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Tilman Mayer (Hrsg.)

In der Mitte Europas. Deutschlandforschung aus nationaler und internationaler Perspektive

Berlin: Duncker & Humblot 2016 (Schriftenreihe der Gesellschaft für Deutschlandforschung 107); 189 S.; 79,90 €; ISBN 978-3-428-14889-9
Zum Anlass der 25‑jährigen Jubiläen des Mauerfalls und der Wiedervereinigung widmet sich der Band der Rolle Deutschlands in Europa im letzten Jahrhundert und insbesondere während der vergangenen zwei Jahrzehnte. Die Aussage, dass der Euro der Preis für die Wiedervereinigung gewesen ist, ist laut Dominik Geppert „eine Verkürzung, die ins Reich der Legenden gehört“ (9). Vielmehr existierten die Pläne bereits lange vor dem Mauerfall. Für die Zukunft hält der Bonner Historiker das flexiblere „französische Modell“ der Einheitswährung für wahrscheinlicher als den deutschen Plan, der die Verlagerung von Kompetenzen auf die EU‑Ebene vorsehe. Er prognostiziert daher, dass die Regierungszusammenarbeit innerhalb der Eurozone mit dem Ziel fortgeführt werde, „die Wirtschafts‑ und Fiskalpolitik in den verschiedenen Mitgliedsländern besser aufeinander abzustimmen“ (27). In vielen Beiträgen wird die politische Entwicklung seit dem Regierungsumzug nach Berlin analysiert. Manfred Görtemaker erachtet den Begriff der „Berliner Republik“ als gerechtfertigt, „um den Kontrast zur Bonner Republik sowohl im Hinblick auf die Art des Regierens als auch hinsichtlich der innen‑ und außenpolitischen Gesamtkonstellation und der veränderten Öffentlichkeit deutlich zu machen“ (33). Neben grundlegenden Änderungen in vielen Politikfeldern habe sich beispielsweise die Anzahl der politischen Korrespondenten im Vergleich zu den Bonner Zeiten verdoppelt. Manuel Becker schließt den Band mit einem thesenförmigen Beitrag über die Geschichtspolitik der Berliner Republik, deren Bild deutlich positiver geprägt sei als die Wahrnehmung der Bonner Republik. Obwohl der Begriff äußerst unscharf verwendet werde, vermutet Becker, dass die gesellschaftliche Bedeutung der Geschichtspolitik wegen steigender Unsicherheiten und Identitätsverlusten zunehmen werde. Der Sammelband basiert auf den Jahrestagungen der Gesellschaft für Deutschlandforschung in den Jahren 2014 und 2015. Während Tagungsbände oftmals einen roten Faden vermissen lassen, liefert dieses Buch einen kohärenten und empfehlenswerten Überblick über die Entwicklung und gegenwärtige Situation Deutschlands. Einzig ein einleitendes oder abschließendes Kapitel fehlt, um Zusammenhänge und mögliche Widersprüche zwischen den einzelnen Beiträgen und Themenfeldern hervorzuheben.
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Rubrizierung: 2.3 | 4.21 | 2.31 | 3.5 | 2.343 Empfohlene Zitierweise: Stefan Müller, Rezension zu: Tilman Mayer (Hrsg.): In der Mitte Europas. Berlin: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39818-in-der-mitte-europas_48435, veröffentlicht am 07.07.2016. Buch-Nr.: 48435 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken