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Toni Keppeler

Chile in Bewegung. Reportagen aus einem Land der Gegensätze

Zürich: Rotpunktverlag 2016; 207 S.; brosch., 24,- €; ISBN 978-3-85869-688-5
Das medial verbreitete Ideal des „ordentliche[n], fleißige[n] und konservative[n] Chile[s]“ (8) hinterfragt Toni Keppeler mit diesem Buch. „Es gab immer auch ein rebellisches Chile“, schreibt er. Dieses „andere Chile“ (9) steht daher im Mittelpunkt seiner Reportagen über das südamerikanische Land. Veranschaulicht mit Geschichten von unterschiedlichen Personen, geht er einzelnen Aspekten der chilenischen Geschichte seit dem 19. Jahrhundert und ihrer Bedeutung für die Gegenwart nach. Er zeigt, wie Chile bereits seit der Eroberung der Atacama‑Wüste im Norden des Landes wirtschaftlich vom Export von Bodenschätzen abhängig war und ist. Auch macht Keppeler auf den Landkonflikt mit dem indigenen Volk der Mapuche aufmerksam und zeigt die Wurzeln dieses Konfliktes auf, die er weit zurück in den 1880er‑Jahren verortet, als es eine große Einwanderungswelle europäischer Siedler nach Chile gab. Zahlreiche Mapuche wurden in dieser Zeit ermordet und ihres Landes beraubt. Bis heute gebe es keine Lösung für diesen Konflikt. Auch die Geschichte der Unidad Popular, die Regierungszeit von Salvador Allende und die Versuche des amerikanischen Geheimdienstes, einen Putsch herbeizuführen, werden thematisiert. Keppeler nimmt ferner Bezug auf den Putsch vom 11. September 1973, mit dem Augusto Pinochet die Macht in Chile übernahm und eine Militärregierung errichtete. Er schildert die Gewalt des Regimes gegenüber politischen Gegnern, skizziert die neoliberale Politik und ergründet die Person Pinochet. Nach dem Ende der Diktatur war dann zunächst alles beim Alten geblieben, schreibt er und legt dar, wie schwer es war, Pinochet vor Gericht zu bringen und wie 2010 die Mitte‑Links‑Koalition selbst schließlich den Weg für die erste rechte Regierung nach der Militärdiktatur freigemacht hat. Anhand der Studentenbewegung, die unter anderem eine freie Bildung für alle einklagte, verdeutlicht Keppeler, dass die chilenische Gesellschaft und das politische System heute in Bewegung sind. Das Ende des langen Übergangs zur Demokratie scheint ihm daher nun in Sichtweite zu sein.
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Rubrizierung: 2.652.22.222.232.25 Empfohlene Zitierweise: Jessica Burmester, Rezension zu: Toni Keppeler: Chile in Bewegung. Zürich: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39984-chile-in-bewegung_48304, veröffentlicht am 11.08.2016. Buch-Nr.: 48304 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken