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Agnes Hartmann

Kalter Krieg der Ideen. Die United States Information Agency in Westdeutschland von 1953-1960

Trier: WVT Wissenschaftlicher Verlag Trier 2015 (Mosaic 56); 370 S.; 40,- €; ISBN 978-3-86821-532-8
Diss. Bonn; Begutachtung: Ch. Hacke, S. Sielke. – Auswärtige Kultur‑ und Informationspolitik beziehungsweise Public Diplomacy spielte in der US‑amerikanischen Außenpolitik vor allem zu Beginn des Kalten Krieges eine wichtige Rolle. 1953 wurde mit der United States Information Agency (USIA) eine Behörde eingerichtet, die die Bevölkerung anderer Länder für die Ziele der Vereinigten Staaten gewinnen sollte. Dabei wurden in keinem Land so umfangreiche Aktivitäten durchgeführt und „so große Summen investiert“ (36) wie in Westdeutschland. Basierend auf Planungsdokumenten und der Programmumsetzung stellt Agnes Hartmann die Arbeit der USIA in Westdeutschland von 1953 bis 1960 dar. Sie analysiert Ziele, Inhalte sowie Motivation und stellt Zusammenhänge zur gesamten Public Diplomacy der USA her. Zielten die Programme in Westdeutschland „zunächst auf Bestrafung und Entnazifizierung ab, so rückten bald anti‑kommunistische Inhalte und Integrationsbemühungen in den Vordergrund“ (36). Zwar ging es auch darum, die USA als „verantwortungsvolle und zuverlässige Führungsmacht“ (102) darzustellen und den American Way of Life zu propagieren; besonders wichtig war allerdings die politisch‑ideologische Komponente dieser Kommunikation. So deutete die US‑amerikanische Public Diplomacy die Weltsituation als einen „Kampf zwischen Freiheit und Unterdrückung“, der mit der Beschreibung der Sowjetunion als „kontinuierliche Gefahr“ (305) einherging. Daher sahen sich die US‑amerikanischen Informationsvermittler in einer globalen „Propagandaschlacht“ und in „einem Kampf um die Weltmeinung“ (315). Dieses Selbstverständnis führte dazu, dass „spezifisch deutsche Gegebenheiten und Meinungen“ nur selten berücksichtigt wurden und das aus einem „US‑zentrierten Blickwinkel“ heraus argumentiert und kommuniziert wurde. Diese Beobachtungen verbindet Hartmann im Schlussteil ihrer Arbeit mit den US‑amerikanischen Public‑Diplomacy‑Aktivitäten nach 9/11 im Mittleren Osten. Diese waren von ähnlichen Fehlleistungen gekennzeichnet und gelten daher gemeinhin als gescheitert. Für Westdeutschland allerdings kommt die Autorin zu dem Schluss, dass die Public‑Diplomacy‑Strategie der USA „im Gesamten gesehen […] erfolgreich“ (324) war.
{FH}
Rubrizierung: 4.222.642.313 Empfohlene Zitierweise: Falk Hartig, Rezension zu: Agnes Hartmann: Kalter Krieg der Ideen. Trier: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39780-kalter-krieg-der-ideen_48263, veröffentlicht am 23.06.2016. Buch-Nr.: 48263 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken