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Thomas Ertl / Andrea Komlosy / Hans-Jürgen Puhle (Hrsg.)

Europa als Weltregion. Zentrum, Modell oder Provinz?

Wien: new academic press 2014 (Edition Weltregionen); 257 S.; 24,90 €; ISBN 978-3-7003-1914-6
Die Reihe „Edition Weltregionen“, sie existiert seit mehr als eineinhalb Jahrzehnten und umfasst bereits 22 Bände, ist in erster Linie der Geschichte außereuropäischer Regionen gewidmet. In diesem Band geht es nun um „Europa als Weltregion neben und in Interaktion mit anderen Weltregionen“ (8), thematisiert werden die „Wirkungen von Europa nach außen und die Einwirkungen außereuropäischer Einflüsse und Kräfte auf Europa“ (11). Denn die Geschichte Europas kann nach Meinung des Herausgeberteams im 21. Jahrhundert nicht mehr von innen heraus mit eurozentrischem Blick geschrieben werden. In mehreren Beiträgen wird die Uneinheitlichkeit, Heterogenität und Diversität verdeutlicht, was sich etwa auch an den variierenden Definitionen der Grenzen zeigt, wie Andrea Komlosy verdeutlicht. Im heutigen Sprachgebrauch ist es Usus geworden, Europa zu sagen und die Europäische Union zu meinen, was keine Nachlässigkeit bedeutet, „denn einen Pars pro Toto zu nehmen, hat Tradition“ (26). Die Autorin stellt die „konkurrierenden ‚Europas‘“ (27) im zeitlichen Verlauf vor und weist daraufhin, dass Zugehörigkeit und Abgrenzung vielfach durch religiöse wie politische Bündnis‑ und Wertvorstellungen ausgedrückt wurden. Dass die EU kein weltpolitischer Akteur vom Range der USA, Chinas oder Russlands ist, obwohl sie nach Größe und Wirtschaftskraft „in derselben Liga spielen könnte wie jene“, liegt nach Ansicht von Hans‑Jürgen Puhle daran, dass sie kein Staat ist, der nach außen einheitlich auftritt und ein „strukturelles Führungsproblem hat“ (60). In den Blick genommen werden auch bestimmte Teilräume, die Rede ist von Subregionen wie Mittel‑, Südosteuropa oder Russland. Andreas Kappeler sieht „Russland in Europa“ (96), auch wenn sich das Land aufgrund seiner geografischen Lage immer am Rande des Kontinents und seiner Geschichte befand und durch es die geografische Ostgrenze Europas zu Asien verläuft. „Die russischen Europadiskurse wie die westlichen Russlanddiskurse waren nicht einheitlich, sondern pendelten zwischen Anziehung und Inklusion auf der einen und Abstoßung und Exklusion auf der anderen Seite“ (107). Der Autor vertritt die These, dass zwei Länder eine besondere Bedeutung in den wechselnden Beziehungen zwischen Russland und Europa hatten: Polen und Deutschland. „Die Russlandbilder in Deutschland und die Deutschlandbilder in Russland wiesen die größten Amplituden auf, von extremen Phobien bis zu extremen Sympathien […]. Für die Russen waren die Deutschen der Inbegriff des rationalistischen Europäers“ (108).
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Rubrizierung: 2.612.623.63.14.222.682.642.632.232.65 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Thomas Ertl / Andrea Komlosy / Hans-Jürgen Puhle (Hrsg.): Europa als Weltregion. Wien: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39303-europa-als-weltregion_46775, veröffentlicht am 28.01.2016. Buch-Nr.: 46775 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken