Da die Siegener Tagung „Politics all‘ italiana – crisis as a permanent condition?“, auf die dieser Band zurückgeht, bereits im November 2013 stattfand, enthalten die Beiträge kaum Bezüge zu den jüngeren Ereignissen. Jedoch gehen zumindest die Herausgeber in ihrer Einleitung auf die aktuellen Reformprozesse ein – mit einem skeptischen Unterton. Für diese Skepsis führen sie die Theorie des Historischen Institutionalismus an, wonach – entsprechende Vorteile für zumindest einige zentrale Akteure des Systems vorausgesetzt – auch dysfunktionale Strukturen eines politischen Systems über einen längeren Zeitraum erhalten bleiben können. Insgesamt sind die Beiträge des Bandes ansonsten eher retrospektiv, betrachtet werden einzelne Entwicklungsstränge vornehmlich der zweiten (seit 1992), aber auch der ersten (seit 1946) italienischen Republik. Jeweils (mit Ausnahme des letzten Abschnitts) drei Artikel fokussieren Aspekte der nationalen Identität Italiens, dessen politisches System, zentrale Akteure und hier noch einmal speziell die Frage der Personalisierung der italienischen Politik unter besonderer Betrachtung der Fünf‑Sterne‑Bewegung von Beppe Grillo beziehungsweise des Agierens von Silvio Berlusconi. Besonders der Beitrag von Alberto Vannucci sei hier erwähnt, weil er in gekonnter Weise verschiedene Stränge der Thematik – Parteiensystem, wirtschaftliche Strukturen und gesellschaftliche Probleme – unter dem Aspekt der Verantwortung vor dem Wähler diskutiert. Sein zentrales Ergebnis ist, dass die Wähler nur in wirtschaftlichen Krisenzeiten bereit sind, korrupte Politiker an der Wahlurne zur Rechenschaft zu ziehen, was keine allzu großen Hoffnungen auf eine Stabilisierung der Anti‑Korruptions‑Maßnahmen der Regierung(en) weckt. Leider verzichten die Herausgeber auf eine zusammenfassende und zusammenführende Darstellung der Ergebnisse dieses Sammelbandes, die den Leserinnen und Lesern die Einschätzung hinsichtlich der Permanenz der italienischen Krise sicherlich erleichtert hätte.