Skip to main content
Caroline Y. Robertson-von Trotha (Hrsg.)

Die Zwischengesellschaft. Aufbrüche zwischen Tradition und Moderne?

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2016 (Kulturwissenschaft interdisziplinär 10); 273 S.; brosch., 49,- €; ISBN 978-3-8487-1065-2
Seit Jürgen Habermas 1985 die Verhältnisse in modernen Gesellschaften als neue Unübersichtlichkeit charakterisiert hat, ist dieser Begriff zu einer wichtigen Referenz für die analytischen Herausforderungen und Unschärfen ihrer Betrachtung geworden. Mit dem Sammelband wird sich dieser Herausforderung angenommen und zugleich der Begriff der „Zwischengesellschaft“ vorgeschlagen, um die vielschichtigen Stadien und Prozesse heutiger moderner Gesellschaften einzufangen und zu ordnen. Mit einer breiten Perspektive werde mit diesem Begriff eine „Dazwischen‑Gesellschaft, die sich inmitten vielfältiger und undurchschaubarer globaler Einflusssphären und Spannungsfelder befindet“, beschrieben, so die Herausgeberin. Er basiere auf Zygmund Baumans Konzept des „interregnum“, welches als Zwischenregierung eine Transformationskrise zum Ausdruck bringe, in der „das Alte sterbe und das neue nicht zur Welt kommen könne“ (58 f.). Im Weiteren vereint der Band vielseitige Beiträge aus der Kultur‑, Wirtschafts‑, und Politikwissenschaft sowie der Soziologie, um den Ausformungen dieser Zwischengesellschaft im Theoretischen und Realen nachzuspüren. Bereichernd ist daher die Eröffnung des Bandes durch Bauman, in seinem Beitrag unterzieht der Soziologe sein Konzept der Liquid Modernity einer Neubetrachtung. Hieran knüpfen verschiedene theoretische Beiträge an, die unter anderem demokratische Krisenphänomene (Kenichi Mishima und Surendra Munshi), globalisierungstheoretische Implikationen (Roland Robertson) sowie theoretische Spezifizierungsvorschläge des Begriffs (Volker Demuth) in den Blick nehmen. In diesen Beiträgen zeigen sich die vielfältigen und interdisziplinären Anknüpfungsmöglichkeiten des Begriffes, der möglicherweise auch die politikwissenschaftliche Perspektive auf polare und komplexe gesellschaftlich‑politische Phänomene bereichern kann. Zudem wird schließlich durch eine Vielzahl von Beiträgen der Versuch gewagt, die Zwischengesellschaft in so unterschiedlichen wie aktuellen Themen wie beispielsweise Sicherheitspolitik, wirtschaftliche Ordnungspolitik, Sklaverei, Erinnerungskultur oder sportliche Großereignisse einzufangen. Diese vielfältigen und internationalen Perspektiven eröffnen ein breites Spektrum an analytischen Anwendungsfeldern, zeigen jedoch auch die Notwendigkeit einer engeren theoretischen Fokussierung auf. Der Sammelband führt zentrale Beiträge der Karlsruher Gespräche am Zentrum für angewandte Kulturwissenschaft des KIT zwischen 2012 und 2014 thematisch zusammen.
{MRE}
Rubrizierung: 2.25.424.432.652.68 Empfohlene Zitierweise: Martin Repohl, Rezension zu: Caroline Y. Robertson-von Trotha (Hrsg.): Die Zwischengesellschaft. Baden-Baden: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39828-die-zwischengesellschaft_48341, veröffentlicht am 14.07.2016. Buch-Nr.: 48341 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken