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Ulla Wischermann / Annette Kirschenbauer (Hrsg.)

Geschlechterarrangements in Bewegung. Veränderte Arbeits- und Lebensweisen durch Informatisierung?

Bielefeld: transcript Verlag 2015 (Gender Studies); 329 S.; kart., 34,99 €; ISBN 978-3-8376-2729-9
Die wachsenden Möglichkeiten der digitalen Kommunikation fördern eine zunehmende Flexibilisierung von Erwerbsarbeit. Aufgrund der Entwicklungen der vergangenen zwei Dekaden ist der Begriff der Flexibilisierung von Arbeit überwiegend negativ konnotiert, nun aber geht es um die Chancen für Arbeitnehmer_innen. Dieser Thematik widmen sich die Autor_innen des Sammelbandes und konzentrieren sich dabei auf die Frage, ob und inwiefern die mit der beruflichen Nutzung des Internets verbundenen Grenzauflösungen zwischen Arbeit und Privatleben eine ausgeglichenere Work‑Life‑Balance und damit verbunden eine egalitärere Entwicklung von Geschlechterverhältnissen fördert beziehungsweise fördern kann. Den Ausgangspunkt bildet ein an der Goethe‑Universität Frankfurt durchgeführtes empirisches Forschungsprojekt, dessen Ergebnisse im ersten Kapitel ausführlich dargestellt werden. In der Studie ging es insbesondere um die Auslotung unterschiedlicher Potenziale, die die Informatisierung von Arbeit für veränderte Arbeits‑ und Lebensentwürfe bereitstellt, und die Frage, wie sich diese auf Geschlechterarrangements auswirken kann. Dabei wurde deutlich, dass positive Potenziale durchaus vorhanden sind, die „Trägheit“ gegenüber einer Veränderung der rollentraditionellen Geschlechteraufteilung jedoch (noch) „im Gegensatz steht zur rasanten Weiterentwicklung der technischen Möglichkeiten“ (102). Die weiteren Kapitel setzen an diesem Punkt an und vertiefen offene Fragen in verschiedenen empirischen Zusammenhängen. Zunächst wird allgemein die Entwicklung des Internets und seiner sozialen Komponente sowie die damit verbundene Entwicklung seiner Nutzungsweisen und ‑kontexte diskutiert. Anschließend geht es um den Einfluss der Social Media auf die Arbeitswelt und die Entgrenzung von Arbeits‑ und Privatleben. Ein dritter Schwerpunkt bildet das Thema Frauen und Führung, während im letzten Teil schließlich die Vereinbarkeit von Privat‑ und Erwerbsleben vor dem Hintergrund sich wandelnder Geschlechterverhältnisse behandelt wird. In der Zusammenschau stecken die Beiträge damit ein weiterführendes Forschungsprogramm ab, das sowohl für arbeits‑ als auch für geschlechtersoziologische Fragen von Interesse ist. Sie zeigen dabei zugleich den engen Zusammenhang zwischen beiden Themen: Informatisierung kann, so lässt sich implizit herauslesen, zahlreiche Chancen für egalitärere Geschlechterarrangements bereitstellen; deren Realisierung ist jedoch auch von gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen der Auflösung traditioneller Geschlechterbilder abhängig und somit kein Selbstläufer.
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Rubrizierung: 2.272.222.22.2622.3332.3432.36 Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Ulla Wischermann / Annette Kirschenbauer (Hrsg.): Geschlechterarrangements in Bewegung. Bielefeld: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39154-geschlechterarrangements-in-bewegung_47565, veröffentlicht am 03.12.2015. Buch-Nr.: 47565 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken