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Stefan Schoppengerd

Hoffnungslos vereinnahmt? Kritik der Geschlechterverhältnisse in Marketing und Popkultur

Münster: Westfälisches Dampfboot 2014; 179 S.; 24,90 €; ISBN 978-3-89691-711-9
Politikwiss. Diss. Marburg; Begutachtung: I. Kurz‑Scherf, L. Bieling. – „Sind gesellschaftskritische Ansätze der letzten Jahrzehnte erfolgreich vom ‚System‘ vereinnahmt worden?“ (11) Stefan Schoppengerd untersucht diese Frage mit Blick auf die feministische Kritik an den Beispielen des Gender Marketings und des Popfeminismus. Er verfolgt die These: „Auch wenn die Diagnose des Vereinnahmt‑Werdens […] weit verbreitet ist und angesichts der Schwäche außerinstitutioneller politischer Bewegung auch eine gewisse Evidenz für sich beanspruchen kann, zeigt sich gerade im Fall der feministischen Kritik, dass die Vereinnahmungserzählung zumindest nicht die ganze Wahrheit abbildet.“ (14) In Anlehnung an die Vereinnahmungsthese, die Luc Boltanski und Ève Chiapello in „Der neue Geist des Kapitalismus“ (siehe Buch‑Nr. 22882) vertreten, analysiert Schoppengerd die feministischen Positionen von Nancy Fraser, Frigga Haug und Angela McRobbie. Die gegenwartsdiagnostischen Theorien glichen sich insofern, als „sie eine partielle Integration von feministischen Anliegen in gesellschaftlichen Modernisierungsprozessen konstatieren“ (41). Die Kritik werde somit beschädigt und ihrer Intention beraubt, daher werde die „Re‑Radikalisierung feministischer Kritik“ (60) gefordert. Bei seiner Analyse der Literatur über Gender Marketing macht Schoppengerd trotz unterschiedlicher Grundannahmen und Herangehensweisen eine wesentliche Gemeinsamkeit aus: einen Wandel der Geschlechterordnung in Richtung Gleichberechtigung, dessen Ausgangspunkt gemeinhin in der Frauenbewegung gesehen werde. Allerdings sei in diesem Rahmen nur eine Aktualisierung von Stereotypisierungen festzustellen, da Geschlechterdifferenzen nicht aufgelöst, sondern „Männer und Frauen gleichermaßen geschlechtsspezifisch adressiert werden“. Obwohl hier „Versatzstücke feministischer Anliegen“ (108) aufgenommen und dazu verwendet werden, kapitalistische Verhältnisse zu legitimieren, sieht der Autor im Gender Marketing keine Bestätigung der Vereinnahmungsdiagnose, da die „zutage tretenden Konturen […] nicht geeignet sind, den Gegenwartskapitalismus in all seinen zusammenhängenden Facetten mit motivierender Legitimation zu versehen“ (154).
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Rubrizierung: 2.272.365.42 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Stefan Schoppengerd: Hoffnungslos vereinnahmt? Münster: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38689-hoffnungslos-vereinnahmt_46667, veröffentlicht am 30.07.2015. Buch-Nr.: 46667 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken