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Beate Klarsfeld / Serge Klarsfeld

Erinnerungen. Aus dem Französischen von Anna Schade, Andrea Stephani und Helmut Reuter

München/Berlin/Zürich: Piper 2015; 624 S.; geb., 28,- €; ISBN 978-3-492-05707-3
Mit ihrem Engagement gegen das Vergessen der nationalsozialistischen Verbrechen sind Beate und Serge Klarsfeld weltweit bekannt geworden. Nun haben sie gemeinsam ihre Memoiren veröffentlicht. Beide beschreiben getrennt voneinander, einem chronologischen Aufbau folgend, ihren Lebensweg und konzentrieren sich dabei vor allem auf ihr politisches und gesellschaftliches Wirken. Das private Leben findet nur am Rande Erwähnung. Beide hatten sich 1960 in Paris kennengelernt, wo die aus Deutschland stammende Beate als Au‑pair‑Mädchen arbeitete. Serge war Student und kam aus einer jüdischen Familie. Er hatte seinen Vater in Auschwitz verloren und war selbst dem Tod nur dadurch entgangen, dass es ihm gelungen war, sich zu verstecken. Beate Klarsfeld erlangte vor allem durch eine Aktion im November 1968 große öffentliche Aufmerksamkeit: Auf dem CDU‑Parteitag ohrfeigte sie den Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger öffentlich, um auf seine Vergangenheit als NS‑Funktionär hinzuweisen. Serge Klarsfeld hatte zuvor umfangreich Kiesingers NS‑Vergangenheit recherchiert und dafür sogar in Ost‑Berlin Einsicht in Akten erhalten. Beide betonen, dass sie nicht im Dienste der DDR handelten und diese ihnen nicht immer wohlwollend oder gar unterstützend begegnete. Ihre weiteren Recherchen und Kampagnen gegen ehemals hohe NS‑Funktionäre, die unbehelligt weiterlebten und teils wieder in sehr hohe Positionen und Ämter gelangten, nehmen insgesamt den meisten Raum in den Memoiren ein. Zu ihren größten Aktionen gehörte auch die Jagd auf Kurt Lischka, die hier ausführlich beschrieben wird. Lischka gehörte zu den Hauptverantwortlichen für die Judenverfolgung in Frankreich und lebte nach 1945 unbescholten in Deutschland. Sie lauerten ihm auf und konfrontierten ihn mit den Vorwürfen, was aber folgenlos blieb. Mit einem Übergriff auf ihn auf offener Straße, der ursprünglich als Entführung geplant war, inszenierten sie dann eine Medienkampagne, um auf den Fall aufmerksam zu machen. Immer wieder verdeutlichen ihre Memoiren, auf wie viel Widerstand sie bei Politik, Justiz und Medien mit ihrem Engagement stießen. Anerkennung fanden sie erst spät, durch staatliche Auszeichnungen in Frankreich und Deutschland und die Nominierung von Beate Klarsfeld als Kandidatin bei der Bundespräsidentenwahl 2012. Mit ihren Memoiren wollen sie vor allem eines erreichen: der Nachwelt mitteilen, was sie geleistet haben. Das ist ihnen mit den sehr ausführlichen Darstellungen gelungen.
{JBU}
Rubrizierung: 2.12.32.352.612.23 Empfohlene Zitierweise: Jessica Burmester, Rezension zu: Beate Klarsfeld / Serge Klarsfeld: Erinnerungen. München/Berlin/Zürich: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39545-erinnerungen_48060, veröffentlicht am 17.03.2016. Buch-Nr.: 48060 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken