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Lisa-Marie Heimeshoff / Sabine Hess / Stefanie Kron / Helen Schwenken / Miriam Trzeciak (Hrsg.)

Grenzregime II. Migration, Kontrolle, Wissen. Transnationale Perspektiven

Berlin/Hamburg: Assoziation A 2014; 327 S.; brosch., 18,- €; ISBN 978-3-86241-432-1
Grenzen verändern sich nicht nur in ihrem Verlauf, sondern auch in ihrer Bedeutung. Bei dieser von Lisa‑Marie Heimeshoff et al. im Rahmen des Netzwerks kritische Migrations‑ und Grenzregimeforschung (kritnet) herausgegebenen Publikation handelt es sich bereits um den zweiten Band des Forscher_innenverbunds zu diesem Thema. Ihr Ziel ist es, eine „inhaltliche, geografische, konzeptuelle und methodologische Erweiterung des Blicks auf Grenzregime“ (9) zu vollziehen. Grenzen sollen dabei mittels alternativer Methoden und kritischer Perspektiven rekonzeptualisiert werden. Der Blick richtet sich dabei vor allem auf die Entwicklungen außerhalb Europas. Zudem belegt der Beitrag von Bernd Kasparek und Vassilis S. Tsianos, wie das bisherige europäische System des Schengener Abkommens einen Dualismus aus Krise und Kontinuität produziert. Krisen würden inszeniert und als Mittel zur Politikgestaltung herangezogen, um „die unterschiedlichen Felder der europäischen Integration von Migrations‑ und Asylpolitik mit den sich ständig ändernden Praktiken der Migration regierbar zu machen“ (41). Eine Restabilisierung des Schengener Systems erfolgte mit der Weiterentwicklung des Dublin II‑Abkommens, der Einführung des EURODAC‑Datenbanksystems und durch die europäische Grenzschutzagentur FRONTEX. Besonderes Interesse weckt der aus der Selbstverortung der Herausgeber_innen als aktivistische Forscher_innen hervorgehende Anspruch, durch ihre Forschung auf die Veränderung bestehender Verhältnisse hinzuarbeiten. Was darunter zu verstehen ist, erläutern Anne Lisa Carstensen et al. Eines der Kernmerkmale dieser Art von Forschung sei, dass sich die Forschenden selbst als Teil von Bewegungen verstünden und sie ihr Verhältnis zu den untersuchten Akteur_innen problematisierten. Es erstaunt vor diesem Hintergrund nicht, wenn die Autor_innen feststellen, dass „aktivistisch[e] Forschungspraktiken [...] teilweise schwer mit den Strukturlogiken akademischer Institutionen vereinbar“ (264) seien, handelt es sich bei dem von ihnen vertretenen Ansatz doch um mehr als nur eine Absage an ein positivistisches Wissenschaftsverständnis. „Grenzregime II“ ist als methodologische und perspektivische Alternative zur Forschungsdebatte um Grenzen und Migration zu verstehen. Das Thema und die in zahlreichen Beiträgen aufgezeigten höchst problematischen globalen Trends im Umgang mit Migration sind daher nicht zuletzt angesichts der Realitäten, wie sie sich auch an Europas Außengrenzen abspielen, äußerst relevant.
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Rubrizierung: 4.422.223.52.232.2632.612.632.642.652.67 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Lisa-Marie Heimeshoff / Sabine Hess / Stefanie Kron / Helen Schwenken / Miriam Trzeciak (Hrsg.): Grenzregime II. Berlin/Hamburg: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38182-grenzregime-ii_45936, veröffentlicht am 19.03.2015. Buch-Nr.: 45936 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken