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Elmar Brähler / Wolf Wagner (Hrsg.)

Kein Ende mit der Wende? Perspektiven aus Ost und West

Gießen: Psychosozial-Verlag 2014; 311 S.; brosch., 29,90 €; ISBN 978-3-8379-2425-1
Der Sammelband ist anlässlich des 25. Jahrestags der Maueröffnung entstanden und versammelt ganz unterschiedliche Erfahrungen und Perspektiven auf die friedliche Revolution von 1989 und den in vielen Bereichen bis heute andauernden Strukturwandel. Was macht die Wende aus? Welche Erfahrungen sind damit verbunden? Wie sehen die Langzeitfolgen des Umbruchs aus? Welche Prozesse sind abgeschlossen und in welchen Bereichen bleibt „die Wende ohne Ende“ (10)? Diesen fünf logisch aufeinander aufbauenden Fragen ist jeweils ein Kapitel zugeordnet. Die Beiträge umfassen persönliche Erinnerungen, historische und soziokulturelle Untersuchungen, Auswertungen von Langzeitdatenreihen sowie verschiedene Einzelfallanalysen. Einleitend hadert Annette Simon in einem kurzen Statement mit dem Begriff der Wende, da er den „stürmischen Umsturz mit dem Fall einer Mauer, die Jahrzehnte teilweise nur unter Todesgefahr überwunden werden konnte“ (20), verniedliche und die Leistungen der Menschen entwerte. Wer sich als Gewinner beziehungsweise Verlierer der Wiedervereinigung zählt, wird in mehreren Beiträgen für jeweils unterschiedliche Regionen und Altersgruppen untersucht. So hat die Einstufung als Verlierer im Zeitraum von 2005 bis 2012 von in und um 1973 Geborenen deutlich abgenommen, wenngleich sich „auch 22 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung mehr als ein Drittel der StudienteilnehmerInnen als Verlierer der Einheit [sieht]“ (83). In die Bewertung der Zielgruppe der heute 50‑ bis 64‑Jährigen fließen nicht nur die eigenen materiellen Lebensumstände, sondern auch politische Enttäuschungen ein. „Die Frage, ob man sich zum Gemeinwesen der Bundesrepublik zugehörig fühlt oder nicht, wird seit Jahren […] zu zwei Dritteln negativ beantwortet.“ (146) Die psychosozialen Folgen von politischen und ökonomischen Wandlungsprozessen, die „Bruchlinien der Moderne“ (170), sehen Johannes Kiess et. al. als eine wichtige Ursache für die Entstehung rechtsextremer Einstellungen, die sie für verschiedene Alterskohorten untersucht haben. Mit der Frage, ob es – im Kontext der doppelten Diktaturerfahrung – einen spezifisch ostdeutschen Rechtsextremismus gibt, befassen sich Heinrich Best et. al. Sie stellen fest, dass rechtsextreme Einstellungen mit dem „Staats‑ und Gesellschaftsmodell der DDR kausal verknüpft, zumindest aber kompatibel“ sind, was „zu weiteren Überlegungen zur Validität des Konstrukts des Rechtsextremismus und zum mentalen Nachwirken der DDR‑Vergangenheit an[regt]“ (164).
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Rubrizierung: 2.3152.3142.352.372.3 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Elmar Brähler / Wolf Wagner (Hrsg.): Kein Ende mit der Wende? Gießen: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38094-kein-ende-mit-der-wende_46323, veröffentlicht am 19.02.2015. Buch-Nr.: 46323 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken