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Michael Bergmann

Panel Conditioning. Wirkungsmechanismen und Konsequenzen wiederholter Befragungen

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (Studien zur Wahl und Einstellungsforschung 28); 352 S.; brosch., 64,- €; ISBN 978-3-8487-2016-3
Politikwiss. Diss. Mannheim; Begutachtung: H. Rattinger, H. Schoen. – Panel‑Daten nehmen eine wichtige Rolle in der Umfrageforschung ein, da durch wiederholte Befragungen individuelle Meinungsänderungen untersucht werden können. Allerdings fehlen „insbesondere im Hinblick auf groß angelegte Umfragestudien belastbare Ergebnisse zur Wirkungsweise sowie zum Ausmaß von Panel Conditioning“ (20). Viele Studien gehen von tatsächlichen Meinungsänderungen aus, ohne Panel‑Conditioning als Einflussfaktor in Betracht zu ziehen. Mit Panel Conditioning ist gemeint, dass allein die wiederholte Befragung das Antwortverhalten von Teilnehmern beeinflusst, wodurch möglicherweise etwa fehlerhafte Rückschlüsse über Verhaltensänderungen von Wählern gezogen werden. Da die „Befunde bisheriger Untersuchungen sehr widersprüchlich“ (29) sind, kategorisiert Michael Bergmann den Forschungsstand hinsichtlich verschiedener Methoden der Panelbefragung. Der konkrete Einfluss von Conditioning‑Effekten wird anhand eines online durchgeführten Wahlkampfpanels quantifiziert. Das Panel umfasst insgesamt sieben Befragungen, die vor und nach der Bundestagswahl 2009 durchgeführt wurden. Zur Analyse nutzt der Autor das sogenannte assoziative Netzwerkmodell. Für die Daten des Wahlkampfpanels lässt sich unter anderem nachweisen, „dass allein die wiederholte Befragung zu einer Veränderung der Wissensstrukturen von Panelisten führen kann“ (290). Außerdem weist er nach, wie ein singuläres Ereignis – das Fernsehduell zwischen Angela Merkel und Frank‑Walter Steinmeier – zu Einstellungsänderungen führen kann. Um die Vorgehensweise im empirischen Teil nachzuvollziehen, sind Vorkenntnisse in der qualitativen Umfrageforschung von Vorteil. Bergmann bilanziert, dass „es nicht die Intention dieser Arbeit ist, Befunde auf Grundlage von Paneldaten generell in Zweifel zu ziehen“ (298). Aber das Buch sensibilisiert für einen vorsichtigeren Umgang mit der Formulierung von kausalen Effekten, wenn Panel Conditioning ignoriert wird.
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Rubrizierung: 1.2 Empfohlene Zitierweise: Stefan Müller, Rezension zu: Michael Bergmann: Panel Conditioning. Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38631-panel-conditioning_47353, veröffentlicht am 09.07.2015. Buch-Nr.: 47353 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken