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Dietmar Rothermund

Historische Horizonte: Indien, Europa und die Welt. Gesammelte Aufsätze

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015; 240 S.; 29,- €; ISBN 978-3-8487-2545-8
Der Globalhistoriker Dietmar Rothermund präsentiert in diesem Buch zwölf Aufsätze, die seit 1999 entstanden sind und sich auf zwei geografische Schwerpunkte konzentrieren: Europa und Südostasien, insbesondere Indien. Im ersten Aufsatz stellt er jedoch zunächst die Globalgeschichte als Fachdisziplin vor, nimmt eine Abgrenzung zur Universalgeschichte vor und benennt Forschungsgegenstände, Methoden sowie Ansätze. Außerdem betont der Autor, dass sich die Globalgeschichte nicht auf die Globalisierung reduzieren lasse, denn sie „geht weit über die Neuzeit hinaus und reicht zurück bis zu den frühesten Zeugnissen menschlicher Tätigkeit“ (9). Die Geschichte der Globalisierung sei hingegen die „Geschichte eines spezifischen Prozesses in der Globalgeschichte“ (23). Er plädiert für eine kritische Wissenschaft: Der Historiker sei nicht nur Beobachter, sondern „kann auch Kritik üben und Fehlentwicklungen aufzeigen. Das Phänomen der Globalisierung bietet viele Ansatzpunkte zur Kritik.“ (29) In einem weiteren Aufsatz widmet er sich der geistigen Hegemonie Europas und dem Widerstand dagegen. Rothermund vertritt die These, dass das europäische Denken einen hegemonialen Anspruch gegenüber anderen Weltteilen erhob, was unter anderem mit dem technischen Fortschritt unmittelbar vor und im Zeitalter der Industriellen Revolution gerechtfertigt wurde. Vor allem außereuropäische Denker hätten dagegen angekämpft und nach einem Rückgewinn der eigenen Deutungshoheit gestrebt. Mit einem Aufsatz über „Indien als Regionalmacht im Globalen Kontext“ (225 ff.) deckt Rothermund seinen anderen Schwerpunkt ab und konstatiert: „Indien ist aufgrund seiner Größe und neuerdings auch wegen seines raschen Wirtschaftswachstums eine beachtliche Regionalmacht nicht allein in Südasien, sondern auch im weiteren Umfeld dieser Weltregion.“ (225) Allerdings seien die Beziehungen zu den Nachbarstaaten problematisch, denn diese seien aus verschiedenen Gründen nicht bereit, die indische Hegemonie anzuerkennen. Mit Pakistan verbinde Indien beispielsweise eine lange Feindschaft und auch mit Bangladesch und Nepal komme es immer wieder zu Konflikten. Andere Beziehungen wie etwa die zu den USA hätten sich dagegen verbessert. Dennoch: Auch trotz der Atombombe, die Indien seit 1998 besitze und dem Land mehr Respekt verschaffen sollte, sei ihm die Anerkennung als Weltmacht bisher verwehrt geblieben.
{JBU}
Rubrizierung: 1.32.22.222.232.612.684.1 Empfohlene Zitierweise: Jessica Burmester, Rezension zu: Dietmar Rothermund: Historische Horizonte: Indien, Europa und die Welt. Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39727-historische-horizonte-indien-europa-und-die-welt_48159, veröffentlicht am 02.06.2016. Buch-Nr.: 48159 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken