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Enno Schmidt / Daniel Straub / Christian Müller

Grundeinkommen von A bis Z

Zürich: Limmat Verlag 2016; 237 S.; brosch., 24,80 €; ISBN 978-3-85791-806-3
Das Konzept des bedingungslosen Grundeinkommens fordert eine regelmäßige und voraussetzungsfreie Geldzahlung an jeden Bürger, die den Lebensunterhalt in einer angemessenen Weise deckt. Diese Forderung provoziert und erscheint irrational, stellt sie doch das gängige Selbstverständnis von Lohn und Erwerbsarbeit infrage, wird jedoch angesichts von Entwicklungen wie Industrie 4.0 und Digitalisierung zunehmend ernsthaft und mit breiter Öffentlichkeit diskutiert. Jüngstes Beispiel ist die – zwar gescheiterte, aber international viel beachtete – Schweizer Volksabstimmung über ein bedingungsloses Grundeinkommen im Juni 2016. Deren Initiatoren legen nun ein kompaktes Wörterbuch vor, das nicht nur die Erfahrungen aus der Schweizer Diskussion aufgreift, sondern auch eine überzeugende Einführung in den gesamten Themenkomplex liefert. Anhand verschiedener Begriffe wie „Anreize“, „Demokratie“, „Emanzipation“, „Finanzierung“, „Gegenargumente“, „Pilotprojekte“ und „Wertschöpfung“ werden verschiedene Aspekte des Grundeinkommens beleuchtet, wobei nicht nur befürwortende Argumente dargestellt werden, sondern immer auch Gegenargumente und Befürchtungen mitgedacht, berücksichtigt und erläutert werden. Dadurch gewinnen die einzelnen Beiträge eine inhaltliche und argumentative Tiefe. Deutlich wird, dass zur Umsetzung des Grundeinkommens eben noch keine fertigen Konzepte vorliegen, die alle Befürchtungen ausräumen könnten. Vielmehr machen die Autoren auf einfache und überzeugende Weise klar – und hier liegt die besondere Stärke des Bandes –, dass das Grundeinkommen eine emanzipatorische Idee ist, die den Menschen und seine freie Entfaltung in den Mittelpunkt stellt und nach neuen Wegen der gesellschaftlichen und ökonomischen Gestaltung fragt. Eine Diskussion über das Grundeinkommen ist daher nicht nur ökonomischer und finanzieller Art, sondern will vor allem ein Nachdenken über neue Möglichkeiten individueller und gesellschaftlicher Emanzipation und Gestaltung anregen. Daher machen die Autoren deutlich, dass ein demokratisch eingeführtes und verwaltetes Grundeinkommen eben nicht den Endpunkt einer Entwicklung darstellt, sondern vielmehr erst die Voraussetzung für neue Formen von Ökonomie und Zusammenleben bildet. Diese Perspektive zieht sich als roter Faden durch die einzelnen Beiträge und macht den Band gerade als Einführung besonders lesenswert.
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Rubrizierung: 2.2622.5 Empfohlene Zitierweise: Martin Repohl, Rezension zu: Enno Schmidt / Daniel Straub / Christian Müller: Grundeinkommen von A bis Z Zürich: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39868-grundeinkommen-von-a-bis-z_48458, veröffentlicht am 28.07.2016. Buch-Nr.: 48458 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken