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Ursula Münch / Uwe Kranenpohl / Henrik Gast (Hrsg.)

Parteien und Demokratie. Innerparteiliche Demokratie im Wandel

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014 (Tutzinger Studien zur Politik 6); 203 S.; brosch., 39,- €; ISBN 978-3-8487-1202-1
Die Krise der Parteien ist wohl eines der ergiebigsten Sujets der Politikwissenschaft der vergangenen 30 Jahre. Die Beiträge beschreiben zumeist wahlweise den Niedergang oder unterbreiten normativ Reformvorschläge. Aus Sicht der Parteien hat nun weder das eine noch das andere etwas an ihren Problemen verändert – entweder weil die Deskription keinen analytischen Mehrwert besitzt oder weil die Ideen zur Revitalisierung der Parteien irgendwie ins Leere laufen, teils weil diese reformunwillig sind, teils aber auch, weil ein Teil der Forschung ein wenig blind für das ist, was in ihnen wirklich passiert. Mit dem, was Anfang 2012 auf einer Tagung der Akademie für Politische Bildung in Tutzing debattiert worden ist, wird versucht, diese Lücke etwas zu schließen. Der Ausgangspunkt ist dabei Robert Michels‘ implizite Kritik an der Sozialdemokratie zu Beginn des 20. Jahrhunderts, deren aktuellen Aspekte Elmar Wiesendahl einleitend erörtert. Die daran anschließenden empirischen Beiträge offenbaren einige Schwierigkeiten, die sich bei den Reformen von Parteien in Europa wie in Nordamerika ergeben haben. Henrik Gast arbeitet durch einen Vergleich der Vorwahlen in Österreich, Island und Großbritannien heraus, dass „die Ziele ‚Partizipation‘, ‚personelle Erneuerung‘ und ‚Parteikohäsion‘ in einem Spannungsverhältnis stehen“ (110). Klaus Detterbeck stellt fest, dass Urwahlen in den deutschen Parteien „keine Zugewinne an Mitgliedern erbracht“ (126) haben. Ed Turner und Daniel Wigbers konstatieren, dass es in Großbritannien „für Kandidaten der Conservative Party teuer [ist], eine Wahl zu gewinnen“ (71). Auch die Mitgliederentscheide im konventionellen Rahmen „sind aber selbst unter Zuhilfenahme eines Briefwahlverfahrens aufwendig und kostenintensiv“ (143), wie Sebastian Bukow anmerkt. Interessant ist in diesem Zusammenhang die unter anderem von Nicolai Dose aufgegriffene Kritik an den mittlerweile überhandnehmenden medienwirksamen Inszenierungen der Parteitage. Offensichtlich aber halten Parteien weitaus mehr Kontroversen aus als die Spindoktoren und Kampagnenplaner ihnen zugestehen. Dafür sprechen letztlich sogar die US‑amerikanischen Parteien, die zum einen trotz ihrer Öffnung das „relativ hohe Identifikationsniveau der amerikanischen Wählerschaft“ (90) haben halten können, wie Patrick Horst festhält, und zudem selbst eine kontroverse Kandidatenkür wie jene zwischen Barack Obama und Hillary Clinton 2008 verkraften.
{SKL}
Rubrizierung: 2.222.612.642.42.3252.331 Empfohlene Zitierweise: Stephan Klecha, Rezension zu: Ursula Münch / Uwe Kranenpohl / Henrik Gast (Hrsg.): Parteien und Demokratie. Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38170-parteien-und-demokratie_46545, veröffentlicht am 12.03.2015. Buch-Nr.: 46545 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken