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Noam Chomsky / Andre Vltchek

Der Terrorismus der westlichen Welt. Von Hiroshima bis zu den Drohnenkriegen. Ein Gespräch. Aus dem Amerikanischen von Sven Wunderlich

Münster: Unrast 2014; 175 S.; 13,- €; ISBN 978-3-89771-565-3
Das Buch stellt die Niederschrift eines Gesprächs dar, das Andre Vltcheck bereits 2012 im Rahmen eines Dokumentationsprojektes mit Noam Chomsky führte, einem der wohl bekanntesten linken Intellektuellen unserer Zeit. Der Schriftsteller, Filmemacher und Journalist Vltcheck ist, so lässt sich nach Lektüre der Einleitung des Bandes festhalten, nicht nur ein Bewunderer Chomskys. Vielmehr zeugt das Gespräch nach eigener Aussage auch davon, dass es sich um eine „Diskussion zweier eng Verbündeter [handelt], die im Kampf für dieselbe Sache ihre Kräfte miteinander vereinten“ (13). Es ist vielleicht diesem Hintergrund des Buches geschuldet, dass die Argumente in dem bisweilen erratisch verlaufenden, den Gedankengängen und Assoziationsketten Vltcheks und Chomskys folgenden Gespräch stellenweise nur schwer nachzuvollziehen sind. Der Band besteht aus einem Potpourri von unterschiedlichen Schauplätzen, Themen und Thesen, dessen gemeinsamer Nenner die destruktive globale Rolle des Westens und das allgemein fehlende Bewusstsein für diese Kehrseite der Medaille darstellt. Vltchek gibt an, im Rahmen seiner journalistischen Tätigkeit auf den unterschiedlichen Kontinenten zu der Überzeugung gelangt zu sein, dass die von ihm behandelten Konflikte, Invasionen und Kriege „beinahe alle durch die geopolitischen und wirtschaftlichen Interessen des Westens heraufbeschworen worden sind“ (10). Anders als der Titel suggerieren mag, liegt der Schwerpunkt damit auf dem westlichen Imperialismus in seinen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Ausprägungen, nicht aber auf der Behandlung von Terrorismus im Sinne der heute geläufigen Verwendung des Begriffs. Dass dies keiner neutralen oder wissenschaftlichen Perspektive entspricht, überrascht nicht und ist auch nicht Ziel des Bandes. Ein Blick in das siebte Kapitel, in dem es um Osteuropa geht, verdeutlicht dies. Vltchek fällt hier durch Äußerungen auf, wonach faschistische Parteien in Europa womöglich ganz normal seien, „historisch gesehen ganz Europa faschistisch“ (70) sei und lediglich „[a]uf Kosten Milliarden hungernder Menschen weltweit […] umfangreiche Sozialnetze für Europäer geschaffen“ (71) worden seien. Die Ziele der Sowjetunion hingegen „waren erhabener Natur […]: Freiheit für alle armen Regionen der Welt, Antikolonialismus, Antiimperialismus und soziale Gerechtigkeit“ (71). Das Verhalten der Tschechen – als Beispiel für das heutige, angeblich irregeleitete Osteuropa – gleiche „einer Kollaboration und unterscheidet sich kaum von dem, was sie während des österreichisch‑ungarischen Imperiums taten, während der Besetzung durch die Nazis im Zweiten Weltkrieg oder während der sowjetischen Besatzung“ (74).
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Rubrizierung: 4.1 | 4.41 | 2.62 | 2.63 | 2.64 | 2.65 | 2.68 | 4.22 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Noam Chomsky / Andre Vltchek: Der Terrorismus der westlichen Welt. Münster: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38067-der-terrorismus-der-westlichen-welt_46111, veröffentlicht am 12.02.2015. Buch-Nr.: 46111 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken