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Gunnar Flume

Das Ende des Modells Schweden? Das schwedische Produktionsregime in der Globalisierungsarena 1980-2000

Berlin: Duncker & Humblot 2012 (Schriften zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte 85); 542 S.; 88,- €; ISBN 978-3-428-13796-1
Geschichtswiss. Diss. Bielefeld; Begutachtung: W. Abelshauser. – Das oft zitierte „schwedische Modell“ hat heute deutlich mehr Gemeinsamkeiten mit einer ordoliberalen sozialen Marktwirtschaft als mit dem Rund‑um‑sorglos‑Wohlfahrtsstaat der 1970er‑Jahre. Dass es dabei gelingt, auch in Zeiten weitreichender ökonomischer Krisen ein hohes Maß an Wohlfahrtsstaatlichkeit aufrechtzuerhalten, lässt aktuell sogar den „Economist“ („The next supermodel“, 02.02.2013) mit großem Interesse nach Skandinavien schauen. Gunnar Flumes Studie, in der er die Reich‑ und Tragweite der entsprechenden Wandlungsprozesse am Beispiel der institutionellen Arrangements der schwedischen Volkswirtschaft untersucht, passt also in die Zeit. Er fragt, „inwiefern in den letzten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts in Schweden ein irreversibler Pfadwechsel in Richtung der angelsächsischen Liberal Market Economies erfolgte, oder ob sich […] ein neues ‚schwedisches Modell’ als hybrider Typus mit Elementen liberaler und korporativer Marktwirtschaften herausbildete“ (19). Anhand von drei Fallbeispielen schwedischer Großunternehmen (Sandvik, SCA, Ericsson) wird im Detail aufgezeigt, dass sich die schwedische koordinierte Marktwirtschaft trotz zunehmender Globalisierungszwänge vergleichsweise resistent gegenüber Wandlungsdruck erwiesen hat. Nachzulesen ist, wie die beharrlichen Besonderheiten der schwedischen Produktionsregime sogar dazu beigetragen haben, die Krisenphasen der vergangenen Jahre zu bewältigen. Denn völlig entziehen konnte sich die stark exportabhängige schwedische Wirtschaft den Entwicklungen in ihrem internationalen Umfeld natürlich nicht. Die dargestellten unternehmensspezifischen Innovations‑ und Wachstumspfade weisen dabei auf eine neue institutionelle Vielfalt auch auf schwedischer Unternehmensebene hin, die aber bisher nicht eine zwangsläufige Anpassung an angelsächsische Vorbilder bedeutete. Ob in Unternehmen des Landes der schwedische Weg weiter gegangen werden konnte, können nur Folgestudien von vergleichbarer Analysetiefe zeigen.
Thomas Henzschel (TH)
Dr., Auswärtiges Amt, Arbeitsstab Iran.
Rubrizierung: 2.61 | 2.22 | 2.262 | 4.43 Empfohlene Zitierweise: Thomas Henzschel, Rezension zu: Gunnar Flume: Das Ende des Modells Schweden? Berlin: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/9202-das-ende-des-modells-schweden_43146, veröffentlicht am 14.03.2013. Buch-Nr.: 43146 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken