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Claudia Hiepel (Hrsg.)

Europe in a Globalising World. Global Challenges and European Responses in the "long" 1970s

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014 (Veröffentlichungen der Historiker-Verbindungsgruppe bei der Kommission der Europäischen Gemeinschaften 15); 374 S.; brosch., 68,- €; ISBN 978-3-8487-1343-1
Wenngleich Globalisierungsprozesse bereits deutlich früher eingesetzt haben, werden die Entwicklungen in den 1970er‑Jahren – beispielsweise der KSZE‑Prozess, das vermehrte Aufkommen von NGOs sowie die abnehmende Regulierungskraft von Nationalstaaten – als dieses Phänomen nachhaltig prägende und bestimmende Momente verstanden. Diese 1970er‑Jahre sind auch für Europa und seine Institutionen wichtig, wurde doch in dieser Zeit die Integration und Kooperation maßgeblich vorangetrieben und die Europäische Union zu einem wichtigen Akteur innerhalb des internationalen Systems. Anders als bisherige Forschungen, die die Entwicklung Europas von innen heraus nachgezeichnet haben, begreift Claudia Hiepel das Geworden‑Sein Europas (auch) als Reaktion dieser regionalen Ordnung auf die Globalisierung. Über die langen 1970er‑Jahre, die für die Herausgeberin mit dem Haager Gipfel beginnen und mit der Entscheidung über den European Single Act enden, wurde auf einer zweitätigen Konferenz im März 2012 in Essen diskutiert. Das Buch enthält die wichtigen Ergebnisse. Wilfried Loth, Mitorganisator der Konferenz, zeichnet in seinem Beitrag anhand von vier Aspekten Helmut Schmidts Streben nach europäischer Selbstbehauptung im Détente‑Prozess nach: die Implementierung der KSZE, die mit Giscard d’Estaing unternommenen Bemühungen, eine gemeinsame Verteidigungsstrategie in Europa zu schaffen, die angemessene Antwort auf die auf Europa zielenden sowjetischen Raketen sowie die Entwicklung eines Sicherheitsmanövers nach der sowjetischen Intervention in Afghanistan. Die ersten außenpolitischen Versuche der europäischen Mitgliedstaaten wurden in der Forschung teilweise als Sisyphusarbeit bezeichnet. Marie Julie Chenard prüft in ihrem Artikel diese Analogie und re‑evaluiert in diesem Zuge auch die Forschung über die langen 1970er‑Jahre. Weil Europa ein Akteur unter vielen innerhalb des internationalen Systems ist und das Ergebnis seiner Interaktionen nicht vorherbestimmt werden kann, kommt sie zu dem Schluss, dass die Sisyphusanalogie nicht trägt, sondern die europäische Staatengemeinschaft eher mit einer Kugel in einem Billardspiel verglichen werden kann.
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Rubrizierung: 3.1 | 3.5 | 3.6 | 4.44 | 2.61 | 2.62 | 2.68 | 2.313 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Claudia Hiepel (Hrsg.): Europe in a Globalising World. Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38914-europe-in-a-globalising-world_46222, veröffentlicht am 01.10.2015. Buch-Nr.: 46222 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken