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Kari Palonen / José María Rosales (Hrsg.)

Parliamentarism and Democratic Theory. Historical and Contemporary Perspectives

Opladen u. a.: Barbara Budrich Publishers 2015; 324 S.; 42,- €; ISBN 978-3-8474-0158-2
Kari Palonen und José Maria Rosales argumentieren, dass dem Parlamentarismus als theoretischem Konzept zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt werde. Stattdessen werden parlamentarische Strukturen in Demokratien meist als gegeben hingenommen. Deshalb sei es geboten, die theoretischen Grundlagen des Parlamentarismus kritisch zu hinterfragen. Im ersten Teil des Bandes analysieren die Autor_innen in Fallstudien die Entwicklungslinien des Parlamentarismus. Joris Gijsenbergh kategorisiert die von Medienvertreter_innen aus verschiedenen europäischen Ländern geäußerten Kritikpunkte am Parlamentarismus zwischen 1918 und 1939. Die Kritik habe sich besonders gegen die politische Klasse gerichtet, die oft als opportunistisch, inkompetent und unseriös angesehen wurde. Besonders sozialdemokratische, kommunistische und liberale Parteien hätten sich für ein starkes und gegenüber der Regierung kritisches Parlament ausgesprochen. Der Fokus des zweiten Teils der Publikation liegt auf demokratietheoretischen Konzepten rund um den Parlamentarismus. Anthoula Malkopoulou fragt, ob Losentscheide besser sind als Wahlen. Die zufällige Auswahl von Repräsentanten könne das Problem beheben, dass Parlamente nicht alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen vertreten. Das Los würde allen Bürger_innen die gleiche Chance zur parlamentarischen Repräsentation ermöglichen. Auch wenn diese Argumentation theoretisch überzeugt, muss die Anwendbarkeit angezweifelt werden. Womöglich hätten einige per Los gewählte Repräsentanten gar kein Interesse, sich im politischen Betrieb zu betätigen. Hubertus Buchstein spricht sich ebenfalls für Losentscheidungen in der Politik aus und plädiert für die Schaffung eines House of Lots, wobei er die Verantwortlichkeit (accountability) eines solchen Organs als problematisch erachtet. Das Buch lädt dazu ein, angebliche parlamentarische Gesetzmäßigkeiten kritisch zu hinterfragen. Eine weitere Stärke des Sammelbandes liegt in der internationalen Ausrichtung der Beiträge – die Autor_innen stammen aus acht Ländern. Da sie auf verschiedenen Ebenen argumentieren, ist es lobenswert, dass die Herausgeber die Artikel in einer Einleitung und einem Epilog zueinander in Beziehung setzen.
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Rubrizierung: 2.212.25.412.612.642.27 Empfohlene Zitierweise: Stefan Müller, Rezension zu: Kari Palonen / José María Rosales (Hrsg.): Parliamentarism and Democratic Theory. Opladen u. a.: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38687-parliamentarism-and-democratic-theory_46468, veröffentlicht am 30.07.2015. Buch-Nr.: 46468 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken