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Nathalie Schiffino / Laurent Taskin / Céline Donis / Julien Raone (Hrsg.)

Organizing after Crisis. The Challenge of Learning

Brüssel u. a.: Peter Lang 2015 (Public Action 13); 285 S.; 48,20 €; ISBN 978-3-0352-6559-0
Können Organisationen aus Krisen und Katastrophen lernen? Diese Frage stelle sich für Wissenschaftler_innen oft aus einem Gefühl der Frustration heraus, erklären Arjen Boin und Paul 't Hart. Frustrierend sei es etwa, wenn Unfälle eigentlich hätten verhindert werden können, wenn nur die Zuständigen aus ähnlichen Vorfällen der Vergangenheit gelernt hätten und dieses Wissen in adäquate Präventionsmaßnahmen umgesetzt worden wäre. Um diesen Themenkomplex geht es in der vergleichenden Längsschnittstudie „‚Organizational regulation of societal risks‘“ (11) der belgischen Université catholique de Louvain, die den Ausgangspunkt für diesen Sammelband bildet. In ihm sind 19 Beiträge aus sieben verschiedenen Ländern versammelt. Antje Witting aus Deutschland und Stéphane Moyson aus den Niederlanden untersuchen, wie sich die Straßenbau‑Politik Großbritanniens in ökonomisch krisenhaften Zeiten geändert hat. Wirtschaftskrisen, als externe Schocks, seien schwerer zu verarbeiten als interne Schocks, sie erforderten eine große kollektive Interpretations‑ und Lernleistung. Carole Lalonde und Christophe Roux‑Dufort aus Kanada analysieren Kontroll‑ und Sanktionsmechanismen in der Verwaltung eines Gesundheitszentrums in Québec kritisch. Bestrafende Maßnahmen bei Fehlverhalten, das zu Unfällen führte, seien nicht konstruktiv gewesen. Sie hätten eher verhindert, dass die Ursachen für dieses Fehlverhalten aufgedeckt und Lösungsmöglichkeiten gefunden worden seien. Oft handele es sich bei Strafmaßnahmen nur um Aktionismus, der auf Druck der Öffentlichkeit geschehe. Eric Stern beschäftigt sich in seinem Beitrag damit, wie das theoretische Wissen über das Lernen aus Krisen in die Praxis umgesetzt werden kann. Grundprobleme der Theorie seien die stark umstrittenen Fragen, wer denn überhaupt lerne und wie ein erfolgreicher Lernprozess von einem nicht intendierten Wandel unterscheidbar sei. In seinem Resümee listet Stern mehrere Empfehlungen für die Praxisimplementierung auf: Krisen müssten etwa immer kontextualisiert evaluiert werden. Weiterhin müssten die Abläufe rekonstruiert und auf Pfadabhängigkeiten hin überprüft werden. Die eigenen Erkenntnisse sollten am Ende schließlich nach Relevanz priorisiert und nach Möglichkeit an die einflussreichsten Verantwortlichen vermittelt werden – an Menschen, die wirklich die Macht haben, nötige Änderungen anzugehen.
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Rubrizierung: 2.212.612.64 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Nathalie Schiffino / Laurent Taskin / Céline Donis / Julien Raone (Hrsg.): Organizing after Crisis. Brüssel u. a.: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39459-organizing-after-crisis_47943, veröffentlicht am 25.02.2016. Buch-Nr.: 47943 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken