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Dieter Filsinger / Hans-Jürgen Lüsebrink / Luitpold Rampeltshammer (Hrsg.)

Interregionale Gewerkschaftsräte. Historische, sozialwissenschaftliche und interkulturelle Analysen

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (Forschung aus der Hans-Böckler-Stiftung 179); 312 S.; kart., 21,90 €; ISBN 978-3-8487-2519-9
Interregionale Gewerkschaftsräte (IGR) sind seit 1976 im Kontext der damaligen Europäischen Gemeinschaft entstanden. Analog zu der sich vertiefenden supranationalen Verflechtung von Politik vollziehen sie diese Entwicklung auf gewerkschaftlicher Ebene nach. Vor diesem Hintergrund wird in dem Sammelband der Frage nachgegangen, inwieweit es durch internationale Kooperation in den IGR bislang gelungen ist, der durch die Globalisierung zunehmend erzwungenen Absenkung von Sozialstandards entgegenzutreten. Seit 1976 wurden insgesamt 45 IGRs entlang der europäischen Binnengrenzen etabliert. Im Rahmen einer primär auf den erstgegründeten IGR Saar‑Lor‑Lux‑Trier/Westpfalz fokussierten „multidisziplinären, fallvergleichenden Studie“ (18), die teilnehmende Beobachtungen ebenso wie Diskursanalysen zu ihren Erhebungsinstrumenten zählt, sollen bisherige Leistungen und weiteres Entwicklungspotenzial ausgeleuchtet werden. Das sich dabei ergebende Bild ist zwiespältig: Grundsätzlich sei die interregionale gewerkschaftliche Zusammenarbeit nach wie vor unterentwickelt, obschon sie eine wichtige Rolle bei der Weiterentwicklung europäischer „Solidaritätshorizonte“ (263) spiele. Den multiplen Aufgaben, die aus der Verflechtung der IGRs in europäische, nationale und regionale Arbeitskontexte resultieren, stehe eine immer noch nicht ausreichende Finanzierung gegenüber. Diese wirke sich etwa im Bereich der Kommunikation und Information besonders nachteilig aus, da zumeist auf mehreren Sprachen und in verschiedene politische und öffentliche Ebenen hinein kommuniziert werden müsse. Insgesamt sei jedoch in den vergangenen Jahren, so die Herausgeber, hier eine maßgebliche Stabilisierung und Professionalisierung zu verzeichnen gewesen. Im Ergebnis habe sich die strategische Netzwerkbildung in Form der IGRs als ein „Experimentierfeld für transnationale Lösungen“ (273) erwiesen, das es den europäischen Gewerkschaften ermöglicht habe, ihr Anliegen einer zielgerichteten Beeinflussung der Arbeits‑ und Lebensbedingungen dies‑ wie jenseits europäischer Grenzen massiv auszubauen. Die aus der strukturellen Internationalität erwachsenden komplexen kommunikativen Anforderungen seien indes – ungeachtet aller Fortschritte – ein, wenn nicht das zentrale zukünftige Handlungsfeld.
{LEM}
Rubrizierung: 3.42.222.3312.61 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Dieter Filsinger / Hans-Jürgen Lüsebrink / Luitpold Rampeltshammer (Hrsg.): Interregionale Gewerkschaftsräte. Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39694-interregionale-gewerkschaftsraete_48063, veröffentlicht am 19.05.2016. Buch-Nr.: 48063 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken