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John L. Allen

Krieg gegen Christen. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Bernardin Schellenberger

Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2014; 367 S.; geb., 24,99 €; ISBN 978-3-579-07072-8
John Allen, Journalist und Vatikanberichterstatter für diverse katholische Medien, thematisiert die Verfolgung von Christen im 21. Jahrhundert. Da er, wie er selbst eingangs einräumt, kein Fachmann für Fragen der Religionsverfolgung ist, stützt er sich vor allem auf Berichte kirchennaher Organisationen. Ihm gehe es darum, einen „eigenen kleinen Beitrag zu einer erst aufkeimenden christlichen Gattung von Schilderungen dieser Leidensgeschichten“ (12) zu leisten – denn seiner Ansicht nach handelt es sich gegenwärtig um nichts weniger als um einen „globalen Krieg gegen Christen“ (23). Das lässt aufhorchen, insbesondere wenn er auf die zahlreichen Argumente – überheizte Rhetorik, strapazierter Begriff, Hysterie und undifferenzierte Aussage – gegen diese martialische Begriffswahl eingeht, nur um dann diesen Ausdruck doch als geeignete Umschreibung der zu dokumentierenden Christenverfolgung im 21. Jahrhundert zu reklamieren. Diese werde von den Kirchen und der „Mainstream‑Christenheit im Westen“ (32) selbst verkannt, so die These. Der Autor verwendet daher viel Raum, um die Argumente, die gegen die These der Christenverfolgung vorgebracht werden, zu entkräften. Wenn Allen gleich zu Beginn seine Leser_innen auffordert, angesichts dieser vermeintlichen Tatsache endlich aufzuwachen, macht er deutlich, dass es ihm mit seinem Buch letztendlich um einen Appell geht. Im Sinne von Aufklärungsarbeit liefert er dazu im ersten Teil einen Versuch der empirischen Beweisführung, die aus zahlreichen, zum Teil kleinteiligen Berichten von Vorfällen in Afrika, Asien, Lateinamerika, dem Mittleren Osten und Osteuropa besteht. Nach Ansicht von Allen sind die „heutigen Christen [...] infolge ihrer großen Zahl auf unserem Planeten die meistverfolgte Religionsgemeinschaft, deren Mitglieder nicht nur das Martyrium erleiden, sondern auch in Rekordhöhe alle Arten der oben aufgezählten Form der Einschüchterung und Unterdrückung zu spüren bekommen“ (47). Auf die Vielzahl an definitorischen und methodischen Problemen, die mit dieser Aussage verbunden sind, kann an dieser Stelle nicht eingegangen werden. Der zweite Hauptteil ist der Analyse zahlreicher angeblicher Mythen vom Krieg gegen Christen gewidmet. Eine dieser Mythen bezieht sich auf die Wahrnehmung, die Christen würden ausschließlich durch den Islam bedroht. Laut Allen reichen die Bedrohungsquellen vielmehr von religiösen Radikalismen aller Glaubensrichtungen über totalitäre Regime, Nationalismen bis hin zu wirtschaftlichen Interessen. Zusammengenommen kann seine These vom globalen Krieg gegen Christen nicht überzeugen, auch wenn seine Antworten zum Umgang mit religiöser Verfolgung von Christen durchaus Aufmerksamkeit wert sind, denn sie kommen weniger martialisch als vielmehr im positivsten Sinne christlich daher.
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Rubrizierung: 4.424.412.232.612.632.652.672.68 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: John L. Allen: Krieg gegen Christen. Gütersloh: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38974-krieg-gegen-christen_47097, veröffentlicht am 15.10.2015. Buch-Nr.: 47097 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken