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Martin Bemmann / Birgit Metzger / Roderich von Detten (Hrsg.)

Ökologische Modernisierung. Zur Geschichte und Gegenwart eines Konzepts in Umweltpolitik und Sozialwissenschaften

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2014; 327 S.; kart., 34,90 €; ISBN 978-3-593-50061-4
Etwa seit 1980 wird mit Ökologischer Modernisierung das Angehen von Umweltproblemen mittels technischer Innovationen und Marktmechanismen bezeichnet. Das Begriffspaar vereint, laut der Herausgeber des Sammelbandes, „die sich eigentlich ausschließenden Ideen von Dynamisierung und Bewahrung/Systemerhaltung“. Ziel ist, eine „Harmonie zwischen Ökonomie und Ökologie“ (11) zu erreichen. Ein wesentlicher Aspekt ist der Glaube daran, dass innerhalb der bestehenden gesellschaftlichen und politischen Strukturen, trotz begrenzter Ressourcen, umweltverträgliches Wirtschaftswachstum, vor allem durch Effizienzsteigerungen, möglich ist. Gegner kritisieren, dass das Konzept so einen dringend notwendigen gesellschaftlichen Wandel in Richtung einer Postwachstumsgesellschaft verhindere. Zu diesen Gegnern zählt Timmo Krüger; er sieht das Konzept als spezifische Reaktion auf die Gesellschaftskritik der 1970er‑Jahre. Vor allem kritisiert er die isolierte Betrachtung ökologischer Probleme aus einer technokratischen Perspektive und unter dem „Primat der Betriebsökonomie“ (104), unter dem umweltpolitische Maßnahmen nur als realisierbar gelten, wenn sie zugleich Betriebskosten senken oder Wachstum stärken helfen. Soziale, historische, demokratische und auch ökologische Aspekte selbst würden dabei vernachlässigt. Arthur Mol, Gert Spaargaren und David Sonnenfeld sehen diese und ähnliche weitverbreitete Kritik zum Teil als obsolet an, da das Konzept längst weiterentwickelt worden sei. Vertreter der Ökomoderne beschäftigten sich inzwischen auch mit sozialer Ungleichheit, Geschlechter‑ sowie Machtfragen und arbeiteten reflektierter und weniger technologiefokussiert als kritisiert werde. Weitere Kritikpunkte basierten auf unvereinbaren weltanschaulichen Perspektiven der Befürworter und Gegner des Konzepts. Aus neo‑marxistischer oder radikalökologischer Sicht sei die Ökologische Modernisierung natürlich abzulehnen, da sie immer noch am Kapitalismus festhalte. Aus diesen divergierenden fundamentalen Annahmen ergebe sich eine sehr unterschiedliche Ansicht darüber, welches Ausmaß und welche Geschwindigkeit ein ökologischer Gesellschaftswandel haben müsse. Der Sammelband geht auf die Tagung „Leben wir in einer ökologisch modernisierten Gesellschaft?“ zurück, die im Februar 2013 in Freiburg stattfand.
Wolfgang Denzler (WDE)
Diplom-Journalist, Student, Institut für Politikwissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.22.2612.3412.3132.3144.454.35.2 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Martin Bemmann / Birgit Metzger / Roderich von Detten (Hrsg.): Ökologische Modernisierung. Frankfurt a. M./New York: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37759-oekologische-modernisierung_46144, veröffentlicht am 06.11.2014. Buch-Nr.: 46144 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken