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Farid Hafez (Hrsg.)

Jahrbuch für Islamophobieforschung 2011. Deutschland – Österreich – Schweiz

Innsbruck: Studienverlag 2011; 128 S.; 22,90 €; ISBN 978-3-7065-5021-5
Das inzwischen zweite Jahrbuch geht über eine ledigliche Inventarisierung islamophober Vorfälle im Berichtsjahr weit hinaus. Versammelt sind interdisziplinäre Fallstudien zu mal mehr, mal weniger öffentlichkeitswirksam ausgetragenen Debatten um den Platz des Islam in den drei Ländern. So dokumentieren die Beiträge von Doris Angst und Astrid Mattes die Nachwehen des Schweizer Minarettverbots einmal in der schweizerischen Diskussionskultur und einmal in der österreichischen Berichterstattung. Während Angst einen äußerst präzisen Überblick über den Verlauf der Debatte, die Motive und Vorbildwirkungen für andere europäische Länder liefert, erarbeitet Mattes anhand ausgewählter Artikel der wichtigsten österreichischen Printmedien einen Katalog wiederkehrender Argumentationsmuster in der Sicht auf den Islam. Hierbei problematisiert sie insbesondere die selten eindeutige Grenze „zwischen legitimer Kritik und islamophoben Anfeindungen“ (33). Der Frage, wie Emanzipationsdiskurse in der Diskussion um die muslimische Integration vereinnahmt werden, geht Petra Klug in ihrem Beitrag „Raster des Kulturalismus“ nach. Am Beispiel der Ablehnung des Zivilcourage-Preises der BerIiner Christopher Street Days durch Judith Butler reflektiert sie, wie selbst noch die Kritik am „Gegeneinander-Ausspielen der Rechte von Frauen und MigrantInnen“ (57) einer kulturalistischen und Menschenrechte ethnisierenden Logik unterliegt. Von einer „Dimension der Entmenschlichung“ (93) der Muslime geht Farid Hafez in seiner Analyse der FPÖ-Kampagne im Wiener Wahlkampf 2010 aus. So steht etwa der Verweis auf vermeintliche historische Analogien zwischen der Türkenbelagerung Wiens 1683 und etwa dem potenziellen EU-Beitritt der Türkei für die islamophoben Strategien im politischen Diskurs. Ergänzt wird der Band durch zwei Rezensionen und überzeugt in der Gesamtheit durch die Auswahl von Beispielen, die paradigmatisch für Strukturen und Produktionsweisen der Islamophobie gesehen werden können.
Britta Voß (BVO)
M. A., Historikerin, wiss. Mitarbeiterin, Historisches Seminar, Ludwig-Maximilians-Universität München.
Rubrizierung: 2.23 | 2.35 | 2.4 | 2.5 | 2.22 | 2.333 Empfohlene Zitierweise: Britta Voß, Rezension zu: Farid Hafez (Hrsg.): Jahrbuch für Islamophobieforschung 2011. Innsbruck: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/9160-jahrbuch-fuer-islamophobieforschung-2011_40865, veröffentlicht am 08.09.2011. Buch-Nr.: 40865 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken