Eiszeit im Kreml. Das Komplott der russischen Geheimdienste. Aus dem Englischen von Udo Rennert
Es ist kaum möglich, den Inhalt des in Russland verbotenen Buchs zu beurteilen. Dies gilt für die meisten Darstellungen der Aktivitäten von Geheimdiensten. Doch allein die Faktenfülle des Werkes sowie die spektakuläre Ermordung Litwinenkos erhöhen die Plausibilität der beschriebenen Zusammenhänge. Selbst wenn nur ein Bruchteil der Darstellungen stimmt, wäre dies ein Skandal. Die zentrale Aussage des Buches: Nicht tschetschenische Terroristen, sondern Agenten des russischen Geheimdienstes sind für zahlreiche Anschläge in Russland verantwortlich. Die Taten sollten Tschetschenen zur Last gelegt und damit der Anlass für einen Krieg geliefert werden, der wiederum die Demokratisierung des Landes destabilisieren und die Macht von Militär und Geheimdiensten erhöhen sollte. Längst, so die Autoren, seien russische Sicherheitsdienste tief in kriminelle Machenschaften verstrickt gewesen. So seien einige der KGB-Nachfolgeorganisationen Anfang der 90er-Jahre mehr und mehr Teil der organisierten Kriminalität Russlands geworden. Mit der Wahl Putins zum russischen Präsidenten habe der FSB endgültig seine Machtbasis sichern und sogar noch ausbauen können. Das Buch weckt oder verstärkt beim Leser Misstrauen gegenüber den politischen Zuständen in Russland. Ob vollkommen zutreffend oder verzerrt, es ist wenigstens ein beeindruckendes Lehrstück hinsichtlich der Schwierigkeiten demokratischer Transition.