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Andrei Hesse

Stagnation or Stability? Interest Groups and the Welfare State

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (Nomos Universitätsschriften: Volkswirtschaftslehre 4); 285 S.; 59,- €; ISBN 978-3-8487-2622-6
Diss. Erfurt; Betreuung: H. Peukert, H. Grimm. – Mancur Olson ist längst ein Klassiker, seine „Logik des kollektiven Handelns“ (1965) zählt zu den Schlüsselwerken der Rational‑Choice‑Theorie. Der hierauf aufbauende „Aufstieg und Niedergang von Nationen“ (1982) veranschaulichte erneut die Problematik von Interessengruppen, die sehr wohl in der Lage sind, sich dem ausgleichenden Wirken von Staaten oder Organisationen zu entziehen und ihre Interessen in Bezug auf öffentliche Güter zu ökonomisieren. Beide Werke und mehr noch die Kritik an ihnen liegen der Analyse von Andrei Hesse zugrunde, die an der Schnittstelle von Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre angesiedelt ist. Ausgangspunkt ist demnach die Akzeptanz von Verteilungskoalitionen, was ohne den Staat und seine (monopolisierten) Konfliktlösungsmechanismen kaum möglich wäre. Die sich daraus für eine profitorientierte Gesellschaft ergebenden Probleme liegen auf der Hand, zumal dort, wo es um einvernehmliche Lösungen geht. Was aber sind das für Gruppen und welche Rolle spielt dabei das Interesse, das ja schon Autoren wie Aristoteles, Hobbes oder Weber inspiriert hat? Hesse geht systematisch an die Materie heran, indem er bekannten Pfaden neu folgt und beispielsweise das Verhältnis zwischen Interessengruppen und politischer Volatilität in den Blick nimmt oder über die Annahme einer offenen Gesellschaft als Faktor für anhaltendes Wirtschaftswachstum reflektiert. Den eigentlichen Schwerpunkt dieser Studie bildet eine fallbezogene Betrachtung, da Hesse die Olson‘schen Überlegungen auf Schweden und Israel überträgt. Indem er das schwedische Modell des Rentierstaates dem versicherheitlichten und um sein Existenzrecht ringenden Staat Israel gegenüberstellt, kann er sehr schön die Frage herausarbeiten, ob der Staat an sich und als Institution tatsächlich unter einer „institutionellen Sklerose“ (271) leidet. Für Hesse liegt die Antwort auf der Hand, da beide Staaten trotz aller Krisen der Versuchung widerstanden haben, ihren freiheitlichen Charakter aufzugeben. Das ändert aber nichts daran, dass Interessengruppen und Staat nicht notwendigerweise deckungsgleich sein müssen.
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Rubrizierung: 2.222.612.63 Empfohlene Zitierweise: Martin Schwarz, Rezension zu: Andrei Hesse: Stagnation or Stability? Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39989-stagnation-or-stability_48166, veröffentlicht am 11.08.2016. Buch-Nr.: 48166 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken