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Alice Cunha / Marta Silva / Rui Frederico (Hrsg.)

The Borders of Schengen

Brüssel u. a.: Peter Lang 2015 (Euroclio 93); 195 S.; 46,- €; ISBN 978-3-0352-6576-7
Mehr als 30 Jahre sind seit der Unterzeichnung des Abkommens von Schengen vergangen. Auch wenn die Binnengrenzkontrollen erst zehn Jahre später durch die Unterzeichnung des entsprechenden Durchführungsabkommens abgeschafft worden sind, so steht der Name symbolhaft für Reisefreiheit und die friedliche Integration Europas. Doch kann Schengen angesichts der Migrationskrise überleben? Dieser Band geht auf eine Tagung von Nachwuchswissenschaftlern der Universidade Nova Lissabon zurück. Die Beiträge spiegeln dabei den interdisziplinären Ansatz der Autoren, die das Abkommen in seinen verschiedenen Dimensionen analysieren. Der Schwerpunkt der Beiträge liegt dabei auf den Fallbeispielen Spanien und Italien. Das Buch ist in zwei Kapitel aufgeteilt: Zunächst folgen Analysen zu den Akteuren, Handlungsfeldern und Herausforderungen des Schengenraums. Ana Isabel Xavier untersucht die europäische Migrationsagenda sowie ihr sicherheitspolitisches Pendant und identifiziert dabei einen verstärkten Trend zur Versicherheitlichung, der sich beispielsweile durch die verstärkte Rolle von Frontex, Europol etc. in Migrationsfragen äußert. Doch die EU bleibt letztlich von den Mitgliedstaaten abhängig: „[I]f the European Union wants to succeed not as an ‚actor in progress‘ but as a proper security player, member states must embrace the institutional narrative and develop, both at the European, and at national level, concerted strategies to proficiently balance freedom, security and justice.” (65) Simone Paoli stellt die Veränderungen dar, die sich in Italien durch das Schengen‑Abkommen ergeben haben. Dieses hatte unter anderem eine Verschärfung der bis dato liberalen Migrationsgesetze zur Folge – was die nordeuropäischen Staaten als Bedingung für den Beitritt formulierten. Im zweiten Teil geht es um das Grenzmanagement und die damit einhergehenden Probleme, wobei der Schwerpunkt auf den Migrationsströmen aus Afrika in die EU liegt. Die besondere Situation der spanischen Exklaven Ceuta und Melilla stellt Alejandra German Doldan heraus, wobei sie die bisherige Praxis der Rückführungen als illegal und als Verletzung der Grundrechte einordnet. Insgesamt werden die aktuellen Probleme verdeutlicht und es lässt sich festhalten, dass der Fortbestand des Schengen‑Systems von der erfolgreichen Außengrenzsicherung und der Solidarität innerhalb der EU abhängt. Leider fehlt ein abschließendes Fazit, das dem Buch aufgrund der genannten Interdisziplinarität gut getan hätte.
{FGI}
Rubrizierung: 3.13.53.6 Empfohlene Zitierweise: Fabrice Gireaud, Rezension zu: Alice Cunha / Marta Silva / Rui Frederico (Hrsg.): The Borders of Schengen Brüssel u. a.: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39937-the-borders-of-schengen_48282, veröffentlicht am 21.07.2016. Buch-Nr.: 48282 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken