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Christoph Schwegmann (Hrsg.)

Bewährungsproben einer Nation. Die Entsendung der Bundeswehr ins Ausland

Berlin: Duncker & Humblot 2011; 243 S.; 18,- €; ISBN 978-3-428-13570-7
Warum werden deutsche Soldaten ins Ausland entsendet? Dient das unserem Interesse? Ist es moralisch und rechtlich zu legitimieren? Der etwas pathetisch anmutende Titel dieses Sammelbandes lässt zunächst darauf schließen, dass Deutschland durch das Stahlbad der Intervention müsse, um sich international zu etablieren. In diese Richtung gehen auch die Argumentationsgänge bei einem Großteil der Autoren. Etwa dann, wenn der ehemalige Verteidigungsminister Volker Rühe im Vorwort seine drei Grundprinzipien für eine legitime Intervention offenlegt: 1. Deutschland besitzt Mitverantwortung für Frieden und Stabilität; 2. Deutschland agiert im Rahmen des Völkerrechts; 3. für den Einsatz von militärischer Gewalt benötigt die Regierung breite Rückendeckung in Parlament und Bevölkerung. Michael Rühle thematisiert die blühenden Konfliktlandschaften innerstaatlicher Kriege und differenziert zwischen Werten und Interessen. Gemeinsame Werte sind für ihn zum Beispiel Menschenrechte, Frieden oder Freiheit. Interessen dienen zum Schutz der realen und normativen Werte eines Staates. In dieser Lesart lässt sich dann auch die Beteiligung Deutschlands an der Intervention in Afghanistan erklären. In einem weiteren Beitrag kommt Stephan Ackermann zu dem Schluss, dass der Bundestag respektive der Sicherheitsrat adäquate Institutionen sind, um militärische Einsätze zu rechtfertigen. Der Sammelband liefert einen fundierten Einblick in die Komplexität von humanitären Interventionen. Leider werden aber nicht alle Komponenten berücksichtigt. So wird nicht der Frage nachgegangen, was nach einem solchen Einsatz in dem jeweiligen Land passieren soll. Menschenrechtsverbrechen unterbinden ist die eine Seite, dass State Building und Demokratieexport aber selten den gewünschten Erfolg bringen, eine andere. Eine kontroversere Auseinandersetzung, die die Folgen, aber auch die moralischen Schwierigkeiten humanitärer Interventionen genauer beleuchtet hätte, wäre wünschenswert gewesen. Der Herausgeber dieses Sammelbandes arbeitet unter anderem im Bundesministerium der Verteidigung.
Mario-Gino Harms (MGH)
Dipl.Pol., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.21 | 2.324 | 2.321 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Mario-Gino Harms, Rezension zu: Christoph Schwegmann (Hrsg.): Bewährungsproben einer Nation. Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/9159-bewaehrungsproben-einer-nation_40740, veröffentlicht am 29.09.2011. Buch-Nr.: 40740 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken