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Jan Philipp Burgard / Bodo Hombach (Hrsg.)

Amerika stellt die Weichen. Die Supermacht im Umbruch

Köln: Lingen Verlag 2016; 255 S.; hardc., 19,99 €; ISBN 978-3-945136-64-5
Regelmäßig alle vier Jahre steigt die Zahl von Buchveröffentlichungen zu USA‑Themen signifikant an. Viele dieser Publikationen sind populärwissenschaftliche Sachbücher, die auf eine möglichst breite Leserschaft zielen. Der Hochglanz‑Sammelband „Amerika stellt die Weichen“ kann als Beispiel dieser Verlagsstrategie gelten. In mehr als zwei Dutzend Beiträgen werden die Außen‑ und Sicherheitspolitik (ein Schwerpunkt liegt auf den Beziehungen zu Deutschland und Europa) sowie die Lage in den USA selbst und der bevorstehende Wahlkampf beleuchtet. Die beiden Herausgeber, der WDR‑Journalist Jan Philipp Burgard sowie Bodo Hombach, Präsident der Bonner Akademie für Forschung und Lehre praktischer Politik und vormals Kanzleramtsminister unter Gerhard Schröder, haben eine eindrucksvolle Autorenriege versammelt. Neben einer Handvoll deutscher Forscher finden sich darunter erfahrene Diplomaten sowie viele Journalisten mit privatem oder beruflichem USA‑Bezug – Letztere zeigen sich in ihren Beiträgen nicht gerade zurückhaltend mit Prognosen oder meinungsstarken Schlüssen. Bereits die Eröffnung des Bandes gerät mit einem achtseitigen Beitrag von Frank‑Walter Steinmeier hochkarätig. Der Aufsatz liefert dabei über ein allgemeines Grußwort hinaus ein gelungenes, wenn auch sehr diplomatisch gehaltenes Panorama der deutsch‑amerikanischen Beziehungen. Ähnliches gilt für das anschließende zwölfseitige Interview mit dem US‑Botschafter in Deutschland John B. Emerson. Da eine Reihe der Autoren ausgewiesene Transatlantiker sind – etwa ZEIT‑Herausgeber Josef Joffe, Friedrich Merz oder Christoph von Marshall – ist ein besonders kritischer Blick auf die amerikanischen Partner kaum zu erwarten. Der frühere US‑Diplomat Ryan Crocker hingegen findet auffallend kritische Worte gegenüber Obamas Strategie für Syrien und Irak. Merz, seit mehreren Jahren Vorsitzender der Atlantik‑Brücke e. V., liefert ein leidenschaftliches Plädoyer für das Freihandelsabkommen TTIP: Der Protest der Kritiker beruhe „so gut wie ausschließlich auf Spekulationen, Vorurteilen und Falschinformationen“ (68), langfristig stünden Arbeitsplätze und Wohlstand auf dem Spiel. Das Abkommen sei so auch eine „Bewährungsprobe bei der Gestaltung der globalen Ordnung von offenen Märkten“ (74). Insgesamt werden Amerika‑Kritiker bei der Lektüre vieler Beiträge graue Haare bekommen, Amerika‑Freunde sich mit Argumenten ausstatten. So oder so bleibt der wissenschaftliche Erkenntnisgewinn aus diesem Sammelband gering.
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Rubrizierung: 2.642.224.22 Empfohlene Zitierweise: Frank Kaltofen, Rezension zu: Jan Philipp Burgard / Bodo Hombach (Hrsg.): Amerika stellt die Weichen. Köln: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39867-amerika-stellt-die-weichen_48457, veröffentlicht am 28.07.2016. Buch-Nr.: 48457 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken