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Andreas Zick / Anna Klein, mit Beiträgen von Eva Groß, Andreas Hövermann und Beate Küpper

Fragile Mitte – Feindselige Zustände. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2014. Hrsg. für die Friedrich-Ebert-Stiftung von Ralf Melzer

Bonn: Verlag J. H. W. Dietz Nachfolger 2014; 175 S.; brosch., 9,90 €; ISBN 978-3-8012-0458-7
„Das Credo der Gleichwertigkeit ist der sensibelste Gradmesser der gesellschaftlichen Lage einer Demokratie“, schreiben Andreas Zick und Anna Klein, denn es geht dabei um „die Frage von Integration oder Desintegration, Anerkennung oder Missachtung, Chancen oder Diskriminierungen“ (12). Die Autor_innen dieser Studie untersuchen rechtsextreme und menschenfeindliche Einstellungen in Deutschland. Als „normbildende Mehrheit“ wird dabei die gesellschaftliche Mitte betrachtet, die „maßgeblich an der politischen und demokratischen Willensbildung beteiligt ist oder sein kann“ (16). Daher werden gesellschaftliche Bruchstellen in den Blick genommen, die Aufschluss über die angenommene Fragilität der Mitte geben: Rechtsextremismus, Menschenfeindlichkeit, ein sinnentleertes Demokratieverständnis, Ökonomismus und Anti‑Europäismus. Es handelt sich um Phänomene, die „besonders gefährlich erscheinen und das fein geschliffene und behütende ‚Glashaus Demokratie‘ zum Einsturz bringen können, wenn jene, die sich als Mitte verstehen, selbst Risse erzeugen und am Ende auch noch ignorieren“ (21), warnen Zick und Klein. Als massive Gefahr gilt ihnen das „Einsickern von Ungleichwertigkeitsideologien“ (61), was Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit hervorbringe und normal erscheinen lasse. Diese ist 2014 in Deutschland weit verbreitet, wie die Studie zeigt. So stimmen beispielsweise fast 45 Prozent der Befragten der Aussage zu, die meisten Langzeitarbeitslosen seien nicht wirklich daran interessiert, einen Job zu finden; mehr als 30 Prozent bejahen die Forderung „Bettelnde Obdachlose sollten aus den Fußgängerzonen entfernt werden“ (67). Immerhin zwölf Prozent schließen sich der Aussage „Die Weißen sind zurecht führend in der Welt“ an und positionierten sich damit „offen rassistisch“ (66). Als Fazit verknüpfen die Autor_innen diese Ergebnisse mit der Problematik des Rechtsextremismus: „Wenn Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit mit ihren verschiedenen Facetten ein niedrigschwelliges Einfallstor für Rechtsextremismus darstellt, dann bedeuten die Ergebnisse der vorliegenden Studie, dass Rechtsextremismusprävention im Sinne einer breit angelegten Demokratiebildung verstanden und intensiv fortgesetzt werden muss.“ (84) Mit dem äußerst empfehlenswerten Band werden die Studien der Friedrich‑Ebert‑Stiftung zu rechtsextremen Einstellungen (siehe Buch‑Nr. 43243) und die Reihe „Deutsche Zustände“, eine Langzeitstudie zur Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit, (siehe Buch‑Nr. 41818) zusammen‑ und weitergeführt.
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Rubrizierung: 2.372.35 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Andreas Zick / Anna Klein, mit Beiträgen von Eva Groß, Andreas Hövermann und Beate Küpper: Fragile Mitte – Feindselige Zustände. Bonn: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38686-fragile-mitte--feindselige-zustaende_46427, veröffentlicht am 30.07.2015. Buch-Nr.: 46427 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken