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Werner Rügemer / Elmar Wigand

Die Fertigmacher. Arbeitsunrecht und professionelle Gewerkschaftsbekämpfung

Köln: PapyRossa Verlag 2014 (Neue Kleine Bibliothek 202); 238 S.; 14,90 €; ISBN 978-3-89438-555-2
Werner Rügemer und Elmar Wigand blicken in ihrem Bericht über die professionelle Bekämpfung von Arbeiterorganisationen vor allem auf die privatwirtschaftliche Praxis des „Union Busting“ (27). Sie beginnen den Band mit der Diagnose des derzeitigen Zustands der organisierten Arbeiterschaft und kommen zu dem Ergebnis, dass in ganz Deutschland massenhaft Verstöße gegen die Paragrafen 1 und 119 des Betriebsverfassungsgesetzes vorliegen. Derartige Verstöße gegen verbriefte Arbeiterrechte gehörten, selbst in eklatanten Fällen, „zu den am wenigsten verfolgten Straftatbeständen der Bundesrepublik“ (34). Die Verhinderung von Selbst‑ und Mitbestimmung am Arbeitsplatz setze schon an der Wurzel jeder Organisierung an, nämlich schon lange vor einer Betriebsratsgründung in Form der hochtechnisierten, professionell geplanten und durchgeführten Überwachung und Disziplinierung jedes einzelnen Arbeiters. Unter dem Paradigmabegriff der „Human Resources“ (51) fassen die Autoren viele verschiedene Formen derjenigen Mechanismen zusammen, deren Ziel letztendlich die „zerrissene Persönlichkeit“ (58) jedes Mitarbeiters sei. Sie klagen aber keineswegs nur an, sondern sammeln im Weiteren eine große Menge übersichtlich aufbereiteter Hintergrundinformationen zur Vernetzung und Arbeitsweise ganz konkreter Kanzleien und Konzerne, die sich auf die Gewerkschaftsbekämpfung spezialisiert haben, und geben für laufende oder zukünftige Auseinandersetzungen damit wertvolles Material an die Hand. Rügemer und Wigand vermitteln in diesem Kontext einen ausführlichen Überblick über die neuen Dimensionen eines Berufszweigs: Die Zahl der in Deutschland zugelassenen Rechtsanwälte betrug 2014 rund 163.000 und liegt damit fast so hoch wie die aller registrierten Maurer und Betonarbeiter, die zusammen auf rund 190.000 Beschäftige kommen. Im zweiten Teil des Buches binden die Autoren diese Entwicklungen an eine gesamtgesellschaftliche Perspektive an. Die Rolle des Staates im Allgemeinen, der Europäischen Union und der Parteien, Konjunkturprogramme wie die Agenda 2010 und sogar die Position der Kirchen, die sich mit ihren „Gelben Gewerkschaften“ (197) oft ganz besonders bei der Arbeiterbekämpfung hervortun, finden eine ausgewogene Betrachtung, zum Schluss anschaulich ergänzt durch eine Sammlung konkreter Fallbeispiele.
{FG}
Rubrizierung: 2.3312.342 Empfohlene Zitierweise: Florian Geisler, Rezension zu: Werner Rügemer / Elmar Wigand: Die Fertigmacher. Köln: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37972-die-fertigmacher_46361, veröffentlicht am 15.01.2015. Buch-Nr.: 46361 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken