu den Kräften, die Europas Marschrichtung tatsächlich bestimmen. Sein Text offeriert in gewisser Weise eine Neukonstruktion Europas ‚vom grünen Tisch‘ des politikwissenschaftlichen Denkers aus. Seinem vernünftigen Plädoyer steht die Beobachtung gegenüber, dass die öffentliche Stimmungslage eher in die gegenteilige Richtung, nämlich die der Renationalisierung tendiert. Eine Bereitschaft, das außen- und wirtschaftspolitische Steuer aus der Hand zu geben und sich gegebenenfalls einer supranationalen Mehrheit unterzuordnen, ist heute weniger zu erkennen als, sagen wir, zu Maastrichts Zeiten.

Auch wenn dies eine politische Sackgasse darstellt, scheint die allgemeine Neigung zuzunehmen, sich in diese zurückzuziehen. Der identitätspolitische Impetus, der seinerzeit Deutschland, Italien und vorübergehend auch Jugoslawien hervorgebracht hat und der im Europa der Nachkriegsjahrzehnte bei Teilen der politischen Klasse und auch Teilen der Bevölkerung zu beobachten war, hat sich merklich abgeschwächt. Es sieht so aus, als ob die von Veit thematisierte gegenseitige Blockierung der dem (kurzfristigen) ‚nationalen Interesse‘ verpflichteten EU-Regierungen die europäische Einigung so lange aufgehalten hat, bis sich der europäische Moment verflüchtigt hat. Bestärkt wurde der Stimmungsumschwung zurück zum Nationalstaat durch globale Bedrohungen, vor denen der Rückzug hinter befestigte nationale Grenzen eher Schutz verheißt als eine derzeit utopisch anmutende globale Gestaltungsmacht. Das betrifft die vom globalen Wettbewerb hervorgerufenen sozialen Verwerfungen, die zunehmenden Flüchtlingsströme aus den Elends- und Anomiezonen der Welt in die wohlhabenden und politisch zivilisierten Zonen und jetzt auch ganz unvermutet die Corona-Pandemie.

Der souveräne Nationalstaat, wie er unser Weltbild und unsere zentrale politische Identität seit Generationen geprägt hat und wie er heute von einigen vehement als nach wie vor gültiges Leitbild eingefordert wird, mag suboptimal sein, aber mehrere Beobachtungen und Überlegungen sprechen für seine anhaltende Robustheit.

  • Die überlegene Vernunft supranationaler Lösungen ist im Bedarfsfall nicht abrufbar solange die Institutionen nicht geschaffen sind.

  • Im unkoordinierten Streben nach nationalen Vorteilen beim Umgang mit globalen Gemengelagen mag das Große und Ganze aus dem Blickfeld entgleiten. Aber der Vorteil, der dem Land winkt, das ihn clever verfolgt, bleibt ein Anreiz für nationale Politik.

  • All das schließt nicht aus, dass man sich je nach Herausforderung internationalen Regimen anschließt, die für alle von Vorteil sind (WTO, IWF, Abkommen zum Seeverkehr, zum Luftverkehr, zum Artenschutz etc.). Bislang ist es denjenigen Nationalstaaten, die ihre Gesellschaft auf wirtschaftliche Leistungsfähigkeit einstellen konnten, gut gelungen, in einem von zwischenstaatlichen Abkommen immer wieder neu (oft auch kontrovers) eingehegten Ordnungskontext den Wohlstand ihrer Bürger*innen zu mehren.

  • Mittelmächte können sich auch heute den – mit Großmächten diplomatisch abgestimmten – Luxus regionaler „great games“ leisten, sogar mit Militäreinsatz.

  • Von den Großmächten, die nicht nur Veit für die causa ‚Vereinigtes Europa‘ ins Feld führt, fühlen sich meist nur deren unmittelbare Nachbarn bedroht. Sie suchen typischerweise Schutz in Allianzen mit anderen Großmächten. Dass solche Allianzen im Gefolge sich verändernder historischer Konstellationen immer wieder neu justiert werden müssen, steht auf einem anderen Blatt.

  • Nationale Souveränität gewährt nationalen politischen Eliten eine Entscheidungsbefugnis, die sie ungern aus der Hand geben und die sie gegebenenfalls vergolden können, die aber auch nationale Präferenzen vor der Überstimmung durch fremde Mehrheiten schützt (zum Beispiel was staatliches Finanzgebaren oder Entscheidungen über Krieg und Frieden betrifft).

  • Nationale Identitätskonstruktionen setzen derartige Unterordnung mit Fremdherrschaft gleich.

Der kleine und mittelgroße Nationalstaat ist so gesehen kein Auslaufmodell, wie unterlegen er dem föderalen Großstaat auch als Organisationsform des menschlichen Zusammenlebens in der Welt von heute und morgen sein mag. Dies bleibt auch Veit nicht verborgen, der dem zähen Überlebenswillen des unvernünftigen ‚Kleinstaats‘ durch ein Maximum an Subsidiarität Rechnung zu tragen sucht. Dennoch scheint Skepsis angesagt, was die Realisierungschancen seines Kerneuropa-Projekts betrifft.

Eine weitere Überlegung kommt hinzu. Es ist wahr, dass der selbstgenügsame, nur seinen eigenen Interessen verpflichtete Nationalstaat der Entwicklung der weltweiten Problemlagen nicht (mehr?) angemessen ist. Und es ist wahr, dass Europas Antwort auf diese Problemlagen weiterhin eine vielstimmige, vielfach widersprüchliche, oft ausgesprochen inadäquate ist, weil die europäischen Staaten eine angemessene Antwort mit ihren Eigeninteressen immer noch blockieren. Die ‚Vereinigten Staaten von Europa‘, sind bis heute eine Fata Morgana geblieben. Und wie Veit ausführlich darlegt, wird dieses Europa mit den wahren Großmächten nicht mithalten können.

Aber braucht die Welt wirklich eine zusätzliche Großmacht? Würden wir nicht angesichts der sich akzentuierenden globalen Herausforderungen globale Kooperationsstrukturen brauchen statt ein System rivalisierender Großmächte, von denen eine die Vereinigten Staaten von Europa sind? Weist die oberflächlich plausible Vorstellung eines Gegengewichtes zu den autoritären Großmächten China und Russland sowie zu einem ‚aus dem Ruder laufenden‘ Amerika den Weg zu Wohlstand und Frieden? Oder würde auch das wie immer politisch geeinte Europa dem alten Machtreflex der politischen ‚Realisten‘ verfallen, der der Welt immer wieder verheerende Kriege beschert hat? Zwar beschwört Veit ein weltpolitisch handlungsfähiges Europa, das dem Rest der Welt als ‚Leuchtturm‘ westlicher politischer Werte dient, das sowohl geopolitischen als auch politisch missionarischen Versuchungen widersteht – anders als die Vereinigten Staaten von Amerika, die sich einst auch als Leuchtturm demokratischer Freiheit in einer in autokratischen Strukturen und expansiven Machtgelüsten befangenen Welt gesehen haben. Aber wie realistisch ist die Vorstellung von einer altruistischen Großmacht, die auf die Verfolgung von Eigeninteressen in geopolitischen Nullsummenspielen, etwa in künftigen Kämpfen um knappe Ressourcen (Wasser, seltene Erden …) verzichtet? Die von realen Interessen befeuerte innenpolitische Dynamik (Lobbydruck) macht wertegeleitete Außenpolitik sehr schwer durchhaltbar.

Die Alternative wäre ein global eingehegter – wenn man so will, ‚zivilisierter‘ – Multilateralismus, der auch die Nicht-Großmächte Japan, Südkorea, Kanada, Australien etc. mit einbindet. Dieser Gedanke kann hier nicht weitergesponnen werden (wenn es denn Spinner sind, die ihm anhängen). Aber möglicherweise geht Veits in sich stimmige Idee eines französisch-deutsch-polnischen Kerneuropas an dem vorbei, was die Welt immer dringender braucht, so wie sie leider der gesellschaftlichen Dynamik in Europa zuwider zu laufen scheint, auch wenn hier das letzte Wort noch nicht gesprochen ist und Veits Buch vielleicht zu einem Bewusstseinswandel beiträgt.

 

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Winfried Fluck / Welf Werner (Hrsg.)

Wie viel Ungleichheit verträgt die Demokratie? Armut und Reichtum in den USA

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2003 (Nordamerikastudien 17); 308 S.; kart., 34,90 €; ISBN 3-593-37244-4
Während in den Fünfziger- und Sechziger-Jahren in den USA das Ideal der „middle class society" gepflegt wurde, ist in den vergangenen dreißig Jahren die Kluft zwischen Arm und Reich erheblich gewachsen. Die Beiträge des Bandes lassen jedoch kaum Zweifel daran, dass die US-amerikanische Demokratie ein wesentlich größeres Maß an Ungleichheit verträgt als die (kontinental-)europäischen Demokratien; im Mittelpunkt steht vielmehr die Frage, wie sie dies schafft. Die Beiträge, die im Rahmen eines inte...weiterlesen


Alice Goffman

On the Run. Die Kriminalisierung der Armen in Amerika. Aus dem Englischen von Noemi von Alemann, Gabriele Gockel und Thomas Wollermann

München: Verlag Antje Kunstmann 2015 ; 368 S. ; 22,95 €; ISBN 978-3-95614-045-7
Dass die USA ein strukturelles Problem mit Rassismus haben, ist nicht erst seit dem Tod von Michael Brown und den sich daran anschließenden Unruhen in Ferguson bekannt. Insofern ist der Untertitel des Buches zunächst irreführend und nur verständlich, wenn man bedenkt, dass afroamerikanische Herkunft und Armut Hand in Hand gehen. Seit dem Ende der Bürgerrechtsbewegung, so konstatiert Alice Goffman, steigen die Häftlingszahlen; mittlerweile befinden sich drei Prozent der US‑Bevölkerung unter...weiterlesen


Marcin Grabowski / Kryštof Kozák / György Tóth (Hrsg.)

The United States as a Divided Nation. Past and Present

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2014 (Prager Schriften zur Zeitgeschichte und zum Zeitgeschehen 7); 319 S.; hardc., 64,95 €; ISBN 978-3-631-65108-7
„E pluribus unum“ – der Wahlspruch gehört zum Selbstverständnis der USA. In den vergangenen Jahren war jene Einheit jedoch nur selten zu spüren, wie die Herausgeber des Bandes attestieren – auch wenn das System der checks and balances seiner Natur nach auf (institutionellen) Widerstreit ausgelegt ist: „[T]he divisions within the U. S. politics can become so great that they threaten effective governance or even paralyze the political system“ (10). Der Sammelband bietet eine Bestandsaufnahme aktueller Streitthemen ...weiterlesen


Britta Grell / Christian Lammert

Sozialpolitik in den USA. Eine Einführung

Wiesbaden: Springer VS 2013 (Lehrbuch); 303 S.; 29,95 €; ISBN 978-3-531-18133-2
Der Wohlfahrtsstaat wird gerne als unamerikanisch geschmäht, pflegt man doch eine lange Tradition von Eigenverantwortung und Freiheit vor staatlichen Eingriffen. Arbeitslose und Arme werden moralisch rigoros „oftmals für ihre Situation selbst verantwortlich gemacht“. Auch gaben in einer Umfrage, die Britta Grell und Christian Lammert zitieren, die Hälfte der befragten älteren Menschen an, sie habe „niemals eine wohlfahrtsstaatliche Leistung in Anspruch genommen […], obwohl ihr ...weiterlesen


Ulrich Haltern

Obamas politischer Körper

Berlin: Berlin University Press 2009; 569 S.; geb., 29,90 €; ISBN 978-3-940432-76-6
Die Idee des politischen Körpers, die die amerikanische Nation seit den Gründervätern begleitet, und ihre Verkörperung durch Barack Obama stehen im Mittelpunkt einer originellen Studie des Rechtswissenschaftlers Haltern. Er sieht in den USA fundamental andere Formen des Politischen, der sozialen Imagination und des Symbolischen als in Europa. Die amerikanische Form sei organisch-körperlicher Art. Haltern beschreibt den charismatischen Obama „als körperlich identifizierbare Transsubstantiat...weiterlesen


Manfred Henningsen

Der Mythos Amerika

Frankfurt a. M.: Eichborn 2009 (Die andere Bibliothek 255); 357 S.; 32,- €; ISBN 978-3-8218-4595-1
In diesem über Jahrzehnte gewachsenen Buch geht es um das amerikanische Selbstverständnis und dessen sprachlich-symbolische Durchdringung. In der geistigen Nachfolge seines akademischen Lehrers Eric Voegelin gelingt es dem seit 1970 an der University of Hawaii lehrenden Politikwissenschaftler Henningsen, die „Diskrepanz zwischen symbolischem Selbstverständnis und gesellschaftlicher Wirklichkeit“ (23) in einer beeindruckenden Zusammenschau zu analysieren. Unter kenntnisreichem Rückbez...weiterlesen


Geert Mak

Amerika! Auf der Suche nach dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Aus dem Niederländischen von Andreas Ecke und Gregor Seferens

Berlin: Siedler Verlag 2013; 621 S.; Ln., 34,99 €; ISBN 978-3-8275-0023-6
Verstehen und Verständnislosigkeit wachsen mit jedem gefahrenen Kilometer, immer fremder wird ein Land, das Europäern Jahrhunderte lang als Sehnsuchtsort galt. Wer aber ein Kind der Gegenwart ist und vor allem des (west‑)europäischen Wohlfahrtsstaates, kommt nicht um die Frage umhin, auf welcher Basis die USA immer noch eine Weltmacht sind – denn was der niederländische Publizist Geert Mak in Erfahrung bringt, sind viele Probleme und jede Menge politische Uneinsichtigkeit. So jedenfa...weiterlesen


Klaus Scherer

Wahnsinn Amerika. Innenansichten einer Weltmacht

München/Zürich: Piper 2012; 287 S.; 3. Aufl.; geb., 18,99 €; ISBN 978-3-492-05531-4
Nach dem Wahlkampf ist vor dem Wahlkampf und so sind die Eindrücke und Erfahrungen, die Klaus Scherer von 2007 bis 2012 als ARD‑Korrespondent in Washington und damit vor der Wiederwahl von Präsident Obama gesammelt hat, durchaus noch aktuell und der Lektüre wert. Das Buch ist dabei als Ergänzung und Hintergrundinformation zu seinen Fernsehsehberichten und ‑reportagen zu lesen, es bietet Einsichten in Alltag und politisches Geschehen. Implizit aufgeworfen wird damit die Frage, worin d...weiterlesen


Eva C. Schweitzer

Tea Party. Die weiße Wut. Was Amerikas Neue Rechte so gefährlich macht

München: Deutscher Taschenbuch Verlag 2012; 279 S.; 14,90 €; ISBN 978-3-423-24904-1
Gegen Ende des Buches klingt es wie eine gute Nachricht: „Romney ist bei der Tea Party als RINO noch verhasster als Schwarzenegger“ (240). Ein „RINO“ ist ein „Republican In Name Only“ (10), womöglich gewillt, eine staatliche Krankenversicherung einzuführen oder gar die Ehe homosexueller Menschen zu erlauben. Für die Protagonisten und Sympathisanten der Tea Party, die die Amerikanistin und Publizistin Schweitzer porträtiert, ist diese Art von Politik gleichsam ...weiterlesen


Katrin Simon

Die Erben des Malcolm X. Afroamerikanische Muslime zwischen Widerstand und Anpassung

Bielefeld: transcript Verlag 2015 (global local Islam); 359 S.; 34,99 €; ISBN 978-3-8376-2668-1
Seit jeher stellen einheimische Konvertiten die größte Einzelgruppe von Muslimen in den USA dar. „Das Besondere ist dabei, dass [sie] fast ausschließlich Afroamerikaner sind“ (7). Die Islamwissenschaftlerin Katrin Simon hat es sich zur Aufgabe gemacht, den heutigen Zustand dieses afroamerikanischen Islams auszuloten – nicht nur auf der Basis einer umfangreichen Auswertung wissenschaftlicher Literatur, sondern auch mit Erkenntnissen aus einem Forschungsaufenthalt in New Yorker P...weiterlesen


James Gustave Speth

Der Wandel ist machbar. Manifest für ein neues Amerika. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Sandra H. Lustig und Ina Goertz

München: oekom verlag 2013; 250 S.; 19,95 €; ISBN 978-3-86581-438-8
Wie stark die Beharrungskräfte des Systems sind, zu deren Bekämpfung er sich aufmacht, musste James Gustave Speth schon am eigenen Leib erfahren: Weil er mit 65 Mitstreitern vor dem Weißen Haus gegen den Bau einer Pipeline demonstrierte, verbrachte Speth, Umweltberater des damaligen US‑Präsidenten Jimmy Carter und heute Dekan der Umweltfakultät an der Yale University, 2011 zwangsweise zwei Nächte im Gefängnis. Die Einsicht allerdings, dass sich die USA grundlegend ändern müssen, um überhaupt...weiterlesen


Bryan Stevenson

Ohne Gnade. Polizeigewalt und Justizwillkür in den USA. Aus dem Amerikanischen von Jürgen Neubauer

München/Berlin/Zürich: Piper 2015; 413 S.; geb., 20,- €; ISBN 978-3-492-05722-6
Bryan Stevenson, Bürgerrechtler und Anwalt, der Menschen ohne anderen Rechtsbeistand, verurteilte Mörder und jugendliche Straftäter vertritt, beschreibt aus der Praxis heraus die Entwicklung der USA zu einer Strafgesellschaft. Sein Buch liest sich wie eine Mischung aus Roman und Sozialreportage und lässt den Leser ernüchtert, wenn nicht gar schockiert zurück. Das Motto seiner Großmutter, die wichtigsten Dinge aus der Nähe und nicht aus der Distanz zu betrachten, steht paradigmatisch ...weiterlesen


Joseph Stiglitz

Reich und Arm. Die wachsende Ungleichheit in unserer Gesellschaft. Aus dem amerikanischen Englisch von Thorsten Schmidt

Berlin: Siedler Verlag 2015; 512 S.; geb., 24,99 €; ISBN 978-3-8275-0068-7
Joseph Stiglitz beschreibt die Diskrepanz zwischen Armut und Reichtum in den Vereinigten Staaten von Amerika. Seine Kernaussage lautet: „Das Ausmaß der Ungleichheit in den USA ist nicht unabänderlich“ (10), vielmehr lasse es sich durch gesellschaftliche und politische Wandlungsprozesse korrigieren. Für dieses Land, in dem der Einfluss des Geldes auf die Politik eine besonders große Rolle spielt, zeigt er das Wechselspiel aus politischen Maßnahmen und ökonomischen Reaktionen. Mithilfe...weiterlesen


Joseph Stiglitz

Der Preis der Ungleichheit. Wie die Spaltung der Gesellschaft unsere Zukunft bedroht. Aus dem amerikanischen Englisch von Thorsten Schmidt

München: Pantheon 2014; 541 S.; 14,99 €; ISBN 978-3-570-55240-7
Joseph Stiglitz zählt neben Paul Krugman zu den prominentesten Vertretern der Anti‑Mainstream‑Ökonomen. Viele seiner Positionen werden oft und prominent auch in deutschen Medien zitiert. Insofern liefert der Band keine grundlegend neuen innovativen Analysen. Es ist vielmehr die Kompaktheit, Verständlichkeit und die zum Teil breite empirische Unterfütterung seiner Argumentationen, die das Buch für Stiglitz‑Fans lesenswert machen. Manche etwas plakative Vereinfachung wird dafür ...weiterlesen


Nina Trentmann

Barack Obama gegen John McCain. Neue Strategien im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf 2008?

Marburg: Tectum Verlag 2009; 284 S.; pb., 24,90 €; ISBN 978-3-8288-9978-0
Hat Barack Obama tatsächlich mit neuen Strategien den US-Präsidentschaftswahlkampf gegen John McCain gewonnen? War es die Internetkampagne, die es in dieser Form noch nicht gegeben hatte? War es die Zuspitzung auf Zukunftsclaims wie „Change“ und „Hope“? Trentmann hat diesen „Wahlkampf der Superlative“ (7) präzise analysiert. Die Nutzung des Internets hat eine wesentliche Rolle gespielt, zumal die Gatekeeper-Funktion der Medien damit zum Teil ausgeschaltet wurd...weiterlesen


Jürgen Weibler (Hrsg.)

Barack Obama und die Macht der Worte

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2010; 243 S.; 24,95 €; ISBN 978-3-531-17505-8
Nicht nur die Wähler in den Vereinigten Staaten, auch viele Beobachter in Deutschland waren von den Reden Barack Obamas im Präsidentschaftswahlkampf 2008 fasziniert. Woher rührt diese Wirkung Obamas, die ihm maßgeblich zum Einzug ins Weiße Haus verholfen hat? In dem Sammelband wird unter anderem die Rhetorik des Präsidenten analysiert. Einerseits zieht Joachim Knape Vergleiche zu den Stilmitteln der Reden Abraham Lincolns, andererseits betreibt Martin Thunert eine strikt computerlinguistische Au...weiterlesen

 

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Außen- und Sicherheitspolitik
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    Der Terrorismusforscher Richard English fragt, ob (und wann) Terrorismusbekämpfung funktioniert. Unter Rückgriff auf drei Fallkonstellationen aus seiner 2016 erschienenen Vorgängerpublikation „Do...

Weitere Literatur

Sina Arnold
Das unsichtbare Vorurteil. Antisemitismusdiskurse in der US-amerikanischen Linken nach 9/11
Verlag Hamburger Edition 2016

 

Edward Ashbee / John Dumbrell (Eds.)
The Obama Presidency and the Politics of Change
Basingstoke, Palgrave Macmillan 2017

 

Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.)
Black America
Bonn, Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ 12/2018)

 

Michael Butter / Astrid Franke / Horst Tonn (Hg.)
Von Selma bis Ferguson – Rasse und Rassismus in den USA
Bielefeld, Transcript Verlag 2016

 

Patrisse Khan-Cullors / Asha Bandele
When They Call You a Terrorist: A Black Lives Matter Memoir
New York, St. Martin's Press 2018

 

Christian Lammert / Markus B. Siewert / Boris Vormann (Hrsg.)
Handbuch Politik USA
Wiesbaden, VS Verlag für Sozialwissenschaften 2016

 

Christopher J. Lebron
The making of Black lives matter. A brief history of an idea
New York, Oxford University Press 2017

 

Sanford V. Levinson, Joel Parker, Melissa S. Williams (Hrsg.)
American Conservatism
Baden-Baden, Nomos Verlag in Gemeinschaft mit NYU Press 2016

 

George Packer
Die Abwicklung. Eine innere Geschichte des neuen Amerika
Frankfurt am Main, S. Fischer Verlag 2014

 

Charlotte Potts
Protest im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Tea Party und Occupy im Vergleich
Baden-Baden, Nomos Verlag 2016


Aus der Annotierten Bibliografie

Auch das ist Amerika. Die afroamerikanische Seite der Geschichte


Mumia Abu-Jamal

We Want Freedom. Ein Leben in der Black Panther Party. Aus dem Amerikanischen von Sonja Hartwig. Hrsg. von Annette Schiffmann und Michael Schiffmann

Münster: Unrast 2012; 327 S.; 18,- €; ISBN 978-3-89771-044-3
Die in den 1960er-Jahren von Huey Newton und Bobby Seale gegründete Black Panther Party war eine Bürgerrechtsbewegung, die für die Freiheit und Selbstbestimmung der afroamerikanischen Bevölkerung der USA kämpfte und der bekannte Persönlichkeiten wie Angela Davis und Mumia Abu-Jamal angehörten. Letzterer stellt in diesem Buch einerseits die Geschichte der Black Panther Party vor, andererseits ist das Werk auch als eine persönliche Darstellung seines politischen Lebens zu verstehen: Als Vierzehnjä...weiterlesen


Willi Baer / Carmen Bitsch / George Jackson / Angela Davis (Hrsg.)

Angela Davis

Hamburg: LAIKA Verlag 2010 (Bibliothek des Widerstands 2); 116 S.; 24,90 €; ISBN 978-3-942281-71-3
Obgleich die Herausgeber ihr Anliegen nicht explizit nennen, scheint es darin zu bestehen, Angela Davis und ihren Kampf für gleiche Rechte und sozialistische Ziele zu dokumentieren. Hierfür versammeln sie sowohl Selbst- und Zeitzeugnisse der Bürgerrechtlerin und als auch ergänzende Beiträge, in denen über historische und biografische Hintergründe berichtet wird. Kurz und knapp informieren sie über die Anstrengungen Davis’ innerhalb der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, die erlittenen...weiterlesen


Hans-Eckehard Bahr

Martin Luther King. Für ein anderes Amerika

Berlin: Aufbau Taschenbuch Verlag 2004; 159 S.; 8,95 €; ISBN 3-7466-8123-5
Bahr, ehemaliger Mitarbeiter von King und Theologieprofessor in Chicago und Bochum, gibt einen Einblick in das Leben und die Werte des amerikanischen Bürgerrechtlers. Auf der Basis seiner persönlichen Erlebnisse und Erinnerungen skizziert der Autor ein Bild von King als Revolutionär, der an Gewaltfreiheit, die Kraft der Religion und an den Grundsatz von Freiheit und Gleichheit glaubte. Bahr erzählt von den Vorbildern Kings, Henry D. Thoreau und Mahatma Gandhi, seinen Begegnungen mit Malcolm X un...weiterlesen


Oliver Demny

Rassismus in den USA. Historie und Analyse einer Rassenkonstruktion

Münster: Unrast 2001; 316 S.; brosch., 21,- €; ISBN 3-89771-007-2
Absicht des Verfassers ist es, "eine Historie einer Rassenkonstruktion und damit auch eine Historie der Schwarzen" in den Vereinigten Staaten zu geben (11). Im Überblick der rund fünf Jahrhunderte kolonialer Besiedlung des nördlichen amerikanischen Halbkontinents versucht er die (Selbst-)Einteilung der Gesellschaft in verschiedene Rassen zu rekonstruieren, die Kriterien dieser "Rassenzuschreibung" zu ergründen und ihre Anwendung im Sinne sozialer Segregation, Diskriminierung und politischer Unte...weiterlesen


Philipp Dorestal

Style Politics. Mode, Geschlecht und Schwarzsein in den USA, 1943-1975

Bielefeld: transcript Verlag 2012 (AmericanStudies); 369 S.; kart., 32,80 €; ISBN 978-3-8376-2125-9
Geschichtswiss. Diss. Erfurt; Begutachtung: J. Martschukat, O. Stieglitz. – Das Styling des Körpers habe „immer auch untrennbar eine politische Dimension“ (12) gehabt, schreibt Philipp Dorestal mit Blick auf die Geschichte der African Americans im 20. Jahrhundert. In dieser „Kulturgeschichte des Politischen“ (66) untersucht er deshalb, inwieweit sich diese über ihren Look abgrenzten und in Gruppen differenzierten. Dorestal geht es dabei allerdings nicht nur um die G...weiterlesen


Alex Haley (Hrsg.)

Malcolm X. Die Autobiographie. Mit einem Nachwort versehen von Alex Haley. Vorwort von Mumia Abu-Jamal

Bremen: Atlantik Verlag 2003; 514 S.; überarb. Neuaufl.; brosch., 19,80 €; ISBN 3-926529-14-8
Die Pilgerfahrt nach Mekka veränderte ihn ‑ plötzlich konnte sich Malcolm X eine Gesellschaft vorstellen, in der die Hautfarbe eines Menschen keine Rolle spielte. Damit legte er zumindest einen Teil der Radikalität ab, die er sich durch eine andere Art der Religiosität erworben hatte. Malcolm X hatte zuvor als der bekannteste Prediger der „Nation of Islam" ‑ die einen vom Sektengründer Muhammad selbstgestrickten Islam vertrat ‑ Menschen heller Hautfarbe als weiße Teu...weiterlesen


Ulrike Heider

Schwarzer Zorn und weiße Angst. Reisen durch Afro-Amerika

Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch Verlag 1996; 202 S.; ISBN 3-596-12344-5
Europäischen Beobachtern erscheint die Gesellschaft der USA seltsam widersprüchlich: Während die lange Geschichte der Einwanderungsbewegungen die Vorstellung vom "melting pot" der Kulturen und Ethnien geprägt hat, bietet kaum ein Land eine derartige Fülle an historischen und aktuellen Beispielen für den Bestand rassistischer Strukturen in allen Bereichen der Gesellschaft wie die USA hinsichtlich der afro-amerikanischen Minorität. Diese Ambiguität hat die Autorin dazu veranlaßt, Geschichte und Ge...weiterlesen


Nicole Hirschfelder

Oppression as Process. The Case of Bayard Rustin

Heidelberg: Universitätsverlag Winter 2014 (American Studies – A Monograph Series 254); 309 S.; geb., 39,- €; ISBN 978-3-8253-6390-1
Bayard Rustin (1912‑1987) war nach Martin Luther King eine der führenden Figuren der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Als offen homosexuell lebender Mann musste er erleben, wie der mehr und mehr erfolgreiche Kampf um Bürgerrechte für Afroamerikaner keineswegs bedeutete, dass sich Diskriminierung und subtile Formen der Ausgrenzung insgesamt auf dem Rückzug befunden hätten. Nicole Hirschfelder unternimmt in ihrer soziologisch akzentuierten Fallstudie den Versuch, die multiplen Praktiken gesellschaftlicher Unterdrückung und ...weiterlesen


Jan Hoffmeister

Die somatische Differenz. Europäische Vorstadtrevolte und afroamerikanischer Diskurs

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (Studien zur Politischen Soziologie 31); 362 S.; brosch., 69,- €; ISBN 978-3-8487-1970-9
Diss. FU Berlin; Begutachtung: W. Fluck, H. Brunkhorst, A. R. Schäfer. – Jan Hoffmeister geht es um ein Spannungsverhältnis: „hier die Identität, dort das moderne Recht“ (20). Der liberale Verfassungsstaat – die Errungenschaft der westlichen Moderne – spricht jedem Individuum die gleichen Rechte zu; dennoch ist die gesellschaftliche Realität durchzogen von Rassismus und Diskriminierung, so seine Beobachtung. Das Ignorieren der Tatsache, dass Menschen ...weiterlesen


Thomas McCarthy

Rassismus, Imperialismus und die Idee menschlicher Entwicklung. Aus dem Englischen von Michael Müller

Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2015 (edition suhrkamp 2688); 402 S.; ISBN 978-3-518-12688-2
Der 2009 im englischen Original erschienene Band enthält sieben Abhandlungen von Thomas McCarthy, in denen er sich mit einer spezifischen Ausprägung des liberalen Paradoxes – dem Widerspruch von universalistischen Prinzipien und einer partikularen Machtinteressen folgenden Praxis – auseinandersetzt. Die McCarthy leitende Prämisse des von ihm beabsichtigten Beitrags zu einer „kritischen Geschichte der Gegenwart“ (10) besagt, dass in die Tradition des ...weiterlesen


Michael Schiffmann

Wettlauf gegen den Tod. Mumia Abu-Jamal: ein schwarzer Revolutionär im weißen Amerika

Wien: Promedia 2006; 318 S.; brosch., 21,90 €; ISBN 978-3-85371-258-0
Im Dezember 1981 wurde der afroamerikanische Journalist Abu-Jamal wegen Mordes an einem Polizisten der Stadt Philadelphia sowie wegen Schusswaffenbesitzes angeklagt, im Juli 1982 für schuldig befunden und 1983 zum Tode verurteilt. Er befindet sich in einem US-amerikanischen Hochsicherheitsgefängnis in Pennsylvania. Seine Bemühungen um eine Wiederaufnahme des Verfahrens haben international großes Echo gefunden. Schiffmann – Dozent für Anglistik in Heidelberg – legt zunächst den Krimin...weiterlesen


Malcolm Sylvers / Brigitte Domurath-Sylvers

Mythen und Kritik in der Ideengeschichte der USA. 25 Porträts

Marburg: Metropolis-Verlag 2014; 395 S.; 29,80 €; ISBN 978-3-7316-1036-6
Auch wenn zahlreiche Biografien und Einzeldarstellungen zeigen, dass die US‑amerikanische Ideengeschichte im deutschsprachigen Raum Beachtung findet, liegt eine Gesamtdarstellung hierzulande bislang nicht vor. Der nun erschienene Band soll, nach eigenem Anspruch, Abhilfe schaffen. Die Autoren beleuchten anhand von Personen‑Porträts politisches Denken vom 17. bis ins 20. Jahrhundert: von den Toleranzideen Roger Williams’ über die der Verfassungsväter und der (Vor‑)Denker der Gleichberechtigung von...weiterlesen


Kyrylo Tkachenko

Der Fall Mumia Abu Jamal: Rassismus, strafender Staat und die US-Gefängnisindustrie

Münster: Unrast 2012; 239 S.; 14,- €; ISBN 978-3-89771-043-6
Anders als durch den Titel suggeriert, ist der Fall Abu Jamal nicht das Hauptthema des gesamten Buches, sondern wird vorrangig innerhalb des ersten Kapitels geschildert. In den dann folgenden Kapiteln wird die Verurteilung des Black Panther‑ Mitglieds zwar kursorisch als bekanntes Beispiel herangezogen, aber Tkachenko greift viel weiter aus und stellt in seinem Buch den in den USA geführten Kampf „gegen Rassismus und Todesstrafe, gegen politische Repression, gegen ein unsoziales Geri...weiterlesen


Howard Zinn

Schweigen heißt Lügen. Autobiografie. Aus dem Englischen übersetzt von Jürgen Schneider

Hamburg: Edition Nautilus 2010; 288 S.; brosch., 22,- €; ISBN 978-3-89401-604-3
Die vor acht Jahren auf Englisch erschienene Autobiografie des bekannten amerikanischen Historikers und politischen Aktivisten liegt nun kurz nach seinem Tode im Januar 2010 auch in deutscher Sprache vor. Neben dem Berufsweg des Autors steht vor allem dessen Engagement und Lehrtätigkeit zur Zeit des Vietnamkriegs im Zentrum der Schilderungen. Als prägende und bestimmende Erfahrungen für den Lebensweg Zinns lassen sich zwei Einflüsse identifizieren. Zum einen handelt es sich um das Klassenbewusst...weiterlesen


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