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Thomas Kuczynski

Geschichten aus dem Lunapark. Historisch-kritische Betrachtungen zur Ökonomie der Gegenwart

Köln: PapyRossa Verlag 2014 (Neue Kleine Bibliothek 204); 127 S.; 11,90 €; ISBN 978-3-89438-562-0
Von einer globalen „Sklavenhalterdemokratie“ (19) spricht der Ökonom Thomas Kuczynski, wenn er die Macht multinationaler Konzerne in der globalisierten Welt anprangert. Diese würden ohne Einflussmöglichkeit ihrer Arbeiter Löhne und Sozialstandards durch Outsourcing drücken. Bei Wirtschaftsfragen höre heute die Demokratie auf. Der ehemalige Direktor des Instituts für Wirtschaftsgeschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR setzt sich aus verschiedenen Perspektiven kritisch mit der Ökonomie der Gegenwart auseinander. Alle Beiträge hat Kuczynski bereits in der Zeitschrift „lunapark21 – zeitschrift zur kritik der globalen ökonomie“ veröffentlicht, was den ungewöhnlichen Titel des Buches erklärt. Bedingt durch die ursprüngliche Begrenzung auf zwei Heftseiten sind die Texte meist nicht länger als vier Buchseiten. So umfasst der dünne Band rund dreißig Beiträge, die allerdings nicht ganz frei von teils wortgleichen Wiederholungen sind. Zum Thema Wirtschaft und Umweltschutz spricht sich der Autor dafür aus, externalisierte Kosten der Umweltzerstörung in Betriebsbilanzen aufzunehmen. Zwar hätten natürliche Ressourcen kein Preisschild, aber die Kosten von Wiederaufforstung, Reinigung oder Aufbereitung verschmutzter Ökosysteme ließen sich durchaus als „Wiederbeschaffungspreis“ (47) beziffern. Solch eine Kostenehrlichkeit würde zur Steigerung der Ökoeffizienz und damit zur technischen Entwicklung beitragen. In einem weiteren Beitrag beschäftigt er sich ebenfalls mit dem Zusammenhang zwischen Ökologie und Ökonomie: Seit der Veröffentlichung des ersten Berichts an den Club of Rome, in dem die natürlichen Grenzen des Wachstums eindringlich betont wurden, also seit den Siebzigern, hätte sich an der Art zu wirtschaften kaum etwas geändert. Den Grund dafür sieht er in der „nahezu unumschränkten Weltherrschaft des fiktiven Kapitals“ (83). In den bisherigen Berichten sei zu idealistisch nur an Moral und Politik appelliert worden, aber konkrete Vorschläge für ein realwirtschaftliches Programm wären nötiger gewesen, meint Kuczynski. Nur wenn reales Kapital produziert würde, könnte dieses zur „Rettung der allseits bedrohten Biosphäre eingesetzt werden“ (85). Dafür müssten die Club‑of‑Rome‑Berichte aber endlich von der Diagnose zur Therapie kommen. Offensichtlich auch durch das meinungsstarke Kolumnen‑Format der Texte bedingt, geht der Autor leider zu selten in die Tiefe seiner Themen.
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Rubrizierung: 1.12.22.223.14.12.232.3424.455.43 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Thomas Kuczynski: Geschichten aus dem Lunapark. Köln: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38095-geschichten-aus-dem-lunapark_46365, veröffentlicht am 19.02.2015. Buch-Nr.: 46365 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken