Skip to main content
Gabriele Anderl / Simon Usaty (Hrsg.)

Schleppen, Schleusen, Helfen. Flucht zwischen Rettung und Ausbeutung

Wien: Mandelbaum Verlag 2016 ; 568 S. ; 24,90 €; ISBN 978-3-85476-482-3
„Es ist Zeit, sich […] möglichst differenziert damit zu beschäftigen, wie heute Flucht nach Europa möglich ist. Ist alles nur ‚Schlepperei‘, die mit der Not der Menschen Geschäfte macht, oder ist einiges doch mutige Fluchthilfe, etwas, was dann erst wieder Jahrzehnte später als solche gewürdigt wird?“ (12) So umreißt im Vorwort dieses interdisziplinären Sammelbandes Fritz Hausjell das Thema. Er ist wissenschaftlicher Leiter der Österreichischen Gesellschaft für Exilforschung (öge), die die Buchreihe „Exilforschung heute“ herausgibt. Ziel von Exilforschung ist, Erinnerungsarbeit zu leisten, Auswirkungen von Vertreibungserfahrungen auf heutige Gesellschaftsbereiche kritisch zu reflektieren und politisch aufzuklären. Das von Gabriele Anderl und Simon Usaty publizierte Werk ist der fünfte Band dieser Serie. Er basiert auf einem von der öge veranstalteten Symposium, das im Oktober 2014 in Wien stattfand. Anderl ist Provenienzforscherin und Vorstandsmitglied der öge, Usaty freier Mitarbeiter bei der Gesellschaft. Sie vereinen in ihrem fast 600‑seitigen Sammelband 37 Beiträge zu organisierter und individueller Schlepperei respektive Fluchthilfe – je nach Perspektive. Einige der Beiträge gehen auf persönliche Lebensgeschichten und Kollektivbiografien ein. Das Buch beginnt mit historischen Betrachtungen zu Migration und Verschleppung im 17. und 19. Jahrhundert, setzt anschließend einen Schwerpunkt auf die NS‑Zeit und endet mit Betrachtungen der aktuellen Lage. Die untersuchten Fragestellungen sind so vielfältig wie ihre wissenschaftlichen Herangehensweisen. Die Autor_innen setzen sich geschichts‑ und sozialwissenschaftlich mit Fluchtwegen und Schleusernetzwerken auseinander – und legen den Fokus meist auf Österreich. Im letzten Teil des Bandes analysieren sie unter anderem das EU‑Grenzregime, seine Auswirkungen auf das (afrikanische) Schlepperwesen und das österreichische Recht in Bezug auf Fluchthilfe. Die Autor_innen werden dem Anspruch gerecht, „die Phänomene Fluchthilfe und Schlepperei und deren Rolle bei der Rettung Verfolgter mit differenziertem Blick“ sowie deren „historischen und gegenwärtigen Ausprägungen“ zu untersuchen (17). Der Sammelband ist als (einführende) Literatur zu den unterschiedlichen Formen, Phasen und Motiven von Schlepperei nach Österreich sehr zu empfehlen.
{NEU}
Rubrizierung: 4.424.12.3122.3132.42.52.612.652.67 Empfohlene Zitierweise: Alexandra Neumann, Rezension zu: Gabriele Anderl / Simon Usaty (Hrsg.): Schleppen, Schleusen, Helfen. Wien: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39837-schleppen-schleusen-helfen_47883, veröffentlicht am 21.07.2016. Buch-Nr.: 47883 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken