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Ulrich Beck / Martin Mulsow (Hrsg.)

Vergangenheit und Zukunft der Moderne

Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2014 (edition suhrkamp 2685); 430 S.; 20,- €; ISBN 978-3-518-12685-1
Der Sammelband lebt von seiner streng analytischen Fragestellung: In welcher Weise kann ein Dialog von soziologischen und geschichtswissenschaftlichen Perspektiven die Begriffe der „Ersten“ und „Zweiten“ Moderne schärfen? Einer umfangreichen Einleitung folgen neun Beiträge, in denen die Autor_innen sowohl dem Epochencharakter der beiden Modernen als auch deren Verlauf nachspüren und danach fragen, welche Dynamiken den Wandlungsprozess moderner Gesellschaften auszeichneten und wie deren Periodisierung in Kontinuitäten und Diskontinuitäten abgebildet werden kann. Kurz: Wo befruchten sich die Begriffe von Moderne und Neuzeit beziehungsweise Zeitgeschichte, oder, wie es Christof Dipper formuliert: Wo liegt der Wert einer Historisierung des Moderne‑Begriffs? Um besonders den Übergang in die „Zweite Moderne“ zu untersuchen, widmen sich Gabriele Metzler und Andreas Rödder in ihren Beiträgen den Umbruchsprozessen in Politik und Gesellschaft seit den 1970er‑Jahren. Metzler wirft einen politikgeschichtlichen Blick auf die Krisendiskurse über Planung, Steuerung und (Un‑)Regierbarkeit in der Bundesrepublik, indem sie jene als Teil eines Transformationsprozesses von Staatlichkeit (im Sinne einer Entstaatlichung und Privatisierung) beschreibt. Während er den Deutungsgehalt der Begriffe von „Postmoderne“ und „Zweiter Moderne“ umreißt, erkennt Rödder wiederum eine größere Breite des Wandels (unter den Stichworten Individualisierung, Pluralisierung, Wandel eines teleologischen Fortschrittsmodells und Veränderung normativer Ordnungen) bei Letztgenanntem. Dies stärkt das eingangs formulierte Postulat, die „Zweite Moderne“ als „Reaktionsmuster auf die Folgeprobleme der durchgesetzten Ersten Moderne“ (28) zu umreißen. Andere Autor_innen weisen auf die produktive Vereinnahmung von Forschungen zur Frühen Neuzeit hin, um Wahrnehmungen von Veränderungen wie unterschiedliche „Wege“ in die Moderne aufzuzeigen, die nicht nur die westlichen Staaten umfassten. Oder sie ergänzen Deutungen zur gegenwärtigen Geschichtsschreibung und deren Zukunft. Ohne hier genauer hervorgehoben werden zu können, unterstreichen sie den debattenbezogenen Forschungscharakter des Bandes.
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Rubrizierung: 2.12.25.25.42 Empfohlene Zitierweise: Ellen Thümmler, Rezension zu: Ulrich Beck / Martin Mulsow (Hrsg.): Vergangenheit und Zukunft der Moderne Frankfurt a. M.: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39337-vergangenheit-und-zukunft-der-moderne_47254, veröffentlicht am 04.02.2016. Buch-Nr.: 47254 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken