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Roland Lucht (Hrsg.)

Das Archiv der Stasi. Begriffe

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2015 (Archiv zur DDR-Staatssicherheit 11); 313 S.; geb., 29,99 €; ISBN 978-3-525-31019-9
Geheimarchivterminologie, das ist das Arbeitsgebiet von Herausgeber Roland Lucht als Archivar beim Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik. Der aktuelle Bundesbeauftragte Roland Jahn schreibt im Geleitwort: „111 Regal‑Kilometer – [...] Wissen, wie es war. Darüber geben die Akten Auskunft, darüber wie die Geheimpolizei das eigene Volk beobachtete und verfolgte.“ Das Nachschlagewerk solle helfen, die Systematik und den „technokratischen Fachjargon“ der Stasi zu verstehen, um zu „begreifen, auch in den vielen Details, wie genau Diktatur funktioniert hat“ (5). Das Buch ist gegliedert in eine lexikalische Auflistung relevanter Begriffe und Abkürzungen der MfS‑Schriftgutverwaltung, einem Glossar zu den Diensteinheiten sowie einem Strukturschema des Ministeriums und wird ergänzt durch ausführliche Quellen und Abbildungsverzeichnisse. Wenig brisant beginnt das MfS‑Alphabet mit „A“ wie „abgelegt“ oder „archiviert“, der Buchstabe findet sich als Stempelaufdruck auf Akten der sogenannten Straßenkartei über „konspirative Objekt[e]“ oder „konspirative Wohnung[en]“ (25). Viele der Stichwörter beziehen sich in ähnlicher Weise auf archivarische Fachbegriffe. Eine „Feindobjektkartei“ umfasste seit den 1950er‑Jahren Adressen und Daten (unter anderem Telefonnummern und KFZ‑Kennzeichen) von ausländischen Institutionen, die als „‚DDR‑feindlich‘“ (99) eingestuft wurden. Als „Geheime Kommandosache (GKdos)“ (117) wurden Staatsgeheimnisse mit dem höchsten Geheimhaltungsgrad bezeichnet. Der Begriff „Geheimer Mitarbeiter im besonderen Einsatz“ konnte zum Beispiel eine „‚junge, gut aussehende weibliche‘“ (118) Person beschreiben, die schwierige Aufgaben übernahm, die normale Mitarbeiter überforderte. „Nadel“ war ähnlich wie „Alge“ (156) ein Deckname für eine behördeninterne Auskunft der Abteilung XII an die Spionageabwehr oder die Postkontrolle. Im Strukturschema lässt sich nun wiederum nachlesen, dass diese Abteilung XII im August 1953 eine Abteilung für Erfassung und Statistik und direkt dem damaligen Staatssekretär Ernst Wollweber untergeordnet war.
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Rubrizierung: 2.314 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Roland Lucht (Hrsg.): Das Archiv der Stasi. Göttingen: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38633-das-archiv-der-stasi_43217, veröffentlicht am 16.07.2015. Buch-Nr.: 43217 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken