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A. James Gregor

Reflections on Italian Fascism. An Interview with Antonio Messina

Berlin: Logos Verlag 2015; 130 S.; 16,- €; ISBN 978-3-8325-4182-8
Erlebt die Welt eine Rückkehr des Faschismus? Diesem Phänomen würden in der Öffentlichkeit so unterschiedliche aktuelle Ereignisse wie das Erstarken rechtspopulistischer Parteien, der grausame Krieg religiöser Fanatiker und die zunehmende Anzahl von Terrorakten zugeordnet, schreibt A. James Gregor, emeritierter Professor für Politikwissenschaft an der University of California und renommierter Faschismus‑Forscher. Für ihn bietet dies Anlass, zu den Wurzeln des Begriffes zurückzukehren. Dazu findet sich zunächst ein ausführliches Interview mit ihm, das Antonio Messina, Journalist und Historiker, geführt hat. In kurzen Fragen und teils seitenlangen Antworten reflektieren sie ein halbes Jahrhundert Forschungsarbeit über den italienischen Faschismus, diskutieren Definitions‑ und Abgrenzungsschwierigkeiten des Begriffes und gehen auf aktuelle Entwicklungen ein. Gregor beschreibt, dass die wissenschaftliche Community im Bereich der Totalitarismusforschung zu Beginn seiner Forschungstätigkeit noch stark in linke und rechte Strömungen polarisiert gewesen sei. Linke Wissenschaftler hätten es abgelehnt, Parallelen zwischen marxistischen und faschistischen Systemen zu ziehen. Dabei sei aber ignoriert worden, dass die Massenmorde unter den Sowjets oder den Maoisten ähnlich ungeheuerlich gewesen seien wie die im Nationalsozialismus. Im italienischen Faschismus habe es Massenvernichtungen dagegen in vergleichbarem Ausmaß nicht gegeben. Erst später sei genauer begrifflich zwischen Faschismus und Nationalsozialismus differenziert worden. Um Faschismus zu verstehen, sei es wichtig, ihn als „developmental dictatorship“ (42) zu begreifen. Durch erzwungene Kapitalakkumulation und technische Modernisierung habe der Faschismus ein rapides Wirtschaftswachstum in Italien angetrieben. Als Messina ihn fragt, wie Gregor sich die häufig geäußerte Kritik an seiner Definition erklären könne, antwortet dieser, dass dies unter anderem darin begründet sei, dass Faschismus im Englischen oft als „universal term of abuse“ (41) gebraucht werde. Wenn man sich dann, wie er, über ein faschistisches Regime in irgendeiner anderen Weise als mit Abscheu äußere, rufe das sofort Widerstände hervor. Am Ende des Buches äußert Gregor die Überzeugung, dass das Aufkommen neuer faschistischer Systeme in Europa äußerst unwahrscheinlich sei, einerseits wegen des hohen wirtschaftlichen Entwicklungsniveaus der Länder und andererseits wegen der starken Nachwirkung der historischen Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges.
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Rubrizierung: 2.252.61 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: A. James Gregor: Reflections on Italian Fascism. Berlin: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39996-reflections-on-italian-fascism_48418, veröffentlicht am 11.08.2016. Buch-Nr.: 48418 Rezension drucken