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Marcus Hawel / Lisa Doppler / Paul Fischer-Schröter / Martin Schröder (Hrsg.)

Work in Progress. Work on Progress. Beiträge kritischer Wissenschaft. Doktorand_innen Jahrbuch 2015 der Rosa-Luxemburg-Stiftung

Hamburg: VSA 2015 (Rosa-Luxemburg-Stiftung. Studienwerk); 383 S.; 19,80 €; ISBN 978-3-89965-684-8
Es soll in interdisziplinärer Perspektive versucht werden, das kapitalistische Naturverhältnis in den Blick zu nehmen: „Neben der Erkenntnis, dass eine methodische Trennung der Kultur‑ und der Naturwissenschaften mit der Realität aktueller Wissenschaftsarbeit vielfach nur noch sehr wenig zu tun hat, spricht auch eine Auseinandersetzung mit den Begriffen Natur, Technik und Kultur für eine bessere Verknüpfung derselben.“ (15) Wie das Herausgeber_innenkollektiv der 2015er‑Ausgabe des Doktorand_innen‑Jahrbuchs der Rosa‑Luxemburg‑Stiftung zudem betont, geht es dabei – in der Tradition von Albert Camus – um Empörung angesichts herrschender, untragbarer Verhältnisse, wie sie etwa angesichts der Flüchtlingskrise oder mit der weitergehenden Umweltzerstörung zu beobachten sind. In erkenntnistheoretischer Perspektive nähert sich Sebastian Friedrich der angestrebten Kritik kapitalistischer Naturverhältnisse, indem er das Potenzial des in der Spätphase des Werkes von Michel Foucault auftretenden Problematisierungsbegriffes auslotet. Der aus der genealogischen Phase stammende Begriff bedeute, so Friedrich, zu fragen, „wie und warum ein Problem gemacht wird“. Damit sei eine bessere Tiefendurchdringung – oder anders: Kritikebene – bestimmter sozialer Phänomene möglich. So könne eben nicht mehr nur der Diskurs über Arbeitslosigkeit analysiert werden, sondern Arbeitslosigkeit selbst lasse sich als Problem hinterfragen. „So gesehen“, so Friedrichs Schlussfolgerung, gingen „Problematisierungen den Dispositiven zeitlich voraus.“ (41) Im Feld der Politischen Ökonomie fragt Inna Michaeli, inwieweit das Konzept des Economic Citizenship Thematiken wie soziale Stratifikation oder Migration berühre. Indem die Zugehörigkeit zu einer politischen Gemeinschaft immer stärker über ökonomische Kriterien definiert werde – etwa die Verfügbarkeit eines gewissen Mindesteinkommens pro Jahr – erlange die ökonomische Leistungsfähigkeit eines Menschen zunehmende Bedeutung. Neben Geschlecht, Ethnizität oder Klassenzugehörigkeit sei damit ein weiteres soziales Distinktionsmerkmal gegeben, das im Zeitalter des Neoliberalismus Menschen unterscheidbar mache und das nicht nur ökonomisch, sondern eben auch politisch. Gerade weil das Konzept damit die Grenzen des Ökonomischen überschreite, bedürfe es hier, so Michaelis Plädoyer, weitergehender Forschungsanstrengungen.
{LEM}
Rubrizierung: 2.25.422.222.232.655.334.422.3122.3132.612.63 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Marcus Hawel / Lisa Doppler / Paul Fischer-Schröter / Martin Schröder (Hrsg.): Work in Progress. Work on Progress. Hamburg: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39831-work-in-progress-work-on-progress_48373, veröffentlicht am 14.07.2016. Buch-Nr.: 48373 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken