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Stephan Grohs / Katrin Schneiders / Rolf G. Heinze, unter Mitarbeit von Anna-Lena Schönauer und Claudia Ruddat

Mission Wohlfahrtsmarkt. Institutionelle Rahmenbedingungen, Strukturen und Verbreitung von Social Entrepreneurship in Deutschland

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014 (Wirtschafts- und Sozialpolitik 10); 220 S.; brosch., 39,- €; ISBN 978-3-8329-7874-7
Sowohl die Medien als auch die Politik richten ihre Aufmerksamkeit verstärkt auf die neu entstandenen sogenannten Social Entrepreneurs. Sie werden, wie das Autorentrio einleitend bemerkt, vielfach zum Hoffnungsträger bei einer Reaktivierung des Sozialen und bei der Versöhnung von Unternehmertum und Gemeinwohl stilisiert. Das aus dem angelsächsischen Bereich stammende Konzept des Social Entrepreneurship erscheine vielen insofern attraktiv, als es einen Ausweg aus dem Dilemma der wachsenden sozialen Aufgaben bei stagnierenden öffentlichen Finanzen verspreche. Gemeinsam sei den Social‑Entrepreneurship‑Initiativen, dass sie lokale öffentliche Güter ohne die Institution Staat realisieren und damit als institutionelle Innovatoren wirken wollen. Aber gelingt ihnen das tatsächlich? Diese Frage stand im Blickpunkt des Projektes „Social Entrepreneurship im etablierten Wohlfahrtsstaat. Lückenbüßer oder Innovationsinkubator“ der Universität Bochum, das die Stiftung Mercator unterstützt hat und dessen Resultate sich in diesem Band finden. Rund 2.000 Organisationen zum Beispiel aus den Bereichen der Altenpflege und der Bildungsförderung von Kindern mit Migrationshintergrund wurden auf ihre Relevanz und organisatorische Ausgestaltung hin analysiert. Im Zentrum standen die Überlegungen, ob sich dieses Modell des Sozialunternehmertums auf die deutsche Wohlfahrtsstaatswirklichkeit übertragen lässt, welchen Mehrwert diese neuen Formen sozialer Aktivitäten generieren und inwiefern sie sich in etablierte Strukturen der Wohlfahrtsproduktion einpassen. Das Ergebnis ist ernüchternd: Bei den Social Entrepreneurs handele es sich „weder um inhaltlich besonders innovative noch um eine originär neue Form der Leistungserstellung […], die gegenüber den Angeboten etablierter Träger über spezifische Vorteile verfügen“ (179). Etablierte Akteure seien in der Lage, ähnlich zu agieren und Ideen sowie Strukturen auch innerhalb ihrer vorhandenen Organisationen zu entwickeln (Intrapreneurship). Nur wenige der untersuchten Projekte würden mit etablierten Strukturen brechen, auf öffentliche Mittel weitgehend verzichten, den deutschen Sozialstaat transformieren und basieren nur in geringer Zahl auf philanthropischen Überlegungen. Erfolgreiche Projekte entwickelten sich zumeist aus bestehenden Strukturen heraus. Innovation entstehe vor allem dort, wo etablierte Akteure zusammenarbeiteten und gemeinsam nach Lösungen suchten, schreiben die Autoren. Das Phänomen des Social Entrepreneurships spiele im deutschen Wohlfahrtsstaat, anders als im angelsächsischen Raum, eine weniger ausgeprägte Rolle, lautet das Fazit der Untersuchung.
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Rubrizierung: 2.3432.3422.3 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Stephan Grohs / Katrin Schneiders / Rolf G. Heinze, unter Mitarbeit von Anna-Lena Schönauer und Claudia Ruddat: Mission Wohlfahrtsmarkt. Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38112-mission-wohlfahrtsmarkt_46223, veröffentlicht am 26.02.2015. Buch-Nr.: 46223 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken