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Samuel Salzborn (Hrsg.)

Zionismus. Theorien des jüdischen Staates

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (Staatsverständnisse 76); 211 S.; 39,- €; ISBN 978-3-8487-1699-9
Die Gründung des Staates Israel hatte einen langen Vorlauf. „Das politische Verhalten, das sich im zionistischen Lager entwickelte, und später auf den jüdischen Staat übertragen wurde, war historisch gesehen ein Meisterwerk“ (153), das allerdings eine Vielzahl ideengeschichtlicher Ursprünge hatte. Sie dienten als Vorlage bei der Staatsgründung 1948. In dem von Samuel Salzborn herausgegebenen Band werden exemplarisch einige dieser jüdisch‑nationalstaatlichen Vorstellungen des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts dargelegt. Dabei geht es um ganz unterschiedliche Strömungen des Zionismus, sei er politisch, religiös oder kulturell orientiert. Zu Wort kommen vorwiegend die deutschsprachigen Ideenträger der Debatte. Beginnend mit Moses Hess, dem Begründer des deutschsprachigen Zionismus, über Theodor Herzl, Eduard Bernstein und Chaim Weizmann bis hin zu Martin Buber und Isaac Breuer: Beleuchtet werden die diversen Vorstellungen. Steffen Hagemann untersucht mit dem Rabbiner Abraham Isaak HaCohen Kook einen Vertreter des religiösen Zionismus, für den die „Erlösung nicht eine Angelegenheit einer übermenschlichen göttlichen Intervention, sondern ein immanenter, historischer und natürlicher Prozess“ (126) sei. Damit unterschied sich Kook von weiten Teilen der jüdischen Orthodoxie, die den Zionismus ablehnte. Evyatar Friesels Betrachtung Chaim Weizmanns, der dem politischen Zionismus zugerechnet wird, zeigt, dass dessen bedachtsame Verhandlungsführung und ideologische Flexibilität einer der Faktoren war, der die Gründung des Staates Israel vorantrieb. Neben diesen individuellen Forschungserkenntnissen zeigt sich beitragsübergreifend, dass anfänglich keine Fixierung auf das Gebiet des heutigen Israels bestanden habe. Zionisten wie Hess oder Herzl debattierten daher über die mögliche Region eines jüdischen Staates. Daneben verbindet die Aufsätze die Frage nach der Konzeption des jüdischen Staates sowie die Bedeutung des Antisemitismus. Dessen exklusiver Mechanismus und seine weite Verbreitung in den europäischen Gesellschaften verhinderte die Assimilation der Jüdinnen und Juden und die Gründung eines jüdischen Staates verblieb als einzige Lösung zur Sicherung der eigenen Existenz. Der Sammelband zeigt damit das Spektrum zionistischer Nationalstaatsideen auf, wobei die Alleinstellungsmerkmale der jeweiligen zionistischen Theoretiker und ihre Bedeutung auf dem Weg zur Gründung Israels besonders herausgestellt werden.
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Rubrizierung: 2.632.235.41 Empfohlene Zitierweise: Ronny Noak, Rezension zu: Samuel Salzborn (Hrsg.): Zionismus. Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39010-zionismus_47635, veröffentlicht am 22.10.2015. Buch-Nr.: 47635 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken