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Mohammed Ahmed Hassen

Unbewusst in der Macht und negative Dialektik des sozialen und politischen Reglementierungszwangs. Fallbeispiel Äthiopien und Ägypten

Berlin: Logos Verlag 2015; 393 S.; 39,- €; ISBN 978-3-8325-3982-5
Die Frage, „wie die machtgierigen Herrscher in vielen arabischen und afrikanischen Staaten mit Unterstützung der westlichen Imperialmächte ihre eigenen Völker in den apokalyptischen Abgrund treiben“ (17), beschäftigt Mohammed Ahmed Hassen. Ihm geht es darum, anhand der Beispiele Äthiopiens und Ägyptens aufzuzeigen, wie das individuelle Machtstreben von autokratischen Herrschern in Verbindung mit fehlenden demokratischen Grundlagen eines politischen Systems die Fortexistenz traditioneller Gesellschaften unmöglich macht. Letzteren werde in diesem Prozess eine westlich‑bürgerliche Ideologie aufgezwungen und alle gesellschaftlichen Beziehungen würden den Interessen von Finanzmonopol und Lobbyisten der Imperialmächte untergeordnet. Hassen diskutiert zunächst Machtpolitik und Staat durch die marxistisch‑leninistische Brille. Demnach erfolgt in diesen Prozessen eine „zwanghafte Anpassung an die Werte und Normen des Westens“ (66); das Individuum unterliege in diesem Prozess einer unbewussten Macht der kapitalistischen Logik. Wissenschaft – zumindest ihre szientistische beziehungsweise positivistische Spielart – diene dabei lediglich als Mittel zur Untermauerung dieser Machtideologie. Der Kolonialismus fungiert nach Hassen als Brücke, um diese Logik über die Industrieländer hinauszutragen. Diese Lesart überträgt er auf die in den beiden Fallstudien ausführlich behandelte Geschichte Äthiopiens und Ägyptens. Insgesamt ist schwer nachvollziehbar, worum es Hassen eigentlich geht. Sein Buch liefert keinen leichten Zugang, der Gang der Untersuchung führt auf verschlungenen gedanklichen Pfaden zunächst erratisch durch Macht‑ und Staatsdiskurse großer linker beziehungsweise kritischer Theoretiker, um dann eine entsprechende Geschichte der in den Fallstudien betrachteten Staaten vorzulegen. Wenn Hassen abschließend von „neuen demokratischen Revolutionen“ (373) schreibt, die mit den kulturellen Missständen und gesellschaftlichen Fehlentwicklungen des modernen Kapitalismus abschließen, lässt er seine Leser_innen verwundert zurück. Wie, wann und warum so eine Entwicklung bevorstehen sollte, wird nicht klar.
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Rubrizierung: 2.22.632.672.25 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Mohammed Ahmed Hassen: Unbewusst in der Macht und negative Dialektik des sozialen und politischen Reglementierungszwangs. Berlin: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39206-unbewusst-in-der-macht-und-negative-dialektik-des-sozialen-und-politischen-reglementierungszwangs_47622, veröffentlicht am 17.12.2015. Buch-Nr.: 47622 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken