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Bernd Sommer / Harald Welzer

Transformationsdesign. Wege in eine zukunftsfähige Moderne

München: oekom verlag 2014 (Transformationen 1); 236 S.; 19,95 €; ISBN 978-3-86581-662-7
Die ebenso nüchterne wie radikale Feststellung, dass es mit der menschlichen Entwicklung in der kapitalistischen Moderne in einem System begrenzter Ressourcen schlichtweg so nicht weitergehen kann, steht als initiale Irritation am Beginn des Bandes: „Im 20. Jahrhundert wurde weltweit zehnmal mehr Energie verbraucht als während der kompletten Menschheitsgeschichte zuvor.“ (13) Nachhaltigkeit, wie sie seit den 1990er‑Jahren diskutiert wird, scheint dringender geboten als jemals zuvor. Die Frage indes, die sich – zumindest außerhalb der konvivialistischen Debatte – angesichts der ungebrochenen neoliberalen Wachstumsimperative stellt, lautet dann folgerichtig, „wie sich moderne Gesellschaften, die sich in einem Zustand struktureller Nicht‑Nachhaltigkeit befinden, in Richtung Nachhaltigkeit transformieren können“ (13 f.). Transformation ist für Bernd Sommer und Harald Welzer demnach eine Zukunftsaufgabe, deren erfolgreiche Bewältigung maßgeblich darüber entscheidet, ob die Menschheit im Sinne einer globalen Gesellschaft zu überleben vermag. Konkret geht es sowohl um Fragen der Stadtplanung und Energieversorgung als auch um Aspekte der Produktgestaltung, weswegen sie den Begriff Transformation hin zu „Transformationsdesign“ spezifizieren. Dass es sich dabei nicht bloß um eine Revitalisierung bereits im Rahmen des sogenannten utopischen Sozialismus postulierter Steuerungsentwürfe handelt, wird deutlich, wenn Sommer und Welzer die Ausmaße konsum‑ und obsoleszenzbedingter Verschwendung thematisieren, die sich alleine für Deutschland in der Größenordnung von mehreren hunderttausend Tonnen bewegen. Angesichts dieser Obszönitäten kapitalistischer Verschwendung erscheint der Begriff des Transformationsdesigns kaum mehr als Utopie oder gar als Bevormundung – sondern als notwendige und bislang immer noch mögliche Selbstkorrektur westlicher Konsumgesellschaften. Da auch bislang beschrittene alternative Wege – etwa die sich um die Nutzung nachhaltiger Energie etabliert habenden Industrien – immer wieder demselben Muster, nämlich einer expansiven Wachstumsstrategie folgen, erscheint das klar formulierte und weitsichtige Plädoyer von Sommer und Welzer gleichsam radikal wie übertrieben einfach. Die demokratischen wie auch alle anderen Gegenwartsgesellschaften werden nicht umhinkommen, es ernsthaft zu diskutieren und umzusetzen, solange sie noch können. Es lautet schlicht: „weniger“.
{LEM}
Rubrizierung: 2.25.42 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Bernd Sommer / Harald Welzer: Transformationsdesign. München: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39012-transformationsdesign_45983, veröffentlicht am 29.10.2015. Buch-Nr.: 45983 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken