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Klaus Werner-Lobo

Nach der Empörung. Was tun, wenn wählen nicht mehr reicht

Wien: Deuticke im Zsolnay Verlag 2016; 206 S.; 18,90 €; ISBN 978-3-552-06313-6
Politikverdrossenheit ist nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen Staaten zu einem prägenden Phänomen geworden, in dessen Folge sich nicht nur Wut, sondern auch extreme und undemokratische Einstellungen öffentlich Bahn brechen. In seinem neuen Buch fragt der Journalist, Autor und bekannte Aktivist Klaus Werner‑Lobo, wie mit zivilgesellschaftlichem Engagement abseits der etablierten politischen Kräfte Politik und Gesellschaft gestaltet werden kann. Wie der Titel bereits deutlich macht, sieht sich der Autor hierbei ganz im Geiste von Stéphane Hessels leidenschaftlichem und enorm erfolgreichem Manifest „Empört Euch“. Für Werner‑Lobo ist die Empörung der erste Schritt hin zu einem (zivilgesellschaftlichen) Engagement. Daher möchte er mit seinem Band anhand verschiedener Beispiele aus der Zivilgesellschaft und seiner eigenen Erfahrungen eine Anleitung zum Handeln anbieten und zum politischen Engagement aufrufen. Auf provokative, aber nachvollziehbare Weise macht der Autor dabei deutlich, wie Korruption, Ausbeutung, Umweltzerstörung und soziale Ungleichheit immer drastischere Ausmaße annehmen und wie Politik bzw. die konkret gewählten Politiker nicht nur nicht fähig waren, diese Entwicklungen umzukehren, sondern sie sogar durch ihre Entscheidungen begünstigten. Angesichts dieser Erfahrungen fordert der Autor eine Selbstermächtigung der Zivilgesellschaft, die als solidarisches Handeln und aktiver Widerstand eine Entmachtung der Herrschenden anstrebt und neue Möglichkeiten der Mitgestaltung und demokratischen Teilhabe durchsetzen will. Der Autor untermauert seine Argumentation dabei mit zahlreichen konkreten Beispielen aus der Zivilgesellschaft, die von lokalen Initiativen wie „Wittstock contra Industriehuhn“ oder „Ende Gelände“ über nationale Projekte wie „WELTbewusst Stadtrundgang“ oder die europäische Bewegung „Stop TTIP“ bis hin zu so bekannten Aktionskünstlern wie den „Yes Men“ reichen. Dabei wird deutlich, dass zivilgesellschaftliche Projekte nicht nur vielfältig und (oftmals auch) sehr erfolgreich sind, sondern auch, dass politisches Engagement eine passive Politikwahrnehmung überwinden kann und sinnstiftend wirkt – besonders bei jungen Menschen. Ergänzt wird der Band durch einen umfangreichen Anhang, der bekannte Initiativen und ihre Ziele vorstellt und Möglichkeiten zum Mitmachen aufzeigt.
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Rubrizierung: 2.22.222.331 Empfohlene Zitierweise: Martin Repohl, Rezension zu: Klaus Werner-Lobo: Nach der Empörung. Wien: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/40123-nach-der-empoerung_48364, veröffentlicht am 27.10.2016. Buch-Nr.: 48364 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken