Der demografische Wandel wird als gesellschaftliches und politisches Problem von Politik und Öffentlichkeit bisher weitgehend verdrängt. Ziel dieses Sammelbandes ist es, für diese Thematik ein Bewusstsein in Politik und Öffentlichkeit zu schaffen. Er geht zurück auf ein Symposium der Nordrhein‑Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste, das im Juni 2014 stattfand. Im Mittelpunkt steht die Frage nach den Herausforderungen des demografischen Wandels für Wirtschaft und Gesellschaft. Als Kernproblem identifizieren die Wissenschaftler_innen dabei nicht die überproportionale Zunahme alter, sondern das Fehlen junger Menschen. Besonders skeptisch schätzt der Soziologe Franz‑Xaver Kaufmann die Folgen ein: „Der Rückgang des Nachwuchses beeinträchtigt die Innovationspotentiale; der Rückgang der Produzenten wie kaufkräftiger Konsumenten die Investitionsbereitschaft, und das fehlende Wirtschaftswachstum strahlt auf andere Gesellschaftsbereiche aus: Zu erwarten ist eine Reduktion nicht nur des Wirtschaftswachstums, sondern auch der Pro‑Kopf‑Einkommen, wodurch die Verteilungskonflikte, insbesondere im Bereich der Sozialversicherungen, zusätzlich verschärft werden. Zu erwarten ist auch eine sich ausbreitende Mentalität zum Festhalten am Status quo ante, welche der notwendigen Reformbereitschaft ebenfalls entgegenwirk[t].“ (96) Im Sammelband finden sich auch Handlungsempfehlungen an die Politik. So fordert der Soziologe Johannes Huinink auf Basis eines Vergleichs der Nachwuchsförderung in Frankreich und Deutschland eine konsequentere und verlässlichere Familienpolitik hierzulande. Auch Unternehmen und Betriebe müssen nach Huinink eine familienfreundlichere Arbeitswelt schaffen. Der Wirtschaftswissenschaftler Carl Christian von Weizsäcker fordert auf Grundlage seiner These vom Ende der Kapitalknappheit, wieder neue Staatsschulden zu machen. Er schlägt ein Wachstumsprogramm für Deutschland vor, das unter anderem den Ausbau des Vorschul‑ und Schulwesens sowie der Verkehrsinfrastruktur vorsieht. Insgesamt zeichnet sich der Sammelband durch eine gute Lesbarkeit aus, erfordert aber auch die Kenntnis einiger Fachbegriffe.