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Daniel Baumann / Stephan Hebel

Gute-Macht-Geschichten. Politische Propaganda und wie wir sie durchschauen können

Frankfurt a. M.: Westend Verlag 2016; 248 S.; 16,- €; ISBN 978-3-86489-126-7
In ihrem „Mythen‑Lexikon“ (10) wollen die Autoren, die als Journalisten bei der Frankfurter Rundschau arbeiten, allen politisch Interessierten eine Dechiffrierhilfe an die Hand geben, um die wichtigsten politischen Schlagwörter „entschlüsseln“ und die titelgebenden Gute‑Macht‑Geschichten „entlarven“ (13) zu können. Das Buch ist wie ein Nachschlagewerk aufgebaut, die 74 Stichworte sind alphabetisch von „alternativlos“ (15) bis „Zinsenteignung“ (210) sortiert und werden jeweils mit einem kurzen Text erklärt. Die Auswahl bleibt unklar, aber wirtschafts‑ und sozialpolitische Themen stehen im Mittelpunkt. Bei „Wettbewerbsfähigkeit“ (204) gehe es beispielsweise nicht um die Verbesserung von Produkten, sondern darum, Löhne zu drücken und somit werde unter diesem Schlagwort vor allem „der Ausbeutung der Arbeitnehmer der Weg bereitet“ (207). Die Rolle und Bedeutung von Sprache im politischen Prozess wird nicht konzeptualisiert, wohl nicht zuletzt weil es in erster Linie darum geht, politische Floskeln „auch für politische Laien versteh‑ und durchschaubar“ (11) zu machen. Der mitunter etwas paternalistische Ton und der Anspruch, die „eigentliche Bedeutung“ (14) dieser Floskeln zu entschlüsseln, wirken teilweise arg deplatziert und wer den Autoren Böses wollte, könnte unterstellen, dass sie Sprache ähnlich gezielt einsetzen, denn der Begriff der politischen Propaganda im Untertitel ist nicht zufällig gewählt. Nichtsdestotrotz geben Daniel Baumann und Stephan Hebel zahlreiche Denkanstöße, um sich kritisch mit den zahllosen politischen Worthülsen auseinanderzusetzen. Denn ob beispielsweise die Lage in Griechenland mit dem Wort „Armut“ (25) oder mit der Notwendigkeit von „Reformen“ (144) verbunden wird, prägt nicht nur die öffentliche Wahrnehmung, sondern auch die politische Realität. Ob das Buch allerdings einen produktiven Beitrag dazu leisten kann, das „erschreckend eindimensionale Denken und Handeln“ (12) aufzubrechen, sei dahingestellt. Es wäre nicht verwunderlich, wenn es eher Politikverdrossenheit schürt, indem es aufzeigt, was ‚die da oben‘ mit ‚uns‘ eigentlich wirklich machen.
{FH}
Rubrizierung: 2.352.333 Empfohlene Zitierweise: Falk Hartig, Rezension zu: Daniel Baumann / Stephan Hebel: Gute-Macht-Geschichten. Frankfurt a. M.: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39815-gute-macht-geschichten_48369, veröffentlicht am 07.07.2016. Buch-Nr.: 48369 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken