Skip to main content
Dieter H. Kollmer / Torsten Konopka / Martin Rink (Hrsg.)

Zentrales Afrika. Hrsg. im Auftrag des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Zusammenarbeit mit der Landesverteidigungsakademie des Österreichischen Bundesheeres

Paderborn: Ferdinand Schöningh 2015 (Wegweiser zur Geschichte); 406 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-506-78470-4
Afrika ist – trotz der kulturellen, geografischen, sozio‑ökonomischen und politischen Vielfalt – in den Medien und der Öffentlichkeit immer noch der dunkle Kontinent, den erst die europäischen Entdecker vermessen und den die europäischen Kolonialmächte dann unter sich aufgeteilt haben. Gleichwohl ist der Kontinent mit 54 Staaten und ca. einer Milliarde Menschen in der Forschung kaum präsent. Neuere Arbeiten wie die von Mbukeni H. Mnguni (siehe Buch‑Nr. 41064) oder das nun in der zweiten Auflage erscheinende Afrika‑Lexikon von Wolfgang Gieler sind Ausnahmen. Wie aber sollen Phänomene wie das Aufkommen von Boko Haram in Nigeria verstanden werden, wenn die notwendigen Grundlageninformationen fehlen? Die Herausgeber haben sich einiges vorgenommen, wenn sie die Staatenwelt Zentralafrikas in den Blick nehmen, ein ebenso systematisches wie verständliches Analyseraster anlegen und dem Anspruch der „cultural awareness“ (9) gerecht werden möchten. Von daher reicht der Fokus über die historische Betrachtung hinaus, bei der unter anderem die Entkolonialisierung (Siegmar Schmidt) und die Rollen Frankreichs (Tobias Koepf) sowie der EU (Gunther Hauser) hinterfragt werden. Die Sichtweise wird daher durch Struktur‑ und lebensweltliche Analysen ergänzt, in denen zum Beispiel die Themen Failed States (Dominic Johnson), Religionsvielfalt (Marco Moerschbacher) und Ressourcenreichtum (Michael Brzoska) angesprochen sind. Der funktionale Anhang und diverses Kartenmaterial ergänzen das Kompendium, sodass ein umfassender und auch für Laien leicht verständlicher Einstieg in komplexe Materien geboten wird. Die hier orchestrierten Beiträge machen aber auch deutlich, dass der Anstoß für ein solches Werk im Zusammenhang mit dem sich verstärkenden Engagement der EU in den Staaten Afrikas steht. Wenn sich der Kontinent stabilisieren soll, so die Botschaft, müssen sich die politischen Verhältnisse in den untersuchten Staaten grundlegend ändern. Folgerichtig fehlt dann nicht nur ein Beitrag zu Good Governance. Es fehlen auch Stimmen aus den untersuchten Staaten. Bei aller hier versammelten Kompetenz: Es wird über Zentralafrika berichtet. Nicht aus Zentralafrika.
{MAS}
Rubrizierung: 2.674.54.412.252.222.232.244.444.454.14.22 Empfohlene Zitierweise: Martin Schwarz, Rezension zu: Dieter H. Kollmer / Torsten Konopka / Martin Rink (Hrsg.): Zentrales Afrika. Paderborn: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39860-zentrales-afrika_48296, veröffentlicht am 28.07.2016. Buch-Nr.: 48296 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken