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Farid Hafez (Hrsg.)

Jahrbuch für Islamophobieforschung 2015/Islamophobia Studies Yearbook 2015

Wien: new academic press 2014; 143 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-7003-1920-7
Hass, so scheint es, ist wieder salonfähig geworden in der politischen Kultur Deutschlands wie auch Österreichs. Und mit dem Hass ist es wie mit jeder emotionalen Affizierung, die Einzug in die Politik hält: Sie benötigt eine Projektionsfläche, um nicht zu sagen: eine Zielscheibe. Im Vorwort zur fünften Ausgabe des Jahrbuchs konstatiert Farid Hafez dementsprechend für das Jahr 2014, dass ein – im Vergleich zu den Vorjahren – weiterer Anstieg islamophober Einstellungen und islamophob motivierter Übergriffe zu verzeichnen sei. Das, so seine Einschätzung, könnte unter anderem daher rühren, dass mit der anhaltenden medialen Präsenz des sogenannten Islamischen Staates auch ein Zerrbild des Islams als solchem transportiert werde, welches dann zu einer pauschalen Ablehnung in weiten Kreisen der Bevölkerung, und nicht etwa nur in rechten oder rechtsextremen Kreisen, führe. Muslim_innen würden zudem auch institutionell zu „BürgerInnen zweiter Klasse“ (26), wie Rijad Dautovic und Farid Hafez – hier in überspitzter Formulierung – im Zuge einer detaillierten Analyse der in Österreich vorgelegten Novelle des Islamgesetzes und des sie begleitenden politischen Diskurses zeigen. In stadtsoziologischer Perspektive unternimmt Vassilis S. Tsianos den Versuch, für Quartiere wie etwa St. Georg in Hamburg „die räumliche Dimension von Politiken des antimuslimischen Rassismus herauszuarbeiten“ (56). Im Zuge der seit Beginn der 1990er‑Jahre zu beobachtenden Gentrifizierung, die den ökonomischen Logiken eines „weichen Neoliberalismus“ (76) folge, sei es nicht nur zu einer ethnischen und kulturellen Bereinigung beziehungsweise Homogenisierung des Quartiers gekommen. Die dabei entstehenden Konflikte machten zudem deutlich, dass der als erstrebenswert postulierte stadtkulturelle Mainstream durch gezieltes Ausspielen verschiedener Minderheiten noch befeuert werde. Für St. Georg etwa sei festzustellen, dass dort ein „homonormativer Nationalismus“, angedockt an die städtische Mehrheitsgesellschaft, die „Disziplinierung des männlichen migrantischen ‚muslimischen’ Subjekts durch eine Ethnisierung von Homophobie“ (73) erzwingen solle. In diesem Sinne, so Tsianos, sei von einem „antimuslimischen Urbanismus“ (74) zu sprechen.
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Rubrizierung: 2.232.252.352.4 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Farid Hafez (Hrsg.): Jahrbuch für Islamophobieforschung 2015/Islamophobia Studies Yearbook 2015 Wien: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39059-jahrbuch-fuer-islamophobieforschung-2015islamophobia-studies-yearbook-2015_47618, veröffentlicht am 05.11.2015. Buch-Nr.: 47618 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken